Oberhausen. Gerlinde Meyer liebt es, an der Ruhr entlang zu wandern und dabei den freien Blick in die Ferne zu haben.
„Diese Weite ist einfach wunderbar.“ Wann immer es die Zeit zulässt, ist Gerlinde Meyer in der Natur unterwegs. Die Vorsitzende der örtlichen Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins hat dabei einen Ort, an den es sie immer wieder hinzieht: die Ruhrauen in Alstaden. Wir begleiteten sie auf einer kleinen Tour, ein Teilstück des Wanderwegs um Oberhausen entlang.
„Ich wohne mitten in der Stadt, in der obersten Etage eines Wohnhauses. Aus dem Fenster schaue ich nur auf weitere Gebäude hinaus. Da bin ich mit meinen Blicken eingeengt. Hier dagegen bin ich frei“, erklärt Meyer die besondere Faszination der Ruhrauen. Oben auf dem Deich angekommen, merkt man ihr diese „Befreiung“ direkt an. „Wenn dann auch noch eine S-Bahn im leuchtenden Rot über die Gleise fährt, ist das etwas Besonderes. Das kommt mir immer so vor wie eine Spielzeugeisenbahn.“ Wenige Meter weiter, zeigt sie mit ausgestrecktem Arm auf das andere Ruhrufer. „Da drüben sieht man die Kühe, die vom Bauer auf die Wiesen gelassen werden.“
Die ganze Zeit im Grünen
Aus der Stadt wegziehen und im Grünen leben wollte Gerlinde Meyer trotz dieser Sehnsucht nach Natur nicht. „Da ist man so weit weg von allem. Ich bin mitten in der Stadt geboren, da gehöre ich hin.“ Als Ausgleich hat die 69-Jährige ja das Wandern.
Aber wie ist sie überhaupt dazu gekommen? „Ich hatte unter der Woche eine sitzende Tätigkeit im Büro. Da wollte ich am Wochenende die ganze Zeit draußen im Grünen verbringen.“ Verschiedene Aktivitäten hat sie ausprobiert, Radfahren oder Joggen waren aber nicht das Richtige für sie. „Beim Joggen war man ja schon nach einer halben Stunde fertig, weil man sich verausgabt hat.“
Das Drumherum aufnehmen
Nicht so beim Wandern, bei dem sie schließlich ihre Leidenschaft gefunden hat. Seit nunmehr 20 Jahren ist Gerlinde Meyer auch im Sauerländischen Gebirgsverein aktiv, aktuell als Vorsitzende. „Bei unseren Wandertouren liebe ich es, immer am Ende der Gruppe zu laufen. Es gibt ja viele, die sich dann die ganze Zeit unterhalten. Ich will aber lieber die Natur genießen und das ganze Drumherum in mich aufnehmen.“
Damit auch andere in den Genuss dieses „Drumherum“ kommen, gibt es in Oberhausen einen Wanderweg, der auf 55 Kilometern rund um die Stadt herum führt. Gerlinde Meyer war an dessen Ausformung maßgeblich beteiligt. „Ich bin die Strecken abgegangen und habe mir überlegt, welche Routen am sinnvollsten sind. Zudem sollte es eine Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr geben“, so Meyer.
„Da lernt man Oberhausen richtig kennen. Sonst hat man ja nicht unbedingt einen Grund, sich etwa Biefang oder Alstaden anzuschauen. So erwandert man diese Stadtteile.“