Oberhausen. . Gabriele Gantenberg stellt Menschen einen Schlafplatz zur Verfügung. Aus reiner Neugier. Denn die Leute, die über die Internetseite „Couchsurfing“ den Weg zur ihr finden, kennt sie eigentlich gar nicht.

Einer der seltsamsten Gäste war, wie sollte es anders sein, ein Journalist. Der Mann berichtete über eine Wrestling-Veranstaltung in der König-Pilsener-Arena. Gabriele Gantenberg bekam den freundlichen Mann kaum zu sehen, weil er eigentlich immer unterwegs war, arbeitete oder schlief. Andere Gäste waren da schon gesprächiger, einige brachten sogar Süßigkeiten mit. Aber sie alle übernachteten nicht in einem Hotel, sondern auf einer Couch in der Wohnung von Gabriele Gantenberg. Möglich wurde das durch „Couchsurfing“, eine Seite im Internet, die Menschen aus allen Teilen der Welt zusammenbringen will.

Ein Beispiel: Wenn ein Nutzer der Seite einen kurzen Ausflug nach Berlin plant, kann er einen Berliner Nutzer fragen, ob dessen Couch für die Nacht frei ist. „Es geht aber nicht darum, Geld zu sparen“, stellt Gabriele Gantenberg klar. Deshalb kassieren die Nutzer für den Schlafplatz auch grundsätzlich keinen Cent. Denn das Motto der kostenlosen Seite lautet: „Mache mit bei der Erschaffung einer besseren Welt – Couch für Couch.“

Große Städte sind gefragt

Die Idee: „Couchsurfer“, so nennen sich die Benutzer der Seite, sollen lernen, ein fremdes Land durch die Augen der Einheimischen zu sehen - nicht durch die Augen eines Touristen. So bekam Gantenberg dank „Couchsurfing“ vor einigen Jahren Kontakt zu einem spanischen Pärchen. Die beiden waren von ihr so begeistert, dass sie die Oberhausenerin spontan zum feierlichen Namenstag eines Onkels einluden.

Zum ersten Mal in Kontakt mit der Internetseite kam Gantenberg aber aus Geldnot. 2005 war sie knapp bei Kasse, wollte aber trotzdem nach Dublin reisen. Die damals 20-Jährige schrieb mehrere Nutzer von „Couchsurfing“ an, fand aber kein Zimmer. „Gerade in großen Städten ist es immer sehr schwierig, einen Schlafplatz zu finden.“

Besucher aus aller Herren Länder

Gantenberg aber blieb dem Portal, trotz Enttäuschung treu und bot während ihrer Ausbildung in Rheinbreitbach, einer kleinen Gemeinde im Norden von Rheinland-Pfalz, eine Couch zur Übernachtung an. „Ich hätte nie erwartet, dass sich da jemand meldet.“ Doch die Couchsurfer kamen sogar in die rheinische Provinz. Ein Inder etwa, der auf dem Weg zu einer Medizinkonferenz war und auch ein Polizist aus Berlin, der seine Tochter besuchen wollte. „Es ist immer spannend, all diese Menschen kennen zu lernen.“

Auch in Oberhausen durfte Gantenberg schon einige „Couchsurfer“ begrüßen. Eine Gruppe von Belgierinnen etwa, die einen Film über das Ruhrgebiet drehten, Kroaten, die auf einer Tour durch Deutschland waren. „Besonders viele Leute wollen während der Kurzfilmtage vorbei kommen“, meint Gantenberg.

Nutzer werden bewertet

Schlechte Erfahrungen mit anderen Nutzern hat sie bisher nicht gemacht: „Alle, die ich getroffen habe, waren sehr freundlich.“ Um sicherzustellen, dass das auch so bleibt, können die Nutzer von „Couchsurfing“ andere Teilnehmer bewerten. Anhand der Bewertungen kann man dann entscheiden, ob man dem potenziellen Besucher die eigene Couch anbieten möchte - oder lieber nicht. Gabriele Gantenberg jedenfalls hat es nie bereut, einem Unbekannten ihre Couch überlassen zu haben. Auch wenn der Journalist sich damals kaum blicken ließ.