Oberhausen. .

Die ersten drei Lebensjahre sind für die Entstehung einer Bindung zwischen Eltern und Kind entscheidend. Genau hier setzt das Projekt „Achtung, Kinder von Anfang an begleiten“ des Büros für Chancengleichheit an.

Dreh- und Angelpunkt ist ein kleiner, violetter Koffer, der 80 nach Themen geordnete Karten enthält. Das Ziel: einen positiven Umgang zwischen Eltern und Kind zu fördern. Und das bei möglichst allen Aktivitäten wie „Sich näher kommen“, „Miteinander spielen“, „Miteinander reden“, „Gefühle entwickeln“, „Selbstbewusstsein stärken“, „Gemeinsam erleben“.

Entwicklung des Kindes durch gezielte Übungen fördern

„Konkrete Übungen zeigen den Eltern anhand dieser Kapitel, wie sie die Entwicklung ihres Kindes im Alltag fördern können“, erläutert Projektleiterin Hanna Kuroczik. Zum Beispiel wie man einen Säugling richtig hält oder warum der Blickkontakt gerade zur Mutter schon für Babys wichtig ist. Außerdem enthalten: „Viele Tipps zu Spielplätzen und Freizeitangeboten in Oberhausen sowie weiterführenden Büchern, die auch in der Stadtbücherei ausgeliehen werden können“.

Dabei wird Vätern und Müttern der Koffer nicht etwa einfach in die Hand gedrückt. „Die Anwendung des Materials erarbeiten die Eltern mit pädagogischen Fachkräften gemeinsam“, betont Kuroczik.

Die sechsmonatige Probephase ist inzwischen abgeschlossen. „Die Resonanz ist durchweg gut“, freut sich Andreas Stahl (Leiter Büro für Chancengleichheit). Die Gruppenarbeit im Kinder- und Familienzentrum der Awo soll mit acht Familien weitergeführt werden. Im Integrativen und heilpädagogischen Familienzentrum Alsbachtal werden acht neue Familien gesucht, die mitmachen möchten. Familienhebamme Christiane Sarbok-Pohl gibt ihre Tätigkeit aus persönlichen Gründen in Oberhausen auf, wird dennoch eine der teilnehmenden Familien weiter betreuen.

Eher zufällig kam Herz Jesu dazu

Eher zufällig dazu kam der Kindergarten Herz Jesu. „Als die ersten Koffer fertig waren, wollten wir einen davon zu Christina Sarbok-Pohl bringen, haben uns aber in der Hausnummer geirrt und sind in der Kindertagesstätte gelandet“, erzählt Stahl lachend. Die Erzieherinnen dort hätten gerade einen Vorbereitungskurs für neue Eltern anbieten wollen. „Sie fanden die Inhalte des Koffers so interessant, dass sie sofort auch einen angefordert haben“, sagt Stahl. Weil die Eltern von dem Programm begeistert gewesen seien, „will die KTE das Angebot dauerhaft etablieren“.

Nach den Sommerferien geht es richtig los, dann soll „Achtung“ durch weitere Kooperationseinrichtungen ausgeweitet werden.

„Bis dahin wollen wir unter anderem Kinder im Mittelpunkt (KIM) mit unseren Koffern ausrüsten“, so Andreas Stahl. Denn die Mitarbeiter von KIM besuchen seit 2006 alle Oberhausener Familien, die ein Kind bekommen haben. „Das ist eine gute Gelegenheit, unser Projekt vorzustellen und interessierte Eltern auf die Gruppenangebote aufmerksam zu machen“, meint auch Hanna Kuroczik. Gerade die erste Kategorie des Koffers „Sich näher kommen“ behandele ja die ersten sechs Lebensmonate eines Kindes. „Der Vorteil der Aktionskarten ist“, dass man individuelle Schwerpunkte setzen kann“, erläutert Kuroczik.

500 Koffer stehen bereit. Die Kosten (rund 40 Euro pro Stück) hätten Sponsoren übernommen. „Wir können aber jederzeit weitere nachbestellen“, versichert Stahl.

Der Anstoß zum Projekt kam von Oberbürgermeister Klaus Wehling, der bei einem Besuch der englischen Partnerstadt Middlesbrough ein ähnliches Projekt kennen lernte.

Das Büro für Chancengleichheit machte sich an die Umsetzung. Der Fokus des Projektes liegt auf den ersten drei Lebensjahren. Weitere Info im Internet unter www.achtung-kinderbegleiten.de oder unter der Rufnummer: 825-9376.