Oberhausen. .
Zunächst sorgte die Ankündigung einer Verschärfung des Rauchverbots für Unmut, nun fühlen sich die Initiatoren von Brauchtumsveranstaltungen zusätzlich durch die neue Gebührenordnung der Musikverwertungsgesellschaft Gema massiv bedroht. Schützenvereine und Karnevalsgesellschaften appellieren eindringlich, auf das angekündigte Berechnungsmodell zu verzichten.
Die Bedenken führen sogar soweit, dass Heiner Dehorn, Präsident des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval, Sitzungen im närrischen Kalender der Stadt akut gefährdet sieht.
Vier- bis fünffache Ausgaben
Die Diskotheken laufen derzeit mit Protestaktionen gegen höhere Gema-Gebühren Sturm und auch die Brauchtumsvereine könnten nun folgen. Die Rechnung sei eindeutig: „Wenn die höheren Gema-Gebühren kommen, werden unsere Veranstaltungen das deutlich zu spüren bekommen“, sagt Heiner Dehorn. Dies seien „nicht nur ein paar Euro“, sondern maßgebliche Mehrkosten. „Wir sprechen hier von den vier- bis fünffachen Ausgaben.“ Konkret: Wenn derzeit bei der Prunksitzung mit 1000 Besuchern in der Luise-Albertz-Halle Gema-Gebühren in Höhe von rund 700 Euro fällig werden, könnten die Vereine nach der Neuregelung mit bis zu 3750 Euro zur Kasse gebeten werden. „Eine irrsinnige Belastung“, so Dehorn, „die manche Veranstaltung schnell ins Aus befördern kann.“
Die Krux sieht Dehorn in der veränderten Ermittlung der Gebühren: Früher war die tatsächliche Besucherzahl relevant. Nun richtet sich die Forderung der Gema aber nach dem Eintrittspreis und der Raumgröße. Aus diesen Angaben errechnet sich die neue Gebühr. „Wir rechnen mit einer Zahllast von zehn Prozent der Kartenerlöse“, sagt Dehorn. Noch teurer soll es werden, wenn eine Veranstaltung mehr als fünf Stunden dauert, was beim Karneval durchaus üblich ist. Hier wird dann noch einmal ein Aufschlag von 50 Prozent fällig.
„Viele Gesellschaften können es sich nicht ohne weiteres erlauben, die zusätzlichen Kosten aus der eigenen Tasche zu zahlen“, gibt Dehorn zu bedenken. Höhere Ticketpreise seien allerdings nur eine unbefriedigende Lösung, da sich hier auch wieder die Gebühren erhöhen würden.
Ausnahme für kommende Session
Das Thema beschäftigt mit dem Bund Deutscher Karneval (BDK) auch den Dachverband der Jecken. Hier konnte zumindest erreicht werden, dass in der kommenden Session 2012/2013 noch die alten Gebühren gelten. Dehorn: „Das hat damit zu tun, dass die Programme oftmals schon bezahlt sind und die Karten kalkuliert sind oder sich bereits im Verkauf befinden.“
Der Groß-Oberhausener Karneval möchte die drohende Gebührenlast dringlich bei einer Delegiertenversammlung im September mit allen 18 Oberhausener Vereinen diskutieren. „Durch die Gebührensteigerung würde vieles im Brauchtum arglos kaputtgemacht!“
Raucher bleiben zu Hause
Ähnliche Probleme könnte es für viele Vereine durch ein verschärftes Rauchverbot geben. Bisher waren Schützenfeste im Zelt oder Saal sowie Prunksitzungen von dem Verbot ausgenommen – doch diese Ausnahme soll nun wegfallen. Das, sagt Hans-Jürgen Luft, 1. Vorsitzender des Schützenkreis 011, könnte den Fortbestand der traditionellen Volksfeste gefährden. „Wir erleben bereits, dass wir in der Konkurrenz mit anderen Freizeitangeboten an Besuchern verlieren. Greift das neue Gesetz, bleiben dann auch noch alle Raucher zu Hause und wir brauchen die Schützenzelte gar nicht erst aufstellen.“
Vor drei Jahren sei bereits einmal versucht worden, beim traditionellen Kreisschützenball im Freizeithaus des Revierpark Vonderorts ein Rauchverbot auszusprechen. Der Ball ist Höhepunkt eines jeden Schützenjahres für die über 20 Vereine in Oberhausen und Mülheim. „Trotzdem wollten viele gar nicht erst kommen, als klar war, dass sie dort nicht rauchen durften“, erinnert sich Luft an die Diskussion. „Wir haben den Vorschlag deshalb nicht umgesetzt.“
Tradition bewahren
Um vor allem jüngeres Publikum für Schützenfeste zu begeistern, laden immer mehr Traditionsvereine vor dem eigentlichen Fest zu Dämmerschoppen und Stadtteilfest mit Musik ein. „Wir bemühen uns an allen Ecken, dieses Jahrhunderte alte Brauchtum des Schützenwesens zu erhalten“, sagt Hans-Jürgen Luft. „Das wird von den vielen Verordnungen und Reglementierungen, die uns der Gesetzesgeber vorgibt, zunehmend erschwert.“