Oberhausen. Freund und Helfer war einmal: Steigende Gewaltbereitschaft macht den Polizeibeamten Sorgen. Zugenommen habe vor allem die Intensität der Vergehen. Selbst bei Kindern sei “der Einsatz eines Messers nicht ausgeschlossen“.

Opfer von Gewalt wurden diesmal „nur“ zwei Beamte, die Ereignisse vom Dienstagabend gehen aber alle Polizisten an. „Das hätte jeden treffen können“, fasst Behördensprecher Ralf Weyer zusammen, was die Kollegen der Verletzten denken. „Das nimmt selbstverständlich jeden von uns mit und bedrückt uns alle.“

Nachdem zwei Polizisten während eines Einsatzes auf der Knappenhalde von Unbekannten brutal angegriffen und verletzt wurden, hat sich das Verhalten ihrer Kollegen verändert. „Sie sind momentan noch vorsichtiger“, so Weyer. „An ein unbekanntes Einsatzgeschehen wird man nun sicherlich anders herangehen.“ Momentan sei etwa kaum denkbar, dass zu ähnlichen Einsätzen eine einzelne Streifenwagenbesatzung losgeschickt werde. „Wenn alles problemlos verläuft, kann der zweite Wagen besser wieder wegfahren.“ Insgesamt führe das natürlich zu einer größeren Arbeitsbelastung.

„Der Respekt ist verloren gegangen“

Eine große Zahl an anwesenden Beamten sei für die Klärung eines Geschehens allerdings nicht immer förderlich, gibt Weyer zu bedenken. „Manchmal entstehen durch eine vermeintliche Übermacht der Polizei Aggressionen.“ Doch nicht nur das: „Es gab einen großen Wandel im Verhalten der Gesellschaft.“ Noch vor einigen Jahren sei die bereitwillige Unterstützung der Polizei durch die Bevölkerung deutlich höher gewesen. Heutzutage würden Polizisten gerade von jüngeren Leuten nur noch selten als „Freund und Helfer“ angesehen. „Viel häufiger sehen sie im Polizisten ein Feindbild.“

Nicht selten würden etwa Beamte, die Streitigkeiten zwischen zwei Parteien schlichten wollten, als weitere Gegner betrachtet. Weil sie helfen wollen, werden sie beleidigt, manchmal auch angegriffen und verletzt. „Der Respekt gegenüber der Polizei ist verloren gegangen“, die Gewalt gegenüber Polizisten sei gestiegen.

Zunahme von "Beinahe-Situationen"

„Die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft hat sich verändert“, sagt auch Volker Serve von der Gewerkschaft der Polizei (GDP) in Oberhausen. Auch hier sei bei der Gewalt gegenüber Polizeibeamten eine leichte Zunahme erkennbar. „Allerdings ist es nicht so schlimm wie in anderen Städten.“ Zugenommen habe nicht unbedingt die Zahl, wohl aber die Intensität der Vergehen.

Vor allem die „Beinahe-Situationen“, in denen gerade noch eine Deeskalation möglich ist, nähmen deutlich zu. „Dass der Polizeiberuf nicht ungefährlich ist, weiß jeder, der ihn ergreift“, sagt Serve. Nicht umsonst würden Polizisten besonders ausgewählt und ausgebildet.

„Heute muss man aber teilweise schon bei Kindern davon ausgehen, dass der Einsatz eines Messers nicht ausgeschlossen ist.“ Etwas Unvorhergesehenes, etwas Gefährliches könne grundsätzlich bei jedem Einsatz passieren. „Da kann man noch so gut vorbereitet sein.“