Oberhausen.
Männer in weißen Schutzanzügen streifen mit großen Zangen durch Büsche. Sie schultern Behälter, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind, und sprühen sich schon seit Jahren durch Oberhausen. Aber kein Grund zur Sorge. Gefährlich ist die Lösung nicht – zumindest nicht für die Bürger, sagt Wilhelm Baumann, Betriebsleiter der WBO. Der Herkulesstaude jedoch soll sie den Garaus machen; die Pflanze kann schwere Hautverletzungen verursachen.
Herbizide zur Bekämpfung
Sie wirkt pompös, fast königlich wie sie aus Gebüschen an Fahr- und Autobahnen herausragt. Aber so schön die Stauden auch sein mögen, so gefährlich können sie werden, besonders für Kinder. Alle städtischen Betriebe gehen gegen die giftigen Pflanzen vor und entledigen sich ihrer mit Herbiziden, die zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden.
Schon seit rund 15 Jahren hält die Herkulesstaude die Stadt Oberhausen auf Trab. Immer wieder sprießen neue Pflanzen aus der Erde, die heimische Arten verdrängen und den Straßenverkehr aufgrund ihrer Größe beeinträchtigen. Die Gefahr, die von der Giftpflanze ausgeht, führt OGM, WBO und Stoag dazu, gegen sie vorzugehen.
Pflanzen sollen sich "kaputt wachsen"
Sobald die Pflanze beschädigt wird, tritt ein Saft aus, der in Verbindung mit Tageslicht Verbrennungen verursachen kann. Baumann meint aber: „Wenn man die Blätter der Pflanze berührt, passiert gar nichts. Nur der Saft ist gefährlich.“ Weil aber vor allem Kinder betroffen sind, die mit der lustig aussehenden Pflanze spielen wollen, müssen die Pflanzen permanent im Zaum gehalten werden. Daher verpflichtet die Stoag den Allgemeinen Gartenbau Oberhausen (AGO), die Staude einzudämmen.
Inhaber Frank Backofen erklärt: „Die Pflanze darf nicht ihre Samen streuen.“ Dafür gebe es zwei Wege. Die Wurzel kappen oder Herbizidanwendung.
Dabei ist das Unkrautbekämpfungsmittel die sicherste Variante, um die Entstehung neuer Pflanzen zu verhindern. Die Herbizide regen zum schnellen Wachstum an, dadurch „wachse sich die Pflanze dann kaputt“, sagt Backofen: „Die Staude kann mit dem rasanten Wachstum nicht umgehen, stirbt ab und kommt nicht wieder.“ Sollte sie schon in der Blüte stehen, müsse sie doch noch gekappt werden.
Nicht auf den Kompostmüll
Das Gewächs sprießt auch in heimischen Gärten. Da müsse dann der Privatmann aktiv werden, sagt Wilhelm Baumann. „Ansonsten wirbeln wieder tausend Samen durch die Luft.“ Backofen rät, die Wurzel zu kappen und die gesamte Pflanze wegzuwerfen. „Aber bloß nicht in den Kompostmüll.“
Im Gesundheitsamt Oberhausen gibt es derzeit keine Hinweise auf Fälle von Verätzungen oder Verbrennungen durch Kontakt mit dem Pflanzensaft der Herkulesstaude. Doch auch hier rät man zu größter Vorsicht. Das schreibt auch die Uni Mainz in ihrem Gift-Info: Von der Herkulesstaude gehe eine „erhebliche gesundheitliche Gefährdung“ aus. Die Berührung könne starke, nur schlecht heilende Hautreizungen verursachen mit Bläschenbildung, Rötungen und Schwellungen. Andere Quellen („Tatort Natur, gemeinnütziges Gesundheitsschutzprojekt“) sprechen gar von einer krebserregenden Eigenschaft des Pflanzensaftes. Die Staude enthält phototoxische Substanzen, die unter UV-Strahlung reagieren. Deshalb ist es wichtig, sofort nach Kontakt mit dem Pflanzensaft die betroffenen Hautpartien abzudecken und den Saft so schnell wie möglich abzuwaschen. Es empfiehlt sich, ärztlichen Rat zu suchen und 48 Stunden nach der Berührung Tageslicht zu vermeiden.