Oberhausen. .

Viele Pflegeeltern entscheiden sich für eine Adoption ihrer Pflegekinder. Aber es gibt auch Eltern, für die von vornherein nur eine Adoption in Frage kommt. Die meisten Paare haben eine lange Geschichte. Am Anfang stand die Sehnsucht nach einem eigenen Kind, am Ende ihre letzte Hoffnung: die Adoption.

Edith Lehmkuhl kennt sie alle. Die Leiterin der städtischen Adoptionsvermittlungsstelle ist die Kreuzung, an der sich die Schicksale aller Beteiligten treffen.

Die der Mütter, die ihrem Kind nicht geben können, was es benötigt. Die der Kinder, die damit fertig werden müssen, nicht gewollt zu sein. Und die der künftigen Eltern, die sich gedanklich vom eigenen Kind verabschiedet haben, um sich für ein fremdes zu öffnen.

Kein leichter Schritt

"Keine Mutter, die ihr Kind abgibt, hat sich diesen Schritt leicht gemacht", sagt die 60-Jährige, die seit 31 Jahren in der Adoptionsvermittlung tätig ist. "Die wenigsten sind minderjährig, viele gestandene Frauen, die nach einem sexuellen Abenteuer schwanger geworden sind oder sich vom Partner getrennt haben."

Fehle der Rückhalt in der Familie, sähen die Frauen nur einen Ausweg: ihr Kind fortzugeben. 13 Kinder (sieben Säuglinge, sechs Stiefkindadoptionen) vermittelte Lehmkuhl im Jahr 2011. Aktuell warten elf Paare auf eine Vermittlung.

Verantwortung für die Kinder

Paare, die dafür die nächste Hürde meistern müssen. "Es ist nicht leicht, anderen Einblicke ins eigene Leben zu geben", zeigt Lehmkuhl Verständnis. Aber: "Wir kennen die Leute ja nicht, und wir haben die Verantwortung für die Kinder." Verheiratet, gesund und nicht jünger als 21 /25 Jahre sollte das Paar sein. Wichtig ist Lehmkuhl, dass die künftigen Eltern in ein soziales Netz eingebunden sind. Denn: "Wer nicht gebunden ist, kann Bindung nicht weitergeben."

Die Mitarbeiterinnen (eineinhalb Stellen sind besetzt, zwei sollen es sein) akzeptieren auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften. „Bislang hatten wir das aber nur im Bereich der Stiefkindadoptionen und dann überwiegend bei weiblichen Paaren, bei denen die Partnerin der Mutter das Kind adoptierte."

"Möglichst wenig Risikofaktoren"

Wer in das Vorbereitungsseminar darf, kann sich glücklich schätzen. Doch selbst im Abschlussgespräch wurden noch Ablehnungen ausgesprochen. "Die Kinder haben bereits ein Bindungstrauma erlebt, sie benötigen Eltern, die möglichst wenige Risikofaktoren mitbringen."

Also agile Menschen, die in gesicherten Verhältnissen leben. Die psychisch und körperlich belastbar sind und sich Zeit für die Kinder nehmen. Ein Jahr dauert die Adoptionsphase, in der das Jugendamt noch die Vormundschaft übernimmt. Erst danach kann der Annahmeantrag beim Notar gestellt werden.

Die Wahrheit sagen

Wichtig ist Edith Lehmkuhl, dass die Eltern ihren Kindern die Wahrheit sagen. "Denn eine Lüge über die Herkunft ist eine Missachtung der kindlichen Persönlichkeit." Wie wichtig es für die Kinder ist, zu wissen, woher sie kommen, erlebt die Fachfrau bis heute.

„Ich bekomme viele Besuche von erwachsenen Adoptivkindern, die möchten, dass ich ihnen von ihren leiblichen Eltern erzähle.“ 60 Jahre lang bewahrt die Vermittlungsstelle die Geburtsunterlagen auf. Erst kürzlich half Edith Lehmkuhl einer 40-jährigen Frau dabei, ihre in ganz Deutschland verteilten sieben Geschwister ausfindig zu machen. „Das war eine Freude!“

Die Adoptionsvermittlungsstelle des Jugendamtes Oberhausen vermittelt Kinder aus dem Inland. Die Ämter aus der Region arbeiten zusammen. Bereits zweimal konnte Edith Lehmkuhl Zwillingspärchen aus Duisburg nach Oberhausen vermitteln. Die Vermittlung ist kostenfrei. Fällig werden später die Notargebühren.

Die Adoption eines ausländischen Kindes (für Papiere etc. kommen ein paar tausend Euro zusammen) muss entweder über eine der staatlich anerkannten Adoptionsvermittlungsstellen oder über das jeweilige Landesjugendamt laufen. Auch hierzu gibt es Auskunft an der Steinbrinkstr. 188, 825-6113/6171/6173.