Elin Wikström kommt fast durcheinander, als sie ihre Unterlagen durchblättert. Südafrika, Türkei, Singapur, Detroit, Paris, Brüssel, Leipzig – vier Wochen lang schickt die schwedische Künstlerin drei Ruhrgebietler auf Bildungsreise.
Und die Liste der angepeilten Orte, Menschen und Projekte ist lang, seitenlang. Denn Wikström hofft auf viele Erkenntnisse. Ihre „Grand Tour Nouveau“ ist Teil der nächsten Emscherkunst-Ausstellung 2013. Ihr Ziel: ein besseres Verständnis des Wandels von der Industrie- zu Informationsgesellschaft.
100 Bewerbungen, drei Kandidaten
Dafür sammeln, dokumentieren und analysieren die drei Weltreisenden ihre Eindrücke von Orten, die wie das Ruhrgebiet vom Strukturwandel geprägt sind. Sarah Bäcker ist eine von ihnen. Die 31-jährige Oberhausenerin wurde aus etwa 100 Bewerbern ausgewählt. Ihre Reiseerfahrung, Ideen für die Dokumentation, Neugier, Offenheit und ein starkes Interesse an der Entwicklung der Region waren für die Auswahljury ausschlaggebend.
Emscherkunst.2010
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Sarah Bäcker hat Architektur und Innenarchitektur in Düsseldorf studiert, arbeitet freiberuflich und strebt noch einen Abschluss in Stadtplanung an. Thema ihrer Recherchereise ist das Planen und Bauen im postindustriellen Strukturwandel: Wie können öffentliche Räume gestaltet werden? Ziele sind zum Beispiel Liverpool und Manchester, um deren Strategien gegen schrumpfende Städte kennenzulernen. Oder das Zentrum des ukrainischen Steinkohle- und Industriegebiets Donezk. Ganz besonders reizt die 31-Jährige die geplante Tour zur Geisterstadt-Insel Hashima vor der Südwestküste Japans.
Die vierwöchigen Reisen wurden in Workshops erarbeitet
Nun traf Sarah Bäcker bei einer vorbereitenden Tour durch die Emscherregion – mit Stationen auf der Rehberger-Brücke in Oberhausen, im Berne-Park und an der Kläranlage Bottrop – zum ersten Mal ihre beiden Mitstreiter, den Künstler und Autor Fabian Mirko May aus Essen, der sich unter dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung auf den Weg nach Berlin, Paris und in südafrikanische Townships macht und auf Heinz Frentrop aus Datteln, der die Wirtschaft und Politik in der modernen Gesellschaft unter die Lupe nehmen wird, unter anderem in Brüssel und New York.
Intensive Erfahrung
Am 10. September geht’s los. Begleitet werden die drei auf ihrer vierwöchigen Tour jeweils von einem „Cicerone“, einem Mitarbeiter des Teams, das die drei Reisen in Workshops erarbeitet hat. Sarah Bäcker freut sich auf eine „intensive Erfahrung“. Von unterwegs werden die drei einen Blog schreiben. Die Touren werden 2013 während der Emscherkunst in einer eigenen Ausstellung präsentiert, inklusive Live-Reiseberichte.
EmscherKunst aus der Luft
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Elin Wikström produziert in ihrer Kunst keine Objekte, sondern provoziert Begegnungen. Sie will gesellschaftliche Prozesse anstoßen und setzt dafür auf die aktive Teilhabe ihrer Umgebung. Alle Erfahrungen der Weltreisenden sollen – mit Gewinn – an die Region zurückgegeben werden. „Es ist schließlich öffentliches Geld, das wir ausgeben“, erklärt die Künstlerin.
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