Oberhausen.
In Trier gelang der wissenschaftliche Beweis bereits 2006: Schachspielen macht schlauer. Eine Grundschule hatte dem „königlichen Spiel“ eine Mathestunde „geopfert“. Der Erfolg: Phänomenale Leistungssteigerungen im Lese- und Sprachverständnis sowie in Mathematik. Ein Ergebnis, das andere aufhorchen ließ – auch in Oberhausen. So entschlossen sich vier Grundschulen, Schach gezielt als Förderunterricht einzusetzen. Würde es gelingen, damit besonders den Kindern zu helfen, die weniger leistungsstark sind?
Ziel war ein messbares Ergebnis
Das Projekt – in dieser Größenordnung einzigartig – startete 2010 in Zusammenarbeit mit dem Schulschachzentrum, dem Stadtsportbund und der Bürgerstiftung der Sparkassen. „Wer kann’s, wie wird’s bezahlt und wie kriegt man das organisiert“, nennt Sabine Walsdorf, Leiterin der St. Martin Schule, die drei entscheidenden Faktoren. Ausgebildete Schachlehrer wurden engagiert, die Bürgerstiftung zahlte, Lehrer beobachteten und notierten die Fortschritte der Kinder. Ziel war ein messbares Ergebnis, das innerhalb von drei Jahren erzielt werden sollte. „Wir machen das noch, obwohl das Projekt gescheitert ist“, sagt Sabine Walsdorf. „Schulen sind abgesprungen, aber wir hoffen, dass unsere Daten trotzdem einmal verarbeitet werden können.“
Gescheitert ist das Projekt Förderschach keineswegs auf der ganzen Linie, wenn auch Rudolf Ohmstede, der Leiter des Schulschachzentrums sagt: „Wir mussten das Handtuch werfen.“ An allen beteiligten Schulen wird noch fleißig Schach gespielt, in Arbeitsgemeinschaften und während der offenen Ganztage. Die Schulleiter glauben nach wie vor fest an die positiven Effekte des Schachspielens.
„Geschult wird das vorausschauende und strategische Denken, gesteigert wird die Konzentrationsfähigkeit“, sagt zum Beispiel Christel Ostermann, Leiterin der Brüder-Grimm-Schule. Besonders wichtig: „Es macht den Kindern sehr viel Spaß, sie lernen Schach mit Freude.“ „Der Umgang miteinander verbessert sich“, ist ihre Kollegin Sabine Walsdorf überzeugt. „Schach ist ein Spiel, das den Kindern was bietet, es fördert die Integration. Die Erfolge stärken das Selbstbewusstsein.
Unterrichten mit dem Schachdiplom
Beide Grundschulen, Brüder Grimm und St. Martin, haben schachtechnisch genau die Voraussetzungen, die sich Rudolf Ohmstede wünscht: qualifizierte Schachlehrer, die pädagogisch geschult und in den offenen Ganztag eingebunden sind: Das sind Jutta Cieplinski (Brüder Grimm) und Michael Grajetzky (St. Martin), der zusätzlich noch zwei Schach-AGs leitet, die als Spin-Projekte (Sport interkulturell) vom Landessportbund angeboten werden.
Leute wie sie lassen Ohmstede hoffen, dass es nach den Ferien gelingt, den Kreis derer, die Schach zuverlässig und kompetent in Kindergärten und Schulen anbieten, zu erweitern: „Schach unterrichten mit dem Schachdiplom“ ist das Motto. Stadtsportbund, das Schulschach-Zentrum und Sport interkulturell setzen auf rege Teilnahme an zwei verschiedenen Lehrgängen, die dazu befähigen, Kindern und Jugendlichen das Schachspielen beizubringen. Sie beginnen im Oktober (siehe Infokasten). Ohmstede: „Vorkenntnisse sind dafür nicht notwendig.“ Werden die Lehrgänge gut genutzt, so Ohmstedes Hoffnung, kann das Projekt Förderunterricht durch Schach wieder aufgenommen und wissenschaftlich ausgewertet werden.
Ohmstede nennt weitere Gründe, die fürs Schach sprechen: „Der Opa spielt mit dem Enkel, Schach verbindet Generationen und schult das Gedächtnis. Die Fantasie wird angeregt, die Kreativität gefördert. Schach ist eine Brücke zwischen Sport und Kultur.“
Das Schulschachdiplom qualifiziert zur Durchführung von Schachunterricht in Kindergärten, an Schulen im Ganztagsbereich der Primarstufe sowie an weiterführenden Schulen.
Das Schulschach-Zentrum Oberhausen und „spin - sport interkulturell“ bieten den Erwerb des Diploms in zwei Lehrgängen an: ganztägig am 26. und 27. Oktober und als Abendveranstaltungen (16.30 bis 19.30 Uhr) am 22. und 23. sowie am 29. und 30. Oktober.
Anmeldungen nehmen Brigitte Müller 825 31 25 oder Heike Gründer 825 28 97 vom Stadtsportbund Oberhausen entgegen. Die Lehrgangsgebühr beträgt 10 Euro. Spielort: Schulschach-Zentrum, Schwarzstr. 87.