Oberhausen. Kinder und Mitarbeiterinnen des Jugendzentrums Falkentreff haben eine Mission: Sie wollen die Bäume im Antoniepark bestricken

Verheißungsvoll zieht Silke Dupont einen gestrickten Lappen nach dem anderen aus einer Holzkiste und streicht stolz über die Maschen. Quadratische Stücke in allen Farben, darunter auch Bommel und Ringe, stapeln sich auf dem Tisch.

Mit diesen Schätzchen hat die Falkentreff-Mitarbeiterin kühne Pläne: Die Bäume im Antoniepark sollen etwas Schickes zum Anziehen bekommen – und nicht nur die. Auch Laternen, Geländer und Pfähle sollen für einige Monate zum kunstvollen Blickfang im Straßenbild werden. „Strickgraffiti“ heißt der Trend, der dank einiger findiger Damen vom Sterkrader Jugendzentrum Falkentreff nun auch Osterfeld erreicht.

Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Pflugbeil habe nicht schlecht gestaunt, als ihm Silke Dupont von der Idee erzählte. „Der war begeistert. Wir mussten ja erst die Erlaubnis der Stadt und der Unteren Landschaftsbehörde einholen, aber es hat nicht viel Überzeugungsarbeit gebraucht.“

„Generationen verbinden“

In anderen Städten wie Köln oder Berlin sorgten ähnliche Aktionen bereits für Furore. Doch gehe es in Oberhausen nicht nur um die optische Verschönerung des Antonie-parks, sondern vor allem um das Gemeinschaftserlebnis: „Wir möchten etwas schaffen, woran sich Jung und Alt beteiligen können – vorausgesetzt, sie können stricken“, sagt Silke Dupont schmunzelnd und kommentiert selbstironisch ihre eigenen Strickkünste: „Die Kinder sagen immer: ‘Silke, lass es einfach!’ Ich könnte auch Fischernetze anfertigen.“ Aber wenn sie sich eine Idee in den Kopf gesetzt hat, setze sie diese auch um – dafür kennen ihre Kolleginnen sie lange genug.

Auch wolle man mit dem Projekt Kinder wieder an die alte Kunst der Handarbeit heranführen. „Selbstgenähtes und Gestricktes steht bei jungen Leuten wieder hoch im Kurs“, sagt Martina Limpert-Schiwer, Erzieherin im Falkentreff. „Übrigens sind auch die Jungs sehr engagiert bei der Sache.“

"Wir bestricken alles, was nicht niet- und nagelfest ist"

Neben den Kindern und Mitarbeiterinnen vom Falkentreff beteiligen sich Schüler der Kardinal-von-Galen-Grundschule und der Albert-Schweitzer-Hauptschule, die Seniorengruppe der Apostelkirchengemeinde (APO) und eine Gruppe türkischer Frauen an dem Projekt – weitere Unterstützung ist durchaus erwünscht. „Egal, ob jemand hobbymäßig zu Hause gern strickt, oder sich unseren Treffen anschließen möchte – wir sind für jede Hilfe dankbar“, sagt Hausleiterin Sabine Plass.

Am 16. Juni, am Tag des Tackenberger Nachbarschaftsfestes, sollen die Strickteile im Antoniepark an den Bäumen drapiert werden. Dupont: „Bis dahin haben wir noch jede Menge Arbeit vor uns. Wir bestricken alles, was nicht niet- und nagelfest ist.“