Oberhausen. .
Inmitten eines Wohnviertels ragt ein großes, rotes Haus hervor. Die Architektur des Gebäudes scheint aufwendig. Die Fenster sind jedoch eingeschlagen und teilweise verbarrikadiert.
Um das Gebäude herum befinden sich Absperrbänder und -zäune. An diesen Zäunen kleben Bilder und Skizzen. Vor dem Gebäude ist eine Bühne aufgebaut, Menschen genießen an den nebenstehenden Ständen Bratwürstchen oder Crepes. Ein paar von ihnen stehen an einem Getränkestand. Die Stimmung ist fröhlich, doch die Gesichter der Anwohner sehen eher skeptisch aus.
Stadtteilfest zum vierten Mal
Die Skepsis geht allerdings langsam in Verzweiflung und Enttäuschung über, denn: Das beschriebene Gebäude ist das alte Lyzeum des Elsa-Brändström-Gymnasiums, welches nun seit bereits zehn Jahren leer steht.
Bereits zum vierten Mal veranstalteten die Bewohner des Marienviertels – „einer der schönsten Stadtteile“, wie ein Anwohner sagte – dieses Viertelfest, um „gute Stimmung zu schaffen und Aufmerksamkeit zu erregen“, erklärte Robert Bosshard, Bewohner des Viertels.
Keine Idee wurde verwirklicht
In den vergangenen zehn Jahren gab es mehrere Investoren, die Ideen und Pläne für das Lyzeum hatten, bis jetzt wurde jedoch keine einzige verwirklicht. Fatal: Das Gebäude verfällt von Jahr zu Jahr, die Fenster werden eingeschlagen und die Grünflächen rundherum werden vernachlässigt.
Die Anwohner versuchen seither alles Mögliche, um „ihr“ Lyzeum zu beleben. So engagierten sie beispielsweise zwei Studentinnen der Universität Duisburg-Essen. Ihr Studiengang nennt sich „Urbane Systeme“, in dem sie auch einen praktischen Teil absolvieren müssen.
Zwei Uni-Studentinnen helfen
Sie entschieden sich, dazu das alte Lyzeum zu nehmen. „Für uns ist es sehr essenziell, die Stadtteilprozesse genauer zu betrachten“, berichtete die 26-jährige Burcu Cakir. „Im ersten Schritt sind wir durch den Stadtteil gelaufen und haben für uns ansprechende Sachen fotografiert“, fügte Lauren Kalinke (26) hinzu.
So entstand ihre Skizze vom Viertel, in dem sie die Sehenswürdigkeiten durch Bildbearbeitung hervorhoben.
Momentan gibt es einen neuen Investor, der am Samstag von den Anwohnern eingeladen wurde. Seine Pläne – so wird gemunkelt – laufen auf mehrere teure Eigentumswohnungen hinaus. Die Begeisterung über diese Pläne hält sich bei den Bürgern eher in Grenzen. „Wir wären aber bereit, mit dem Investor über seine Ideen zu reden“, meint Billi Erlenkamp, eine der Anwohnerinnen. „Hauptsache, wir bekommen wieder Leben in die Bude.“
Investor erschien nicht
Aber auch nach dem vierten Viertelfest gingen die Anwohner und Engagierten wieder enttäuscht nach Hause, denn der Investor ist nicht einmal erschienen. „Das tut niemand, der wirklich Interesse hat“, sagte eine Anwohnerin traurig.
In die Entwicklung des Lyzeums scheint nach langem Stillstand nun endlich Bewegung zu kommen: Lulzim Memeti, Eigentümer der zunehmend verfallenden denkmalgeschützten Immobilie gibt an, das ehemalige Schulgebäude ab März 2013 zu einem Wohnkomplex umbauen zu wollen.
Auftragsvergabe wohl Ende Oktober
In den vergangenen Wochen haben intensive Gespräche zwischen dem städtischen Bau- und Planungsamt, Memeti, einer Architektin sowie der Oberen Denkmalbehörde des Landes NRW stattgefunden. Hintergrund sind Pläne zum Umbau des Lyzeums zu 23 Wohnungen, für welchen die Denkmalbehörde nun grünes Licht gegeben haben soll. Dezernent Peter Klunk: „Auf dieser Grundlage kann der Eigentümer nun seine Sanierungsplanungen fortführen.“
Als kooperativ und zielführend bezeichnet dieser die Gespräche mit den kommunalen und den Landesbehörden. Wohl Ende Oktober sei damit zu rechnen, dass er den Auftrag für den Lyzeum-Umbau vergeben könne, sagt Memeti, ehe er den notwendigen Bauantrag bei der Stadtverwaltung einreichen werde. Konkrete Angaben will er am heutigen Dienstag machen.