Süd. . Veranstaltungsauflagen und die Aussicht auf steigende Gema-Gebühren machen den Karnevalisten zu schaffen. So schlimm wie bei „Op de Hippe Höh“ sieht’s zwar bei keinem anderen Verein aus. Aber es ist nicht mehr einfach, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.

20 Euro kostet die Eintrittskarte zur Herrensitzung bei den Musketieren. Klingt viel, ist aber gerade kostendeckend. „Wir können gar nicht erhöhen“, sagt Schatzmeister Wolfgang Lingnau. Geht der Preis rauf, steigen auch die Gema-Gebühren. Und wer will denn dann noch eine Karte kaufen? Ein Dilemma. Bei den Musketieren reicht es noch, um die Ausgaben einzuspielen.

Fast alle Karnevalsgesellschaften aus dem Süden spüren verschärfte Sicherheitsauflagen und steigende Gebühren. „Op de Hippe Höh“ erklärte jüngst, alle Veranstaltungen abzusagen. So schlimm ist es bei den anderen noch nicht, aber die Angst vor der Krise geht bei den meisten Jecken um.

„Ich kann den Kollegen Rüster verstehen“, sagt Alle-Mann-An-Bord-Präsident Wilfried Schmitz. Das Vorstandsehepaar Reinhard und Ulrike Rüster hatte selbst einige tausend Euro bei Veranstaltungen von „Op de Hippe Höh“ dazugebuttert, um Verluste auszugleichen. Der Vorstand zog die Notbremse und will ganz auf Festsitzungen verzichten. „So etwas tut schon weh“, sagt KG-Südstern-Sprecher Hans Eck. Er sei keinesfalls glücklich, dass es dem anderen Verein so schlecht gehe. „Das sind gute Freunde.“

„Störfeuer“ von allen Seiten

Die Sicherheitsauflagen hätten auch den Blauen Jungs von „Alle Mann an Bord“ vor zwei Jahren fast einmal eine Veranstaltung gekippt. Das Foyer im Mannesmann-Gymnasium dürfen die Jecken jetzt nicht mehr nutzen. Immer wieder gebe es neue „Störfeuer“, wie Wilfried Schmitz es nennt. Er hofft auf eine gemeinsame Ortsbegehung mit dem Bezirksamt. Die soll die Auflagen festzurren. „Dann haben wir als Veranstalter Planungssicherheit.“

Finanziell sieht es bei den Blauen Jungs noch ganz gut aus. „Bei uns ist es nicht so dramatisch wie bei der Hippe Höh“, sagt Schmitz. Die viel diskutierte Erhöhung der Musik-Verwertungsgebühren der Gema ist aber Thema. „Für die nächste Session wird es wohl keine Auswirkungen haben“, sagt Schmitz. Er hoffe, dass Landes- und Bundesverband noch das Wort für die Karnevalisten ergreifen. „Das würde uns auch treffen. Wir fahren ja fünf Veranstaltungen.“ Der Eintritt alleine reiche auf jeden Fall nicht, um die Ausgaben wieder reinzuholen. Er brauche Sponsoren. „Und das wird nach und nach immer schwieriger.“

Darunter leiden auch die Musketiere. „Wenn ich an einem Abend mal einen Fuffi als Spende bekomme, bin ich sehr zufrieden“, sagt Wolfgang Lingnau. Der Schatzmeister hat das Problem genau ausgemacht. „Das Problem sind die Gebühren.“ Jede Genehmigung koste ja schließlich auch schon Geld. Dazu kämen die Ausgaben für Künstler und Saalmiete.

Sicherheit durch eigenes Zelt

Die KG Südstern steht nach eigenen Angaben ziemlich gut da. „Wir haben keine finanziellen Probleme“, sagt Hans Eck. 2014 will der Verein den 66. Geburtstag feiern. Die Jecken lieben bekanntermaßen Schnapszahlen. „Wir sind froh, dass wir unser eigenes Zelt haben“, sagt Eck. Viel Technik sei in Vereinsbesitz. Es gebe gute Kooperationen mit Unternehmen. Dadurch seien die Ausgaben nicht so hoch. Der Altweiberball sei schwach besucht, die Sitzung am Karnevalssamstag dagegen ein Kassenschlager. Eck rät: Es sei wichtig, bodenständig zu wirtschaften. „Man darf keine Künstler einkaufen, die man sich gar nicht leisten kann.“

Wolfgang Lingnau erinnert daran, dass jetzt ja sogar der Verkauf von Karnevalsorden besteuert werden soll. „Jeder will dran verdienen“, sagt er. Nur die Rüsters nicht. Die haben dazugezahlt.