Oberhausen. . Hat der Künstler “Flauteboy“ alias Andreas Heinze beim bekannten Comic-Zeichner Jamiri abgekupfert? Diese Debatte begleitet derzeit Heinzes Ausstellung im Bert-Brecht-Haus in Oberhausen. Der Künstler gibt zwar zu, einen ähnlichen Stil wie Jamiri zu benutzen, betont aber: “Ich bin kein Plagiator.“

Andreas Heinze, Künstlername „Flauteboy“ oder manchmal schlicht „Petra“, versteht die Welt nicht mehr. Derzeit ist eine Ausstellung von ihm im Foyer des Bert-Brecht-Hauses zu sehen. Es sind Comic-Bilder, die auf Fotos basieren und Geschichten aus seinem Leben erzählen. Damit hat er sich nun in Internetforen einigen Ärger zugezogen.

Der Vorwurf: Er soll beim Zeichner Jan-Michael Richter, vielen besser bekannt als Jamiri, abgekupfert haben. Im Gespräch mit unserer Zeitung verteidigt sich Heinze: „Ich bin kein Plagiator.“

Geschichten basieren auf Fotos

Die Ähnlichkeiten sind frappierend. Auf den Zeichnungen im Bert-Brecht-Haus sieht man das Ebenbild von Heinze, wie er vor dem Gasometer steht oder am Schloss vorbeistreift. Dann wieder hockt er vor seinem Rechner und arbeitet auf seinen Bildern an einem neuen Comicstreifen. Auch Jamiris Geschichten stellen ihn in den Mittelpunkt. Beide bauen sich selbst, die Freundin und einen Hund in die Handlung mit ein. Bei Jamiri ist der Hund weiß, bei Heinze handelt es sich um einen Dobermannmischling. Das sei keine Kopie, findet er. Die Fotos werden am Computer mit Hilfe eines Stifts verarbeitet und zu Comics weiterentwickelt. So wirken die Zeichnungen täuschend echt.

„Wir benutzen die gleiche Technik, das ist erlaubt“, findet der 43-jährige Heinze. Sogar die Schriftart, in der die Dialoge notiert sind, scheint gleich. „Das ist irgendeine Schriftart“, wiegelt er ab. Er male seit vielen Jahren, arbeite als freiberuflicher Illustrator. Die Schau im Bert-Brecht-Haus ist allerdings seine erste Ausstellung. „Für unbekanntere Künstler ist es schwierig, so eine Plattform zu bekommen“, verteidigt er sich, dass er ausgerechnet diese Bilder und nicht etwa seine europäischen Mangazeichnungen, die es auch von ihm gibt, ausstellt. Von der heftigen Debatte via Internet sei er überrascht worden. Momentan stehe er über einen Bekannten mit Jamiri in Kontakt.

Gesprächstermin geplant

„Die Bilder sind handwerklich gut gemacht, der kann was. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, warum er nicht sein eigenes Ding macht“, sagt Jamiri. Seit 20 Jahren ist er im Geschäft, hat schon neben seinem Studium die ersten Comics gezeichnet und seinen Stil über all die Jahre entwickelt. Inzwischen erscheinen seine gezeichneten Kolumnen bundesweit im Studentenmagazin „Unicum“ oder auf Spiegel-Online. „Ich habe viel herumprobiert und hatte vielleicht auch Glück, dass meine Zeichnungen dann entdeckt worden sind.

Jamiri: Oeyn Returns

(c) Jamiri
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Das Argument, dass junge Künstler kaum Ausstellungsmöglichkeiten haben, will der Essener nicht gelten lassen. „Es gibt unzählige Kunst-Blogs, die man für Veröffentlichungen nutzen kann. „Es gibt aber auch viele fotobasierte Comics, die ganz andere Geschichten erzählen.“ Manchmal bekommt Jamiri von seinen Fans selbstgemalte Comics geschickt.

Wenn sie sich von ihm inspirieren lassen und die Bilder privat verwenden, dann hat er dagegen nichts. Doch bei Heinze gebe es einfach zu viele Ähnlichkeiten. Demnächst soll es einen Gesprächstermin geben, bei dem Unklarheiten ausgeräumt werden sollen. Jamiris Verlag und Auftraggeber machen Druck, damit die Sache geklärt wird. Er erwägt rechtliche Schritte gegen den Oberhausener.

Heinze, dessen Bilder noch bis zum 20. Juli zu sehen sein werden, will hingegen weitermachen. „Alles andere würde ja so aussehen, als würde ich einknicken. Das sind meine Bilder und Geschichten“, gibt er sich unnachgiebig.