Oberhausen. Sollten die Verhandlungen zwischen Medizinern und Krankenkassen über die Honorare scheitern, kann es ab Mittwoch kommender Woche auch zu Praxisschließungen kommen. Dies würden die Ärzte aber nur als “letztes Mittel“ in Betracht ziehen, so ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung.
Die aktuelle Verhandlungsrunde im Streit um höhere Ärztehonorare brachte am Donnerstag erneut kein Ergebnis. Sollten die nächsten Gespräche zwischen Medizinern und Krankenkassen am Dienstag (9. Oktober) ebenfalls scheitern, drohen schon ab Mittwoch Proteste und Praxisschließungen. Auch die Oberhausener Ärzte schließen flächendeckende und eventuell auch längerfristige Streiks nicht mehr aus.
„Für konkrete Maßnahmen haben wir uns in Oberhausen noch nicht entschieden. Klar ist aber, dass ab nächster Woche Aktionen starten werden, sollten die Verhandlungen scheitern“, erklärt Dr. Ulrich Kröll, der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Oberhausen.
Mit dem dann anstehenden Protest sollen aber nicht die Patienten, sondern die Krankenkassen getroffen werden. „Praxisschließungen werden das letzte Mittel sein.“ Über konkrete Maßnahmen in der nächsten Woche, wollte die Kassenärztliche Vereinigung am gestrigen Abend beraten. „Da wir nicht gewerkschaftlich organisiert sind, können wir nicht direkt reagieren“, schildert Kröll. „Eine Idee wäre ein Ausstand der Arzthelfer und Arzthelferinnen.“
Beim „Quali-Net O.“, einem Netzwerk in dem 60 Oberhausener Ärzte organisiert sind, hat man sich bereits Gedanken über eine Antwort auf die stockenden Verhandlungen gemacht. „Aufwändige Behandlungen von Patienten werden von uns in Anbetracht der seit 2008 eingefrorenen Arzthonorare und von den Krankenkassen festgelegten Pro-Kopf-Budgets künftig vermehrt nicht mehr in den Praxen durchgeführt, sondern in die Krankenhäuser verlagert“, schildert Netzwerksprecher Dr. Albrecht Müller.
Mediziner wissen um schlechte Außendarstellung
Als nächster Schritt steht eine Schließung von Arztpraxen im Raum. „Selbstverständlich gewährleisten die Quali-Net O.-Ärzte eine vernünftige Grundversorgung, aber die Einschnitte werden die Patienten sehr deutlich zu spüren bekommen.“
Müller versucht das weiter einzuordnen. „Die medizinische Versorgung unserer Patienten stand und steht für uns ganz klar im Fokus. Diese ist jedoch ohne eine auch von uns geforderte deutliche Erhöhung der Honorare nicht mehr darstellbar.“
Ähnlich sieht es auch Dr. Tilmann Kornadt, Kardiologe und Vorstand von Quali-Net. „Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Köhler hat es mit dem Vergleich der Freiheit die uns Ärzten bleibt, und derjenigen von Gefangenen auf dem Gefängnishof gut auf den Punkt gebracht.“
Kornadt weiß zudem um die schlechte Außendarstellung der Ärzte. „Es geht uns aber nicht um unsere Jachten in Monte Carlo, sondern um mehr Geld für die richtige Patientenversorgung.“