Oberhausen. . Polizeibeamter Werner Stein hat ein ungewöhnliches Hobby. Er tritt bei Trial-Shows auf, bei denen mit Spezial-Fahrrädern über ausgefallene Hindernisse gesprungen wird. Demnächst ist er bei der Fahrradbörse am 12. Mai zu sehen und am 27. September beim Blaulichttag.

Bei der Polizei gibt es nichts, was es nicht gibt, sogar Akrobaten. Tarik Ilhan (15), einer von derzeit vier Praktikanten mit Migrationshintergrund bei den Ordnungshütern, konnte gar nicht so schnell gucken, wie er sich als Assistent von Werner Stein (34) wieder fand. In null Komma nichts lag der Schüler der Gesamtschule Osterfeld der Länge nach ausgestreckt auf dem Boden vor dem Polizeipräsidium, während der Polizeibeamte Stein mit seinem Trial-Fahrrad zu einem kühnen Sprung ansetzte. Einmal seitlich über Tarik drüber weg.

Stein ist im Hauptberuf Polizist, im genehmigten Nebenjob Trial-Akrobat. Mit seinem speziellen Trial-Fahrrad überquert er Hindernisse wie gestapelte Europaletten, Autos oder eben auch Menschen. Das alles sieht nicht nur spektakulär aus, es ist auch ein Kraftakt. „Ein Auftritt von zehn Minuten entspricht einer Belastung von einer Stunde Joggen oder zehn Minuten Sprinten“, sagt der Polizeibeamte.

Disziplin ist gefragt

„Fahrrad-Trial ist ein Randgruppensport“, erzählt Stein. Denn kaum einer bringe die Disziplin auf, die es am Anfang braucht. Stein: „Es dauert allein ein Jahr, bis man mit dem Rad auf zwei Rädern auf der Stelle balancieren kann.“ Drei Jahre braucht es für den Balanceakt auf einem Rad.

Der gebürtige Tscheche, der als Kind mit seiner Mutter nach Deutschland kam, entdeckte seine Faszination für den Radsport mit zehn Jahren. „Ich habe angefangen mit Cross-Country-Fahrten mit dem Mountain Bike“, erzählt er. Aber die kleinen Hindernisse, die es dabei zu überwinden galt, interessierten ihn mehr als der Rest der Strecke. Drei Jahre trainierte Stein. „Dann kam ein Trialer auf mich zu und fragte, wie lange ich das schon mache.“ Da erst habe er erfahren, dass es den Trial-Sport gibt und sofort sein Mountain-Bike – damals gab es noch keine speziellen Trial-Räder – optimiert mit kürzerer Kurbel, breiterem Lenker, leichterer Übersetzung der Zahnräder.

500 Mark pro Auftritt

Stein übte und übte. Trat mit einigen Kollegen einem Fahrradverein bei, um versichert zu sein. „Der Durchbruch kam, als wir nach einem halben Jahr beim Stadtfest in Oberhausen den Verein mit einer Trial-Show präsentierten“, berichtet Stein. Das ganze sei beim Publikum sehr gut angekommen. Es folgten private Nachfragen von Autohäusern oder Fahrradläden. Stein und seine Kollegen traten gegen Spenden für den Fahrradverein auf.

„Ich habe dann eine Elektrikerausbildung gemacht“, sagt Stein. Danach lebte er zwei Jahre lang nur von seinem Sport. Trat an Wochenenden auf. Bekam damals noch 500 DM pro Auftritt. „Aber dann kam mir der Gedanke, mit 40 Jahren kannst du das nicht auch noch machen.“ Weil der Elektrikerberuf nicht sein Ding war, ging er zur Polizei. Und im Polizeipräsidium erzählt Stein jetzt, dass er auch noch Power Raising mache, sein Hauptsport jedoch Judo sei. „Da sind Sie ja ganz schön sportlich“, stellt einer der Praktikanten fest. „Mir ist bisher jedenfalls noch kein Täter weggelaufen, ich habe sie alle gekriegt“, schmunzelt Stein.

Wer Stein live erleben möchte, am 12. Mai tritt er bei der Fahrradbörse an der Gemeinschafts-Müllverbrennungsanlage auf.

Beim Blaulichttag am 27. September werden sich in der City in der Zeit von 11 bis 18 Uhr Feuerwehr, Polizei, eben alles, was Blaulicht hat, die Hilfsorganisationen, Dekra oder Verkehrswacht präsentieren. Zu dem bunten Programm gehören auch fünf Trial-Auftritte Werner Steins.