Oberhausen. Zum Auftakt der Serie geht es um ein ungewöhnliches Wettrennen: Mit Bus, Rad, Auto und zu Fuß vom Norden gen Süden. Tempo und Schönheiten
Auto, Fahrrad, Bus und Schusters Rappen – vier Fortbewegungsmöglichkeiten. Vier Kollegen, die diese ausprobieren. Wir alle starten gemeinsam im hohen Norden, um uns in Richtung Süden aufzumachen. Ginge es nur um Geschwindigkeit, stünde der Sieger wohl schon vorher fest– wer (außer einem Stau oder einer Panne) kann dem Auto da Konkurrenz machen? Wäre nur der Umweltaspekt von Bedeutung, hätte unser Wanderer zweifelsohne die Nase vorn. Also: Schnelligkeit und Umweltschutz sind nur zwei Nebenaspekte. Der Reiz der Strecke ist ein Thema, der Stress auf der Strecke auch. Und das Auto muss Autobahnen meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Ich starte meinen Töff-Töff um genau 10.22 Uhr am Hirschkamp, inmitten einer Schar von Schulkindern, die ähnliches im Sinn hat wie Felix Laurenz, der im Team als Fußgänger unterwegs sein wird: Die Schüler haben Wandertag.
Ehrlich: Ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, denn es drohen Regenwolken. Ich fahre also im Schneckentempo an den Kindern vorbei und folge dem Bus, in dem Kollege Dennis Vollmer sitzt, bis zur nächsten Ampel. Hier trennen sich unsere Wege, der Bus biegt rechts ab, ich links.
Plötzlich im Rückspiegel tritt Kollegin Stephanie Weltmann mächtig in die Pedale, hat offenbar einen ähnlichen Weg ausbaldowert wie ich und düst Richtung Schmachtendorf. Ich auch. Bis zur nächsten Ampel kann ich einen kleinen Vorsprung herausfahren. Dabei kommt mir die Zeit zugute: Kein Berufsverkehr. Aber jede Ampel ist rot.
Weil hier vielerorts Tempo 30 gilt, habe ich Zeit, einen Blick auf die schmucken Fassaden zu werfen. Ich schlängele mich durch Schmachtendorf, in dem noch letzte Abbauarbeiten nach der Kröößkirmes laufen, um links in die Straße Im Heeck einzubiegen. Hier wird’s richtig ländlich. Wald rechts und links, durchs offene Fenster kommt erdiger, feuchter Herbst-Duft. Tief durchatmen, bald wird es muffiger.
Die Weierstraße ist weniger schön zu befahren, viele Autos, ein Stau am Kreisverkehr. Markgrafen- und Buschhausener Straße sind die nächsten Stationen. Spätestens dort werde ich daran erinnert, dass ich in einer Stadt, nicht auf dem Land bin. Hier knubbeln sich die Autos – mit meist nur einem Insassen. Ich muss mehr aufpassen. Aus dem Augenwinkel sehe ich ein Schiff über den Kanal schippern. Ich wäre gern stehen geblieben, hätte ein wenig zugesehen. Geht aber nicht – mitten auf der Buschhausener Straße hätte ich ruck zuck einen Stau verursacht.
Also weiter gen Oberhausen-Mitte. Ich entdeckte am Straßenrand Bäume, die deutlich nach Herbst aussehen. Komisch, vor zwei Tagen ist mir das gar nicht aufgefallen. Die schlimmste Strecke ist so etwa der letzte Kilometer bis zur Redaktion an der Goebenstraße, unserem Ziel. Da zieht ein Lkw aus einer Einfahrt an der Hansastraße, ohne zu sehen, dass ich gerade da lang fahre – ok, die Bremsen sind in Ordnung. Ist ja auch schön. Dann das Gewusel auf der Goebenstraße. Blinken, in den Hof einbiegen, einparken. Zeit stoppen: Um 10.47 Uhr bin ich am Ziel. Und die anderen?
Der Fahrbericht des „Busfahrers“