Oberhausen. .

Die Überraschungssieger des Abends gehen es gelassen an: Bis 17.58 Uhr bereiten die Liberalen noch eine Schulausschusssitzung vor, erst dann wird der Fernseher angeknipst. Um 18 Uhr, als der Balken für die SPD in die Höhe schnellt, verfinstern sich zunächst die Gesichter. Als dann aber die erste Hochrechnung für die FDP 8,5 Prozent verheißt, schießt ein Sektkorken durch den Raum.

„8,5 Prozent, das hätte vor dem heutigen Abend kaum jemand für möglich gehalten“, jubelt FDP-Direktkandidat Mark Hoff – und sagt seinen Helfern „Merci“. Morgen geht es für ihn wieder ins Büro, „um in den Landtag einzuziehen, hätte die FDP ungefähr ein Wahlergebnis wie die SPD gebraucht“. Enttäuscht ist er nicht, er wusste es vorher und feiert lieber das Landesergebnis.

„Wir liegen noch vor den Piraten!“ Darauf ein Sektchen. Dazu gibt’s Apfelkuchen und eine grüne Gemüserolle. „Wir sind liberal, wir haben nix gegen die Grünen“, sagt FDP-Kreisvorsitzende Regina Boos zufrieden und bereitet das Buffet vor. Sie ist froh, dass sich die Partei in Düsseldorf nun ganz auf die Oppositionsrolle konzentrieren kann und dass der Mut, gegen den Landeshaushalt zu stimmen, und damit für Neuwahlen zu sorgen, belohnt wurde.

Auch für die Arbeit in Oberhausen wollen die Liberalen den Schwung der Landtagswahl mitnehmen: Rund 0,5 Prozent hat die FDP hinzugewonnen. „Das ist eine gute Basis, um die Wahlen in den nächsten Jahren zu bestreiten“, so Regina Boos. Auch auf kommunaler Ebene bleibt man der Linie treu, dass Schuldenabbau ein wichtiges Mittel ist, um den Haushalt zu konsolidieren. „Wenn am Dienstag die Sparliste vorgelegt wird, werden wir konstruktiv beraten. Allerdings sind einige Sparvorschläge, wie die Steuererhöhung, mit uns nicht zu machen.“

Der Nachwuchs trägt Grün

Andreas Blanke, Vorstandssprecher und Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, bezweifelt hingegen, dass sich keine Firmen mehr ansiedeln, wenn die Stadt Oberhausen die Steuern erhöht. „Das Problem haben andere Städte im Ruhrgebiet auch. Oberhausen kann mit einer guten Infrastruktur punkten“, glaubt Blanke.

Etwa 0,6 Prozent haben die Grünen abgegeben, die Mitglieder sind trotzdem zufrieden. Sie feiern in der Parteizentrale, grüne Luftballons kleben unter der Decke und der Filius von Bürgermeisterin Steffi Opitz trägt zur Feier des Tages einen selbst gestrickten grünen Pullover, den eine Sonnenblume ziert. Für das Buffet haben die Grünen selbst gekocht. Aufgetischt wird zum Beispiel Salat aus dem eigenen Garten – soviel Öko muss sein.

"Wichtig war, dass wir unser Ziel erreicht haben"

„Wichtig war, dass wir unser Ziel erreicht haben und es mit Rot-Grün in Düsseldorf weitergeht“, erklärt Sebastian Girrullis. Blanke stimmt zu: „Es wäre jetzt sehr spekulativ zu überlegen, was gewesen wäre, wenn die Piraten in Oberhausen anders abgeschnitten hätten.“ Er sieht die Politik der bisherigen Landesregierung bestätigt, lieber jetzt in Kindergartenplätze zu investieren und dafür auch mehr Schulden zu machen.

Für Sebastian Girrullis war es der erste Wahlkampf. „Kurz und heftig“, nennt er die Erfahrung. Der 26-jährige Student ist vor einem Jahr in die Partei eingetreten. „Bei den Piraten war mir zu wenig Inhalt“, erklärt er. Zuletzt hat er noch am Freitag bei der Hausverteilung geholfen, damit viele Oberhausener ihr Kreuzchen bei den Grünen machen. Nun feiert Girrullis mit seinen Parteikollegen und ist sich sicher, in die richtige Partei eingetreten zu sein. Sein Name kommt übrigens aus dem Litauischen und bedeutet so viel wie „Guter Mensch“.