Psychologen helfen Schülern in Oberhausen bei der Trauerbewältigung
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Oberhausen. . Der Tod des achtjährigen Jason hat auch in seiner Klasse an der Brüder-Grimm-Schule eine große Lücke hinterlassen. Mitschüler schmückten seinen Platz nun mit Kerzen und einem Foto. Eine Seelsorgerin und zwei Psychologen helfen den Kindern dabei, den Verlust des Freundes zu verarbeiten.
Der erste Schultag nach den Ferien – an der Brüder-Grimm-Schule war es kein Start wie jeder andere. Der achtjährige Jason, der vom Freund seiner Mutter erstochen worden ist, wäre dort jetzt in die dritte Klasse gekommen.
„Die Kinder in seiner Klasse waren sehr betroffen“, erzählt Schulleiterin Christel Ostermann. Viele erzählten, wie sehr Jason ihnen fehlen würde. „Er ist doch unser guter Freund“, hätten die Kinder, die häufig mit ihm gespielt hätten, ständig wiederholt. Einige aber seien auch ganz stumm gewesen, hätten ihren Gefühlen keinen Ausdruck geben können und sich zurückgezogen. Andere hätten noch gar nichts vom Tod ihres Mitschülers gewusst – und zeigten sich völlig geschockt. Jasons Platz hätten die Kinder spontan mit einem Herz aus Teelichtern und seinem Foto geschmückt.
Mit Seelsorgerin und Psychologen
Eine Seelsorgerin aus der Christuskirche, der Jason angehörte, sowie zwei Psychologen fingen Kinder und Eltern auf. „Die Seelsorgerin war mit in der Klasse, den Psychologen hatten wir einen Raum zur Verfügung gestellt“, erläutert Christel Ostermann. Letztere seien besonders für Jasons engste Freunde und deren Eltern eine Hilfe gewesen.
Die Lehrer hatten im Eingangsbereich eine Pinnwand freigeräumt und auch dort ein Foto von Jason aufgehängt. „Die Kinder fingen sofort an, etwas für ihn zu schreiben“, so Ostermann. „Einige sagten aber auch, dass sie ihre Zettel erst einmal mit nach Hause nehmen müssten, weil sie ihm doch noch so viel zu sagen hätten.“
Lichterkette für getöteten Jason
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Eine gute Trauerarbeit helfe über die schlimme erste Zeit hinweg, wissen die Trauerbegleiterinnen Karin Degen und Susanne Overbeck vom Jugendzentrum Friedenskirche, die der Schule ebenfalls zur Seite stehen. Wichtig sei es, die Fragen der Kinder abzuwarten. „Die Antworten sollten sachlich sein und ruhig auch kurz.“ Denn: „Wer mehr wissen will, fragt nach“, weiß Karin Degen. Manche Kinder zögen sich extrem zurück, wollten über das Ereignis überhaupt nicht sprechen.
Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche
„Auch das ist in Ordnung, denn Verdrängung ist ein Schutzmechanismus.“ Mal käme das Thema nach Wochen, nach Monaten, manchmal erst nach Jahren auf den Tisch. „Erst, wenn die Kinder sprechen, ist die Zeit für Antworten gekommen“, betont auch Susanne Overbeck. Hin und wieder äußere sich kindliche Trauer aber auch in Wutanfällen. „Das muss man aushalten, man sollte aber auch Grenzen setzen.“
Während Erwachsene oft in einem Meer aus Trauer versinken, springen Kinder wie in eine Pfütze in die Trauer hinein und wieder heraus. „In einem Moment weinen sie und im nächsten spielen sie wieder lachend mit ihren Freunden“, erzählt Karin Degen. Beide geben Eltern und Lehrern den Rat: „Genau hinhören und die Kinder ernst nehmen, auch wenn sie eine Trauerwelle noch nach langer Zeit überrollt.“ Denn Trauer sei nicht nach sechs Wochen, drei Monaten, zwei Jahren vergangen. „Sie vergeht nie ganz, aber sie wird erträglicher.“
Oberhausen trauert um Jason
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Susanne Overbeck und Karin Degen (v.l.) bieten eine Trauerbegleitung für Kinder, Jugendliche und Familien an, Kontakt: Tel. 664431 oder 6350187.
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