Oberhausen. Zwei Künstler, ein Kunst-Raum-Erlebnis. Objekte und Malerei in der Halle im Zentrum Altenberg.
Zugegeben: Ausstellungen, die der Verein für aktuelle Kunst in der ehemaligen Werkshalle im Zentrum Altenberg zeigt, sind alles andere als dafür geeignet, Kunsterlebnisse mal eben so mitzunehmen. Doch wer sich Zeit nimmt, sich auf konkrete Kunst, um die es hier geht, die nichts abstrahiert oder symbolisiert, einlässt, schult seine Wahrnehmung und sieht mehr.
Die Kombination aus Farbinstallationen der Malerin Elisabeth Sonneck und Objekten des Künstlers Peter Stohrer sind ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Mühe lohnt, von Sehgewohnheiten Abschied zu nehmen und sich auf Neues einzulassen. Die beste Gelegenheit dazu bietet die Eröffnung der Präsentation am Sonntag, 26. August, um 11.30 Uhr. Sowohl die Einführung von Burkhard Leismann, Direktor des Kunstmuseums Ahlen, als auch die beiden Künstler selbst werden dazu beitragen, auch Gästen, die sich bisher weniger mit konkreter Kunst beschäftigt haben, den Zugang zu erleichtern. Davon ist Hartmut Kopma, der Vorsitzende des Vereins für aktuelle Kunst, überzeugt.
Harmonie und Kontrast
Eine „Preview“ in die von den Künstlern gemeinsam kreierte Installation zeigt: Es erwartet die Besucher ein beeindruckendes Raum-Kunst-Ereignis. Sonneck und Stohrer, die sich nicht kannten, bevor sie den Auftrag annahmen, eine Ausstellung gemeinsam zu gestalten, machen den Besucher schon beim Einritt in die Halle neugierig. Ein merkwürdiges Miteinander von Harmonie und Kontrast wird sofort spürbar. Was wirkt? Geht es hier um Kunstwerke, die Architektur des Raumes oder um die Kombination aus beidem?
„Der Raum kommt einem entgegen, man muss wandern“, sagt Elisabeth Sonneck. Sie kommt aus Berlin, kannte die Halle, weil sie schon einige Ausstellungen hier besuchte, und lobt das Programm des Vereins für aktuelle Kunst. „Selbst in Berlin gibt es niemanden, der das so konsequent betreibt, mit der Kunst, die ich mag. Das ist eine Rarität, eine Perle.“
Gezielt Kontraste geschaffen
Auf Wunsch des Gastgebers hat Peter Stroher, der in Essen lebt, Objekte ausgewählt, bei denen die Farbe Weiß eine Rolle spielt. „Das macht Sinn als Kontrast zu Elisabeth Sonnecks Farbmalerei“, sagt Stroher. Die besteht aus Gemälden in Öl auf Leinwand und Farbbahnen, eigens gestaltet für die Halle. „Woanders sind sie dann nicht mehr verwertbar“, sagt die Künstlerin ohne Reue. „Die Bahnen spielen farblich mit dem Boden, der hier ganz anderes ist als in modernen Museumsbauten und sind auf die Wandhöhen abgestimmt.“ Sie spielen nicht nur mit dem Boden, sondern auch mit den Raumteilern, indem sie diese, je nach einfallendem Licht mehr oder weniger kräftig farblich mitgestalten.
„Ich bediene, was die Leute gerne tun, reinschauen, um etwas zu entdecken."
Sonnecks Leidenschaft ist das Experimentieren. Beziehungen zwischen Farben entstehen durch Schichtungen, dadurch, dass sie ineinander fließen oder sich voneinander absetzen. Beim längeren Betrachten entwickeln ihre Bilder eine Dynamik. Dunkles wird heller. Man hat das Gefühl, hinter dem Bild arbeite ein Licht, ganz langsam erhellt durch einen Dimmer.
Stohrers Wandobjekte wirken wie Gebäude. Aus unterschiedlichen Materialien wie Plexiglas, Press-Span- oder Lochplatten bestehen sie, sind bestrichen mit Kleber oder Ölfarbe und bestehen häufig aus einem Innenraum und einer Außengestaltung. „Ich bediene, was die Leute gerne tun, reinschauen, um etwas zu entdecken.“ So motiviert der Künstler Besucher, sich zu bewegen, „sich eine Stelle zu suchen, wo sich die Arbeiten öffnen“.
Gegensätze ziehen sich an
„Eine Arbeit ist kein Solist, sie hat immer mit dem Raum zu tun, in dem sie sich befindet“, erklärt Elisabeth Sonneck. „Mit Farbtönen ist das ähnlich.“
Spannung und Dynamik im Raum zu erzeugen, war das Ziel der beiden Künstler. Lange haben sie an dem Konzept gearbeitet. Es ist ihnen gelungen. So unterschiedlich ihre Positionen – sie zeigen diese so, dass sie sich gegenseitig heben und dass es so aussieht, als wären sie dafür geschaffen worden, einmal zusammen gezeigt zu werden.