Oberhausen. Ab sofort gibt es auch in Oberhausen Stadtrundfahrten in einem Doppeldecker. Eine charmante Tour mit Kinderkrankheiten.
Ob nun Mailand oder Madrid, Paris oder London: Der Anblick von Doppeldeckerbussen, die Touristen und andere Interessierte von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten fahren, gehört in diesen Metropolen längst zum Stadtbild dazu. Etwas anders sieht es dagegen bei uns in Oberhausen aus. Hier ist der Doppeldecker, der auch nicht im gängigen Rot, sondern im Kontrast dazu im leuchtenden Grün gehalten ist, ein wahrer Exot, den man im ersten Augenblick nicht so recht zuordnen kann. Noch. Seit gestern bieten der Kölner Unternehmer Wolfgang Wilms und die Tourismus und Marketing GmbH Oberhausen (TMO) an vier Tagen in der Woche Stadtrundfahrten im Cabriobus im Regelbetrieb an (die NRZ berichtete). Wir waren bei der Jungfernfahrt dabei.
Eines wird schon am Startpunkt der Fahrt, der Coca-Cola Oase in der Neuen Mitte, klar: Sehr viel anders als in den großen Metropolen läuft es bei der hiesigen Stadtrundfahrt auch nicht ab. Man wird freundlich begrüßt, löst sein Ticket und sucht sich erstmal einen Platz. Gut, die Platzsuche läuft zugegebenerweise momentan noch problemlos ab.
Noch hat sich das neue Angebot nicht herumgesprochen
Ganz so weit herumgesprochen hat sich die Sache mit der Rundfahrt nämlich scheinbar noch nicht – eine Handvoll Gäste verteilt sich auf die zwei Etagen. Ein großer Andrang „war aber auch nicht zu erwarten“, sagt Wolfgang Wilms, der auch Fahrten in Aachen, Düsseldorf oder Köln anbietet. „Als wir in Köln damit anfingen, fuhr zwischendurch auch mal nur der Reiseleiter allein.“
Nachdem jeder seinen Platz eingenommen hat, kann es losgehen. Knapp 100 Minuten sind für eine Fahrt mit Start und Ziel am Centro eingeplant. Haltestellen sind an der St. Antony-Hütte, dem Schloss Oberhausen und dem Hauptbahnhof eingerichtet. Durch das sogenannte „Hop on/Hop off-Konzept“ kann man an den Zwischenstopps aussteigen und die Orte in Ruhe besichtigen. Zwei Stunden später fährt man dann einfach mit dem nächsten Bus weiter. Gerade diese Idee kann die Attraktivität der Rundfahrt ausmachen. Denn was nützt es mir schon, am Schloss vorbeizufahren, ohne einen Abstecher in den Kaisergarten gemacht zu haben oder einmal über die Rehberger-Brücke gegangen zu sein?
Stadt-Tour mit charmanten Kleinigkeiten
Abseits davon werden den Fahrgästen viele Informationen über Oberhausen geliefert, und zwar in klarer und deutlicher Sprache. So weiß man nach der Fahrt, dass der Güterbahnhof Osterfeld-Süd einmal der größte seiner Art war. Laut ist er heute immer noch. Am heutigen Standort von MAN Turbo, der ehemaligen Gutehoffnungshütte, wurden in den 1950er und 60er Jahren Erdölbohrinseln hergestellt, die später weiter verschifft wurden.
Es sind vor allem die charmanten Kleinigkeiten, die auffallen. In der Siedlung Stemmersberg etwa heißt es: „Nachbarschaftshilfe ist hier auch heute noch selbstverständlich.“ Das hört man als Anwohner doch gerne. Ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Macher so ihre Gedanken gemacht haben, ist der Vortrag eines Gedichtes des Münchner Lyrikers Eugen Roth. „In Oberhausen da leben Leute, die stark verbunden mit dem Heute und seinen Mühen, seinen Sorgen. – Glück auf! der schönen Stadt von morgen.“
Nicht alles klappt bei der Jungfernfahrt reibungslos
Was nicht verborgen bleibt und gerade Besucher von außerhalb überraschen dürfte, ist die Erkenntnis, wie grün Oberhausen ist. Das kann allerdings auch zum Nachteil werden, wenn man gewissermaßen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. So lässt sich die Siedlung Grafenbusch hinter dichtem Blattwerk nur erahnen. Nicht alles klappt bei der Jungfernfahrt reibungslos. So kommt an der Zeche Osterfeld die Ansage etwas zu früh, an anderer Stelle ist sie zu spät.
Manchmal wünscht man sich auch etwas mehr Zeit, um die Architektur einzelner Bauwerke genauer zu betrachten. Aber was sagen die Mitfahrer? „Das war sehr interessant“, äußert sich eine ältere Dame aus München. Sie ist mit einer Bekannten aus Oberhausen dabei. Über die kleineren Schwierigkeiten und den noch geringen Zuspruch sieht sie hinweg. „Jeder fängt mal klein an.“
Verkaufsstellen und Preise
Die Stadtrundfahrten finden jeden Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag statt. Von der Coca-Cola Oase aus startet die erste Fahrt des Tages jeweils um 11 Uhr. Eine Fahrt ohne Ausstieg kostet für Erwachsene 12 Euro, Kinder von 4 bis 13 Jahren zahlen 5 Euro. Für das Hop on-/Hop off-Ticket müssen Erwachsene drei Euro drauflegen. Pro zahlendem Erwachsenen sind zwei Kinder bis 14 Jahren frei. Tickets können nicht nur beim Busfahrer gekauft werden, sie sind außerdem im Ruhr-Visitorcenter im Centro (am Platz der Guten Hoffnung) und in der Ruhr-Infolounge am Hauptbahnhof (Willy-Brandt-Platz 2) erhältlich. Weitere Informationen auf www.oberhausen-tourismus.de oder unter 824 570.
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