Oberhausen. . Bei den „Blue Tigers“ spielen Menschen mit Behinderungen Basketball. Und das äußerst erfolgreich. Ihre Trainingspartner: Judokas ohne Behinderung

Die Zuschauer springend jubelnd von ihren Sitzen, bevor die Spieler wissen, warum. Auf und ab hüpft das Bild der Kamera und mit ihr die gefilmte Szene auf dem Spielfeld – wie sich der angesetzte Sprint des Kapitäns zum gegnerischen Korb in einen Freudensprung verwandelt, die Spieler laut im Chor ihren Mannschaftsnamen rufen: „Blue Tigers!“ – „Blue Tigers!“ wandert der Gesang von der Leinwand in die Turnhalle am Förderturm, bevor die Basketballmannschaft der Behindertensportgruppe Sterkrade einläuft: Im Kreis zahlreicher Ehrengäste feiern sie ihren bereits zweiten Sieg in Folge beim „Handi-Cup“ der Lebenshilfe Oldenburg.

Seit 2004 gibt es die Blue Tigers, eine Gruppe von Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, mit Lernschwächen oder anderen Einschränkungen, die zusammen Basketball spielen. Das machen sie nicht nur so erfolgreich, dass sie sich zuletzt gegen fünf Mannschaften beim Handi-Cup durchgesetzt haben – geradezu nebenbei schaffte Trainer Alexandros Christoudas in Teilen etwas, um das sich seit Jahren Politik, Institutionen und Vereine bemühen: inklusiven Sport.

Thema ins Blickfeld gebracht

Die UN-Behindertenkonvention 2006 rückte den Begriff der Inklusion ins Blickfeld, gemeint ist ein gemeinsames Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen. Die Blue Tigers nun, eine Mannschaft der Behindertensportgruppe, trainierte lange Zeit in einer Sporthalle neben den Judoka des Polizeisportvereins – und mittlerweile üben sie auch miteinander.

„Mir war von Anfang an wichtig, dass die Blue Tigers wie eine richtige Mannschaft trainieren können“, sagt Trainer Christoudas. Es gebe einen Mannschaftsarzt, Sponsoren, nur der Gegner fehlte – bis er die Kampfsportler fragte.

Barrieren werden überschritten

Auch wenn sie nicht in der gleichen Disziplin seien, die Freude am Sport verbinde, sagen die Judoka. Anfangs seien sie aber vorsichtiger ins Spiel gegangen, ohne viel Körperkontakt, gesteht Daniel Neiß, Trainer beim PSV. Mittlerweile seien Barrieren, auch gedankliche, überschritten: „Wir spielen richtig und wir verlieren auch.“ Sport, ergänzt PSV-Mitglied Clemens Wallhorn, „ist die einfachste Möglichkeit, um einander kennen zu lernen und Vorurteile abzubauen“. Denn die habe es durchaus gegeben, heißt es aus der Runde. Wie stark spielt eine solche Gruppe wie die Blue Tigers wirklich als Team?

Es sei gerade der Teamgeist, der seine Mannschaft aus- und stark mache, sagt Manuel Walter. „Bei uns achtet jeder auf den anderen, manchmal spielt man nicht so schnell, damit jeder mitmachen kann.“ Erst seit einem halben Jahr wirft der 22-Jährige für die Blue Tigers Körbe, in dieser Zeit, das sah Jürgen Walter schnell, habe sein Sohn sich verändert: „Früher hat er sich nach der Arbeit in sein Zimmer zurückgezogen, jetzt ist er fröhlicher und richtig aufgeblüht.“

Gerne würden die Blue Tigers auch mit einer anderen Basketballmannschaft trainieren, sagt Alexandros Christoudas, doch dazu sei es bisher nicht gekommen. Leider. Etwas anderes fehlt Spielerin Patricia Hölch: mehr Anerkennung. „Es sollten mehr Leute zu unseren Spielen kommen.“ Wenn die Zuschauer einen anfeuern, wie beim Handi-Cup, „macht so ein Spiel irgendwie mehr Spaß.“