Oberhausen..
Paukenschlag für die Oberhausener Kommunalpolitik: Der Grünen-Ratsfraktionschef Volker Wilke, einer der entscheidenden Mitgestalter rot-grüner Koalitionsbeschlüsse, hat am gestrigen Dienstag den Rücktritt vom Amt des Fraktionsvorsitzenden erklärt und wird sein Ratsmandat am 24. Juni niederlegen. Damit endet eine seit 20 Jahren andauernde Politikgestaltung von Wilke im Stadtrat.
Hauptberuflich ist und bleibt Volker Wilke Geschäftsführer der kommunalpolitischen Vereinigung der Grünen (GAR NRW) in Düsseldorf - und wird derzeit als Mitglied im rot-grünen Koalitionsausschuss Kommunales gefordert.
Der Schritt aus der lokalen Ratspolitik des studierten 52-jährigen Soziologen kommt selbst für engste Parteifreunde äußerst überraschend - sie wurden per E-Mail erst gestern Nachmittag informiert. Dabei haben sie den Verlust eines ihrer Spitzenleute vor Ort selbst zu verantworten.
Hohe Arbeitsbelastung
Wilke hatte sich in der vergangenen Woche bei der Bewerbung um den für die Grünen vorgesehenen neuen Dezernatsposten mit den Fachbereichen Umwelt, Gesundheit und Planung gegen andere Bewerber nicht durchsetzen können. Eine vierköpfige Auswahlkommission der Grünen hatte jedoch aus gut 20 Bewerbungen der Ratsfraktion zwei Frauen vorgeschlagen - die Fraktion entschied sich für die 47-jährige Sabine Lauxen, stellv. Abteilungsleiterin im NRW-Umweltministerium, frühere NRW-Vizeregierungssprecherin, frühere Pressesprecherin im Bundesgesundheitsministerium unter Andrea Fischer und Grünen-Mitglied.
Wilke stellt gegenüber der WAZ seine politische Entscheidung nun als logisch, konsequent und langfristig geplant dar. „Das ist ein geordneter Rückzug nach 20 Jahren Ratsarbeit. Mir war das vor einem Jahr klar, als ich mich entschieden habe, zu versuchen, hauptberuflich in die Verwaltung zu wechseln. Dann hätte ich sowieso meinen Fraktionsvorsitz aufgeben müssen. Nun bin ich nicht Dezernent geworden, aber mit der Ratspolitik habe ich so oder so innerlich abgeschlossen. Warum soll ich das weitermachen?“ Schließlich sei die Arbeitsbelastung aus seinem Hauptberuf, der Ratsarbeit und seiner Vorstandstätigkeit bei der Genossenschaft Ripshorster Straße so enorm, dass sie familienschädlich geworden ist. „Ich habe meine Kinder kaum noch gesehen.“
Ein großer Verlust
Keine Überlegung war für ihn, dass andere in der Niederlage im Personalpoker auch einen Machtverlust für ihn als Fraktionschef sehen könnten. „Das hat für mich keine Rolle gespielt. Ich bin auch nicht beleidigt oder gefrustet, sondern ich mache einen für mich notwendigen Einschnitt“, sagte Wilke. Es sei auch nicht möglich gewesen, als einfaches Ratsmitglied weiterzumachen. „Die Arbeitsbelastung ist dann ja weiter sehr hoch.“
Grünen-Parteichef Andreas Blanke trifft der Rückzug von Wilke völlig unerwartet. „Ich bin sehr überrascht und finde dies sehr schade. Er hat gute Arbeit geleistet, er hat hier einiges bewegt und durch seine Tätigkeit in Düsseldorf ein tolles Netzwerk aufgebaut. Das ist für uns ein großer Verlust.“
Blanke weist aber auch darauf hin, dass Wilke früh wusste, dass die Grünen in der heutigen Männer-Stadtspitze unbedingt eine Frau wollten. „Allen war klar, dass es für den Dezernenten-Posten keinen geborenen Kandidaten gibt, weil wir darin keinen Versorgungsposten für langgediente Parteimitglieder sehen.“ Frau Lauxen weise einen ausgezeichneten Lebenslauf auf und sie habe sowohl Verwaltungs- wie Politik-Erfahrung.
Als Nachfolger für Wilke als Fraktionschef wird Fraktionsvize Regina Wittmann gehandelt.