Oberhausen. . Die Türkische Gemeinde Oberhausen feiert das gemeinsame Fastenbrechen während des Ramadan. Bei Baklava und schwarzem Tee wird bis in die Nacht hinein zusammengesessen und geredet.
Alles ist vorbereitet, die Tische quellen vor wohlriechenden Spezialitäten fast über. Aber noch heißt es für die Mitglieder der Türkischen Gemeinde Oberhausen einige Minuten Geduld zu bewahren. Denn erst wenn die Sonne untergegangen ist, wird im islamischen Fastenmonat Ramadan gegessen und getrunken.
„Der Sinn und Zweck des Ramadan ist, dass Menschen zusammenkommen und untereinander teilen lernen“, erklärt Metin Senocak, der Vorsitzende der Gemeinde. Er ist es auch, der mit einem Gebet das Fastenbrechen eröffnet. „Aber es werden nicht nur Speisen und Getränke geteilt, sondern auch die Gefühle, die man während des Fastens erlebt“, so Senocak. Denn der Ramadan ist auch die Zeit, um in sich zu gehen. „Die Wohlhabenden können in diesem Monat, zumindest tagsüber, nachvollziehen, wie das Leben für die Menschen in den armen Ländern dieser Welt ist.“
Gerade dieser Gedanke, sich mit den Menschen zu befassen, denen es nicht so gut wie einem selbst geht, ist zentral. „Man sieht die Welt anders“, findet Netat Hirabas. Nicht-Muslimen sei das oft schwer zu erklären. „Ich höre von meinen Arbeitskollegen stets dieselben Fragen. Warum tut ihr euch das an? Ist das nicht ungesund?“, schildert er die Vorbehalte, die ihm immer wieder entgegengebracht werden. „Dabei haben Ernährungswissenschaftler schon längst nachgewiesen, dass es eben nicht ungesund ist. Es wirkt eher wie eine Kur“, so Hirabas.
Kleinerer Rahmen wie im Vorjahr
Metin Senocak ergänzt: „Kranke, Schwangere und Kinder müssen nicht fasten. Auch wer schwere Arbeiten erledigt ist entschuldigt.“ Denn es gibt für jeden Muslim die Möglichkeit, das Fasten nachzuholen. „Das Durchhalten ist kein großes Problem“, schildert Suzan Hirabas. „Die ersten Tage sind schon etwas schwierig, aber dann gewöhnt man sich daran.“
Einen weiteren Mythos will Tuncay Acer entkräften. „Entgegen der Annahme, dass man während des Ramadan abnimmt, legt man eher einige Kilo zu. Das ist zumindest bei mir immer so“, sagt Acer und kann sich ein kleines Grinsen dabei nicht verkneifen. „Das ist ja auch nicht überraschend. Wir essen ja erst so spät am Tag und dann auch noch lange bis in die Nacht hinein.“ Wenn man allein an das süße Gebäck Baklava als Nachspeise denkt, ist eine Gewichtszunahme nicht unwahrscheinlich.
Reichhaltiges Essen mit schwarzem Tee
Doch selbst wenn alle satt sind – es wird schließlich keine Völlerei betrieben – ist der gemeinsame Abend noch lange nicht zu Ende. Denn natürlich darf nach dem reichhaltigen Essen der obligatorische Schwarze Tee nicht fehlen, so laufen die Gespräche auch direkt flüssiger. Überall wird nun munter geplaudert, ruhig wird es eigentlich für keine Minute. Dazu toben auch die Kinder umher und spielen zwischen den Tischen.
Rund 40 Gemeindemitglieder haben sich heute versammelt. „In diesem Jahr fällt das Fastenbrechen eine Nummer kleiner aus“, erklärt Metin Senocak. „In den Vorjahren waren es bis zu 400 Personen. Dafür hatten wir dann auch katholische und evangelische Gemeinden oder auch Vertreter der Stadt eingeladen. Die Ferien sorgten jetzt aber dafür, dass viele im Urlaub sind.“
Doch das ist nur Nebensache. „Jeder leistet seinen Beitrag, damit der Abend gelingt. Bei unseren Frauen muss ich mich besonders bedanken“, so Senocak. „Das gemeinsame Fastenbrechen ist für das Gemeinschaftsgefühl sehr wichtig.“
Die fünf Säulen des Islam
Das Fasten während des Ramadan, im arabischen „Saum“ genannt, ist eine der fünf Säulen des Islam. Die anderen Säulen sind das islamische Glaubensbekenntnis (Schahada), das tägliche fünfmalige Ritualgebet in Richtung Mekka (Salat), die Almosensteuer (Zakat) und die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch). Der Ramadan dauert in diesem Jahr noch bis zum 19. August. Zum Abschluss des Fastenmonats wird dann das Zuckerfest gefeiert.