650 Millionen Euro: Das Oberhausener Einkaufs- und Freizeitzentrum stellt seine Finanzierung auf neue Beine - und profitiert dabei von der Schuldenkrise.

Die Gesamtsumme beläuft sich auf nicht weniger als 650 Millionen Euro: Das Centro hat sich eine neue Kreditlinie für die nächsten zehn Jahre gesichert. Das Oberhausener Einkaufs- und Freizeitzentrum hat dabei auch von den Unsicherheiten auf dem internationalen Finanzmarkt durch die Staatsschuldenkrise in Europa und der Suche der Investoren nach sicheren Anlagemöglichkeiten profitiert.

Allianz stemmt das größte Paket

Es handle sich um ein turnusgemäßes Anschlussdarlehen, „wie es jeder Häuslebauer von seinem Darlehen kennt“, sagte Frank Pöstges, Geschäftsführer der Centro Management GmbH, gestern auf Anfrage der NRZ. Die Gesamtsumme ist allerdings weit jenseits der Größenordnungen, mit denen es private Immobilienbesitzer zu tun haben. Sie entspricht genau der Hälfte des Centro-Wertes. Er wird aktuell mit 1,3 Milliarden Euro veranschlagt.

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Derlei Deals werden auch nicht am Bankschalter ausgehandelt: Sechs Monate lang dauerten laut Pöstges die Gespräche der Centro-Eigentümer mit den potenziellen Geldgebern von der Vorbereitung bis zum Abschluss. Das Einkaufszentrum gehört je zur Hälfte dem britischen Immobilienentwickler Stadium Group und dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB.

Bei Kreditgeschäften mit Millionenvolumen lassen sich beide Seiten üblicherweise von Anwaltskanzleien mit großen Namen beraten. Den Centro-Eignern stand die Sozietät Orrick Hölters & Elsing zur Seite, die mehr als 70 Rechtsanwälten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München beschäftigt. Die Kreditgeber hatten sich die Dienste von CMS Hasche Sigle gesichert, die weltweit gleich rund 600 Anwälte stellt.

Als alle Unterschriften geleistet waren, stand fest: Die Finanzierung des Centro steht künftig auf neuen Beinen. Dabei hat sich erstmals ein deutscher Versicherer auf der Suche nach einer sicheren Geldanlage einem Bankenkonsortium angeschlossen: Die Allianz stemmt allein die Hälfte des 650-Millionen-Euro-Pakets. Die andere Hälfte teilen sich die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und der Immobilienfinanzierer Aareal.

Immobilien als sicherer Hafen

Sie lösen damit die Deutsche Bank als Hauptfinanzier des Oberhausener Objekts ab. Der neue Abschluss löst laut „Immobilien Zeitung“ einen Kredit in Höhe von 712 Millionen Euro ab. „Die Verbindlichkeiten wurden herunter gefahren“, sagte auch Centro-Chef Pöstges.

Dass ein Versicherer sich einem Bankenkonsortium anschließt, um als Finanzier für ein Immobilien-Objekt aufzutreten, ist ein Novum auf dem deutschen Markt. Für die Anwälte war das eine „rechtliche Herausforderung“, so die Kanzlei CMS. In der Versicherungsbranche gebe es das Interesse, „großvolumige Anlagen rendite- und sicherheitsorientiert tätigen zu können“, sagte Aareal-Vorstandschef Wolf Schumacher. Staatsanleihen bieten den Versicherern nicht mehr genügend Rendite, um den Verpflichtungen gegenüber ihren Lebensversicherungs-Kunden nachzukommen. Banken wiederum tun sich zunehmend schwer, langfristige Großkredite auszugeben.

In einem Punkt unterscheiden sich große Investoren aber nicht vom Privatanleger: In einer finanzielle Krise, wie sie derzeit durch wankende Euro-Staaten grassiert, gelten Steine als sicherer Hafen: Immobilien sind gefragte Objekte. Und das „Centro ist auf dem internationalen Immobilienmarkt ein Top-Referenzobjekt“, so Pöstges. „Danach lecken sich die Darlehensgeber die Finger.“

Günstige Konditionen

Davon profitieren die Eigentümer des Einkaufszentrums bei der Verzinsung der neuen Kreditlinie. Die Konditionen seien im Marktvergleich günstig, erklärte der Centro-Geschäftsführer, natürlich ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Mit der finanziellen Sicherheit im Rücken könne sich das Centro nun wieder auf sein „Kerngeschäft“ konzentrieren: den Einkaufs- und Freizeittempel erfolgreich weiterzuentwickeln. Pöstges: „Wir können uns jetzt auf das Wesentliche konzentrieren.“