Oberhausen. . Der Aktionskünstler Christo hat per Liveschalte aus New York sein neues Projekt vorgestellt. Der 77-jährige Künstler wird 2013 im Gasometer in Oberhausen ein riesiges Luftpaket schnüren. Die Journalisten hatten bei der Pressekonferenz größte Probleme das Kauderwelsch mit bulgarischem Akzent und ruckelndem Internetvideo zu verstehen.
Der Kunst-Gott hebt die Arme wie zum Segen. Und 50 Journalisten starren gebannt auf die Leinwand. Da sitzt Christo, irgendwo in New York, hinter sich weiße Lamellenvorhänge wie beim Zahnarzt, neben sich irgendein Kunstwerk. Der Meister stellt per Live-Schalte sein neues Projekt vor: Big Air Package – großes Luftpaket. Kurz: ein Riesending im Gasometer. Der Fässerstapler kehrt 13 Jahre nach „The Wall“ nach Oberhausen zurück.
Er liebt den Gasometer
Es knarrzt und das Bild ruckelt. „Ihre Internetverbidung ist zu langsam“, leuchtet auf dem Bildschirm auf. Der schreibenden Zunft stoppt der Kugelschreiber. Ob jemand verstanden hat, was der Künstler der Gemeinde mitteilen will, fragt ein Journalist. Kurator Wolfgang Volz entschuldigt sich: Es gebe „eine Mischung technischer Probleme mit einem bulgarischen Akzent“. Christo lacht. Der Saal auch. Zumindest die Aura des Reichstags-Verhüllers hat’s durch die miserable Internetleitung von New York in den Konferenzsaal des Technologiezentrums geschafft.
Christo sagt, dass er den Gasometer liebt. „Der Raum im Innern ist einzigartig.“ Ja, er habe den Strukturwandel im Ruhrgebiet mit Begeisterung verfolgt, seinerzeit schon als er 1961 im Kölner Hafen mit seiner mittlerweile verstorbenen Gattin Jeanne-Claude Ölfässer verhüllte. Sein beeindruckendstes Erlebnis in Oberhausen? Natürlich „The Wall“. „13.000 Ölfässer, das war eine unglaubliche physische Erfahrung.“ 1999 hatte Christo im Gasometer die Tonnen aufgetürmt und Oberhausen weltweit berühmt gemacht.
Künstlerin Jeanne-Claude gestorben
Der Künstler will selbst am Aufbau mitwirken
Der Künstler mit dem mittlerweile ziemlich eingefallenen Gesicht (vielleicht liegt auch das an der Internetverbindung) blüht auf, als er auf seinen Abschied von Deutschland angesprochen wird. Natürlich sei das in Oberhausen nicht sein Nimmer-Wiedersehen-Projekt. Er sei doch am Mittwoch erst 77 geworden. Herzlichen Glückwunsch!
Eröffnung ist am 15. März 2013. Christo kündigt an, schon eher zu kommen. Er wolle doch beim Aufbau dabei sein. Soll ja keiner sagen können, dass er nur den Namen hergibt und nicht selber mit Hand anlegt. Gut 1,4 Millionen Euro wird es kosten, das Luftpaket im Gasometer zu schnüren. Der Aufbau soll angeblich nur wenige Tage dauern.
Licht und Atmosphäre
Ja, was gibt’s denn eigentlich zu sehen? Christo wird mal nichts von außen verhüllen, sondern von innen. Der Gasometer bekommt eine 5,3 Tonnen schwere Auskleidung aus lichtdurchlässigem Gewebe, gebändigt von 4,5 Kilometern Seil und getragen von zwei kräftigen Gebläsen. Durch Schleusen soll man hineingehen können, aber nur bis zu 300 Personen gleichzeitig. Das Gefühl im Innern soll etwas Besonders sein, Licht und Atmosphäre beeindrucken. Die ganz große Euphorie bleibt bei den Journalisten aus.
300.000 Besucher müssen kommen, damit sich das Luftding trägt. Das Risiko für die Gasometer GmbH ist gering. Ein Sponsor übernimmt die Kosten. Und Christo? Verabschiedet sich im schwarzen Internetloch.