Oberhausen. Die neue Gebührenordnung der Gema-Verwertungsgesellschaft bereitet Discos Sorgen – Betreiber sollen kräftig draufzahlen. Christina Antwerpen vom “In Hostel Veritas“ findet die Reform nicht gerecht: „Wenn die Gema ein Diskotheken-Sterben in Oberhausen auslösen will, muss sie nur so weitermachen.“

Eigentlich liebt Michael Neumann seinen Job. Mit der Turbinenhalle und dem Steffy betreibt der 43-Jährige zwei der bekanntesten Diskotheken im Oberhausener Nachtleben. Doch ob er künftig in der Lage sein wird, die etwa 4000 Quadratmeter große Turbinenhalle weiterhin zu bespielen, weiß er nicht.

Grund: Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte – kurz Gema – will ab Januar 2013 kräftig an der Gebührenschraube drehen. Gerade Betreiber größerer Einrichtungen sollen finanziell stärker in die Pflicht genommen werden.

Schwer durchschaubares System

An die Gema, so Neumann, führe er schon jetzt beträchtliche Summen ab. „Ich durchschaue das System bis heute nicht. Für eine Tanzanlage mit Gogo-Tänzern zahle ich im Vergleich zum normalen Discobetrieb kräftig drauf. Man gewinnt den Eindruck, dass die Gema ihre Monopolstellung ausnutzt und willkürlich Veranstalter zur Kasse bittet.“ Auch werde die Einträglichkeit großer Diskotheken überschätzt. Die Solidarität unter Clubbetreibern halte sich indes in Grenzen – in der Party-Branche kämpfe letztlich jeder für sich selbst.

In der Turbinenhalle finden bislang regelmäßig Abiturfeiern statt – die Gema-Gebühren dafür trägt Neumann als Veranstalter. „Wenn sich das wirtschaftlich nicht mehr trägt, werden wir uns wohl oder über von dem Konzept verabschieden müssen.“ Bislang ist das System komplex: Wer öffentlich Musik abspielt, muss dafür Gebühren an die Verwertungsgesellschaft zahlen. Zurzeit existieren elf Tarife und Untertarife, die ab 2012 auf zwei reduziert werden sollen.

Waren bislang die Größe des Lokals und die Anzahl der Öffnungstage maßgebend für die Höhe der Gebühren, soll künftig allein die wirtschaftliche Größe einer Einrichtung oder Veranstaltung die Höhe der Gebühren bestimmen. Vereinfacht gesprochen: Je größer die Fläche und je höher der Eintrittspreis, desto teurer wird es für die Betreiber. Diese Form der Gebührenberechnung ist nach Ansicht der Gema unbürokratischer und gerechter.

Verunsicherung über die Reform

Verunsicherung über die Reform gibt es in vielen Oberhausener Party-Lokalitäten. Auch bei Christina Antwerpen, Betreiberin des In Hostel Veritas. Mit der Gema hat sie so ihre Erfahrungen gemacht. „Theoretisch würden wir als kleinere Einrichtung von der Reform profitieren. Gerecht finde ich sie trotzdem nicht“, sagt die 32-Jährige, die auch Mitglied im Vorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) ist. Dieser hatte die Reform scharf kritisiert.

„Wenn die Gema ein Diskotheken-Sterben in Oberhausen auslösen will, muss sie nur so weitermachen.“ Wolle man die Gebührenstruktur fair gestalten, müsse man vielmehr den Beitrag nach der Höhe tatsächlich verkaufter Karten berechnen. „Gerade Einrichtungen wie die Turbinenhalle, die große Veranstaltungen fahren, ziehen Touristen nach Oberhausen und kurbeln die regionale Wirtschaft an. Diese Kulturstandorte würden dann bestraft.“

Ständiger Rechtfertigungsdruck

Auch fühlten sich viele Veranstalter in ständigem Rechtfertigungsdruck vor der Gema. „Die stehen schon auf der Matte, wenn im Kindergarten ‘In der Weihnachtsbäckerei’ von Rolf Zuckowski gesungen wird“, so die Mutter einer kleinen Tochter.

Gelassen bleibt dagegen Filli Morisak, Geschäftsführer des Zentrums Altenberg. Auch er weiß nicht genau, wie sich die Reform für ihn niederschlagen wird, ist aber überzeugt: „Da wird wieder eine Sau durchs Dorf getrieben.“ Man müsse erstmal abwarten, ob die Pläne tatsächlich umgesetzt werden. „Wenn die Gema die großen Einrichtungen zu sehr abstraft, schneidet sie sich nur ins eigene Fleisch.“ Denn wer sich wirtschaftlich nicht halten kann, zahlt irgendwann gar keine Gebühren mehr.