Oberhausen.

Kurz vor der Eröffnung der großflächigen Erweiterung des Einkaufszentrums Centro in der Neuen Mitte gerät die Oberhausener Innenstadt noch stärker unter Druck. Der Wegzug des Kaufhofes hat offensichtlich die Chef-Kontroller der großen Handelsunternehmen noch einmal neu rechnen lassen. Ergebnis: Weitere bekannte Geschäfte an der Marktstraße werden den Standort in nicht allzu langer Zeit verlassen.

Nach längerem Zögern und mehreren halbherzigen Dementis haben den Wegzug aus der City nun die Kaffeeladen-Kette „Tchibo“ und die Modekette „New Yorker“ offiziell bestätigt. Die Buchhandlung Thalia hält sich mit klaren Worten noch zurück und sagt, derzeit gebe es noch „keine konkreten Schließungspläne“. Aber was heißt das schon in diesen Zeiten, in der Thalia sogar die zentrale Einkaufsstraße in der Essener City verlässt – und im Centro ihr Geschäft zur Superfiliale von 480 auf 1000 Quadratmeter aufbläst.

Der sonst so froh gestimmte Citymanager Franz-Josef Muckel schätzt die Lage diesmal recht pessimistisch ein: „Wir werden weiterhin schrumpfen. Es wird auch immer weniger Leute geben, die einkaufen.“ Die Stadt verliere weiterhin Bewohner. Muckel sieht einen Grund für die schlechte Lage im Kern der Stadt in den großen Einkaufszentren: „Die sind eine enorme Konkurrenz für alle Stadtteile.“

Was sagen die Filialisten selbst zur Aufgabe des City-Standorts?

Tchibo

Tchibo-Sprecher Andreas Engelmann: „Ja, unsere Filiale an der Marktstraße schließt zum 31. Oktober 2012. Die letzten Verkaufstage werden wohl in der dritten Oktoberwoche sein. Wir gehen da aus betriebswirtschaftlichen Gründen weg“, sagt Engelmann. Man habe geprüft, wie sich der Standort in Relation von Mietkosten zu Kundenfrequenz rechnet und die zukünftige Geschäftsentwicklung wohl aussieht – und da habe die Marktstraße schlecht abgeschnitten. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, betont Andreas Engelmann, „gerade weil wir wissen, dass unsere Filialen beliebte Treffpunkte für viele Menschen sind.“ Wenn diese aber nicht genug Umsatz bringen, würden Konsequenzen gezogen. Die sechs Mitarbeiterinnen der Marktstraße-Filiale werden nach der Schließung ortsnah in anderen Tchibo-Filialen eingesetzt. Ein Lichtblick: „Es gibt eine zeitnahe Folgelösung aus einer anderen Branche“, sagt Muckel.

New Yorker

Der zweite im Bunde derjenigen, die die Marktstraße verlassen, ist das Modehaus „New Yorker“. Die Filiale mit einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern besteht seit August 1991. Sie wird im Frühjahr 2013 ihre Pforten schließen, teilte Sprecher Colien Burghardt mit: „Im Zuge der Expansion fokussiert New Yorker nur größere Flächen, damit das Warenangebot in voller Breite präsentiert werden kann. Neben neuen Filialen versuchen wir daher auch sehr kleine Filialen durch größere in adäquater Lage zu ersetzen. Daneben wollen wir unsere Präsenz durch den flächendenkenden Einsatz unseres neuen Ladenbaukonzeptes vereinheitlichen. Daher entstand 2011 die New Yorker-Filiale im Centro mit mehr als 750 Quadratmetern.“ Die Mitarbeiter von der Marktstraße würden nach Schließung in umliegenden Stores weiterbeschäftigt.

Thalia

Auch die Buchhandlung Thalia soll die Marktstraße verlassen wollen, heißt es seit Wochen in Gesprächen mit Ladeninhabern an der Marktstraße. Alles nur Gerüchte? Muckel hält das Aus für Thalia an der Marktstraße mit Blick auf die Entscheidung in Essen für nicht unwahrscheinlich.

Allerdings widerspricht noch Thalia-Pressesprecherin Mirjam Berle Schließungsplänen für die City: „Ich kann Entwarnung geben. Derzeit gibt es bezüglich unserer Buchhandlung auf der Marktstraße keine konkreten Schließungspläne.“ Ein klares Dementi sieht anders aus. Sehr aufwändig erweitert die Buchhandlung Thalia schließlich im Centro – und hat da bald ein Vorzeige-Buchhaus auf zwei Etagen in Oberhausen.