Oberhausen. Ein Oberhausener Polizist soll mit einem Kollegen einen brutalen Überfall vorgetäuscht haben, mit dem die beiden eine Versicherungspolice kassieren wollten. Freitag beginnt der Prozess am Amtsgericht. Für die suspendierten Beamten stehen darüber hinaus auch Beamtenstatus und Pension auf dem Spiel.
Der Fall hatte vor gut einem Jahr die Oberhausener Polizeibehörde erschüttert: Zwei Polizisten hatten behauptet, auf der Knappenhalde Opfer eines brutalen Überfalls geworden zu sein. Doch im Zuge der Ermittlungen kam heraus, dass die Attacke offenbar nur vorgetäuscht war, um Geld von einer Versicherung einzustreichen. Während einer der Täter möglicherweise mit einem Strafbefehl davonkommt, muss sich am kommenden Freitag einer der beiden Beamten vor dem Oberhausener Amtsgericht verantworten.
Politische Debatte ausgelöst
Die Anklage lautet nach Angaben der Staatsanwaltschaft Duisburg auf Vortäuschung einer Straftat, falsche Verdächtigung und Versuch des Versicherungsbetrugs. Im Falle der Verurteilung müsse der angeklagte Beamte mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe rechnen, sagte Oberstaatsanwalt Bernhard Englisch am Dienstag auf Anfrage.
Für die beiden suspendierten Polizisten steht darüber hinaus der Beamtenstatus und damit die Pension auf dem Spiel. Auf eine Zukunft im aktiven Polizeidienst können sie sich keine Hoffnung mehr machen.
Vermeintlicher Überfall hatte für Wirbel gesorgt
Der vermeintliche Überfall auf die Beamten hatte damals für mächtigen Wirbel gesorgt. Am späten Abend des 14. Juni 2011 hatten die beiden 33 und 39 Jahre alten Männer Alarm geschlagen: Bei einem Einsatz an der Knappenhalde seien sie von mehreren unbekannten Tätern – womöglich aus dem Drogenmilieu – überfallen und mit einem stumpfen, harten Gegenstand niedergeschlagen worden.
Die Rede war von schweren Kopfverletzungen, einer der Männer kam sogar auf die Intensivstation. Stundenlang hatte damals ein Hubschrauber der Polizei auf der Suche nach Tätern über dem Gebiet rund um die Knappenstraße gekreist.
Vorfall löste Debatte um Personal und strengere Gesetze aus
Der Fall hatte zudem eine Debatte über mehr Personal für die Polizei und strengere Gesetze ausgelöst. NRW-Innenminister Ralf Jäger hatte die angebliche Attacke „hinterhältig“ und „verabscheuungswürdig“ genannt.
Die eigens eingerichtete Ermittlungskommission im Oberhausener Polizeipräsidium stieß dann jedoch auf Verdachtsgründe, die sie auch in die Richtung der vermeintlichen Opfer ermitteln ließ. Heraus kam: Die beiden Beamten sollen die Gewalttat nur vorgetäuscht haben. Ihr Ziel war es offenbar, Geld von einer Versicherung zu kassieren, die sie gegen das Risiko einer zeitlich begrenzten Dienstunfähigkeit absicherte. Es ging nach Angaben der Polizei dabei um jeweils eine „knapp fünfstellige Summe“.
Strafbefehl gegen Partner
Angesichts dieses Ermittlungsergebnisses wich im Oberhausener Polizeipräsidium damals das Entsetzen über den brutalen Überfall einer ungläubigen Betroffenheit. „Die Kollegen fühlten sich von Männern aus den eigenen Reihen über den Tisch gezogen“, sagte Polizeisprecher Johannes Paus. „Alle hatten Anteil genommen, manch einer hatte sie noch im Krankenhaus besucht. Und dann das.“
Das einzig Positive an der Sache sei, so Paus, dass die Oberhausener Polizeibehörde aus eigener Kraft und ohne externe Ermittler das Vergehen der beiden Männer aufgedeckt hat. „Wir haben damit gezeigt: Hier wird nichts unter den Teppich gekehrt. In unserem Haus haben schwarze Schafe nichts zu suchen.“
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte einer der beiden Polizisten versucht, den anderen in einem schlechteren Licht dastehen zu lassen. Deshalb steht er nun auch wegen falscher Verdächtigung vor Gericht.
Der Strafbefehl für seinen Partner sei noch nicht rechtskräftig, sagte Oberstaatsanwalt Englisch. Über die Höhe des Strafbefehls gab er keine Auskunft.