Oberhausen.
Wenn man Sabine Lauxen während ihres ersten Besuchs der Redaktion im Gespräch und beim Fototermin so beobachtet, wie sie klar und bestimmt spricht, wie sie so zügig den Saporoshje-Platz in der City überquert, dann traut man der 47-jährigen Politikwissenschaftlerin schnell zu, dass sie in der Lage ist, frischen Wind in das Oberhausener Rathaus zu bringen.
Lauxen soll als erste Dezernentin der Grünen neue Akzente setzen und die Bereiche Umwelt, Gesundheit und Stadtplanung übernehmen. Für Oberhausen bedeutet dies eine Zeitenwende, nachdem bisher die Sozialdemokraten die Führung der Stadt unter sich aufteilten. Doch 2009 verlor die SPD die absolute Mehrheit und muss seitdem mit den Grünen koalieren.
Bundes-, landes- und kommunalpolitische Erfahrung
Vereinbart war, dass die Grünen einen Spitzenposten besetzen dürfen. Dieser Moment ist nun da: Lange hatte Grünen-Fraktionschef Wilke geglaubt, das Ticket lösen zu können, doch am Ende setzte sich im Bewerbungsverfahren Lauxen durch. Wilke trat zurück.
Die verheiratete Mutter eines achtjährigen Sohnes beeindruckt mit einer breiten bundes-, landes- und kommunalpolitischen Erfahrung - über längere Zeit als Pressesprecherin, als Übersetzerin komplizierter politischer Prozesse.
Nach ihrem Studium war die gebürtige Darmstädterin Büroleiterin und Pressesprecherin des Münchener Umweltreferats, danach wechselte sie 1996 als Öffentlichkeitsarbeiterin zur Grünen-Landtagsfraktion nach Düsseldorf. Seit dieser Zeit kennt sie sich mit Macho-SPDlern alter Schule gut aus: Klaus Matthiesen, Johannes Rau, Wolfgang Clement oder am Ende auch Peer Steinbrück.
Erfahrung mit Macho-Männern
Unter Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) leitete Lauxen die Presseabteilung und lernte die Welt knallharter Lobbyisten im milliarden-schweren Gesundheitswesen hautnah kennen. Nach dem Rücktritt von Fischer in der BSE-Krise machten die grünen NRW-Minister Michael Vesper (Bau) und Bärbel Höhn (Umwelt) Lauxen zur Regierungsvizesprecherin in der Staatskanzlei. Sie vermittelte fachlich und menschlich zwischen den recht verschiedenen Grünen-Spitzenpolitikern.
Als Rot-Grün die Macht 2005 im Land verlor, wechselte Lauxen ins Umweltministerium, wurde stellv. Abteilungsleiterin für Verbraucherschutz und Ernährung. Maßgeblich war sie für die Umsetzung des EU-Schulobstprogramms an 550 Grundschulen verantwortlich.
Praxisnähe
Dass sie nun wieder in die Tiefe des Kommunallebens abtauchen will, erklärt Lauxen mit der Praxisnähe: „Ich finde es spannend zu sehen, welche konkreten Folgen Landesentscheidungen für die Menschen haben.“ Das Gehalt jedenfalls sei nicht der Grund. „Ich werde etwa gleich viel verdienen wie in Düsseldorf.“ In der Landeshauptstadt will sie wohnen bleiben, weil sie ihrem Sohn keinen Umzug zumuten will.
Sie gibt offen zu, dass Oberhausen in ihrem Leben bisher keine Rolle spielte, wenngleich die Familie ihres Vaters von hier stammt. Ihr Eindruck von Oberhausen ist recht positiv: „Die Kulturszene ist überraschend rege und kreativ, die Menschen begegnen mir sehr offen und die Oberhausener leben nach allen Umfragen sehr gerne in dieser Stadt. Das ist eine große Chance, hier bewegt sich viel.“ Die negative Image-Berichterstattung über Oberhausen hat Lauxen nicht abgeschreckt. „Ich will jetzt erst einmal alles genau kennenlernen.“
Dass sie kaum Erfahrungen in Planungsfragen hat, bestreitet sie nicht. „Ich muss mich hier mehr einarbeiten als bei Umwelt- oder Gesundheitsthemen. Aber meine Aufgabe ist es ja auch nicht, beste Sachbearbeiterin zu werden, sondern die strategische Umsetzung anzugehen.“ Im Spätherbst will sie ihr neues Amt antreten.