Kreis Kleve. Die Mietpreise sind zu hoch – und es gibt zu wenige Kleinwohnungen. Das ist für internationale Studierende ein Problem
Zimmer, 10 qm, 3,45 mal 3 Meter, 200 Euro plus 45 Euro Nebenkosten“ – dieses Inserat findet man im Internet unter Kleve, vermarktet durch einen niederländischen Makler. Das ist ja wie in Düsseldorf. „Die Nachfrage bestimmt den Preis“, sagt dazu ein Klever Immobilienmakler. Und die Nachfrage ist hoch. Die Stadt ist noch nicht vorbereitet auf die vielen Studenten. „250 Euro für 16 Quadratmeter, manche höher, mit W-Lan-Anschluss für die Computer“, beschreibt der Makler. Er selbst vermietet auch, möbliert, mit Küchenecke.
Über ähnliche Probleme hat die NRZ in Emmerich bereits berichtet. Die Lage in Kleve macht es auf Emmericher Seite nicht leichter: „Wir brauchen nach wie vor dringend Wohnungen in Emmerich“, erklärt Petra Hübers, die Wohnungsbetreuerin der Hochschule.
„Schon in Vor-Hochschul-Zeiten waren Klein-Wohnungen für Singles, ältere Alleinstehende, Hartz-IV-Empfänger sehr gefragt. Der Trend ist ungebrochen, die Studenten kommen hinzu“, beobachtet Hiltrud Schoonhoven, Geschäftsführerin des Haus- und Grundeigentümervereins Kreis Kleve. Es gibt Sorge unter den Vermietern, etwa, wer in Wohngemeinschaften (WGs) haftet, wenn ein Schaden entsteht oder wo man für Studienabbrecher einen Nachmieter herbekomme. „Üblicherweise geht das aber fließend. Richtige Studenten sind prima Mieter, denke ich“, motiviert Schoonhoven.
Dass in Kleve zwei Häuser mit Studentenwohnungen entstehen, wird erst im nächsten Semester spürbar. Zu den 600 Studenten vom Vorjahr kommen in Kleve aktuell 803 fürs Erstsemester hinzu. „Aber die heiße Phase kommt erst noch. Weitere folgen bis Mitte November, die momentan im Ausland auf ihr Visum warten“, zählt die Präsidentin der Hochschule, Prof. Marie-Louise Klotz, auf.
Aus Nigeria
und China
Und die stehen dann direkt mit Koffer in Emmerich und Kleve und brauchen ein Bett. „Unsere Studenten kommen von allen Kontinenten, aus Tansania, Nigeria, China. Das ist Neuland für die Vermieter“. Sie seien skeptisch. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatten in Emmerich Vermieter Probleme, die Bangladeshis als Mieter hatten. Prof. Klotz: „Wir sind eine lernende Region.“ In jeder Hinsicht.
Die Hochschule hat Personal eingestellt, um den Wohnungsmarkt zu sichten, Angebote von Vermietern auf die Internetseite der Hochschule Rhein-Waal zu stellen, Daten zu standardisieren – z.B. Erreichbarkeit per Bus und Bahn – Doppel-Nachfragen zu vermeiden. „Das Hotel Schweizerhaus hat Zimmer bereit gestellt“, freut sich Prof. Klotz. Von privat liegen die Mietpreise bei 230 bis 250 Euro.
Von 7,50 bis elf Euro pro Quadratmeter in Neubauhäusern, weiß Frank Rosar von der Volksbank Kleverland. Relativ viele Studenten aus Nimwegen schöpfen hier bereits den Markt ab. Die Volksbank selbst plant ein Objekt mit 60 bis 80 Wohnungen zu errichten.
„Die Vermieter stellen sich allmählich auf die Nachfrage ein“, findet Ludger Braam, Sparkassenvorstand. Privatleute nehmen Kredite auf, um das Dachgeschoss zur Studentenbude auszubauen oder für WGs zu renovieren. „Der Niederrheiner ist abwartend.“
Für die Studierwilligen aus der Ferne wollen die Jungsozialisten zumindest für ein paar Start-Tage helfen. „Couch-Surfing“ nennt sich sowas. Notschlafplätze zu Hause auf dem Sofa, erläutert Vorsitzender Frank Thon. „In ein paar Fällen konnten wir internationalen Studenten damit helfen.“ Steffen Bucksteeg, der Präsident des Studierenden-Parlaments, bleibt im Elternhaus vom Wohnproblem verschont. Aber er weiß, seine Kommilitonen leben schon überall in den Dörfern verteilt. „Vermieter tun sich schwer mit WGs, weil die schon mal zum Partytreffpunkt werden könnten.“