Oberhausen. .

Als Solist ist Kai Magnus Sting kein Unbekannter auf der Ebertbad-Bühne. Für das Stück „Pommes“ hat er sich das erste Mal einem Ensemble angeschlossen. Mit WAZ-Redakteurin Fabienne Piepiora spricht der studierte Germanist, der mit Jochen Busse befreundet ist und Hanns Dieter Hüsch sein Vorbild nennt, über Fußball, seine Rolle als schwuler Wirt und das Ruhrgebiet.

Sie sollen sich um Ihre Rolle beworben haben. Stimmt das?

Kai Magnus Sting: Ich hatte mal einen Auftritt im Ebertbad und kenne einige Leute aus dem Ensemble ganz gut. Da hab ich dann gesagt, sie sollen sich melden, wenn sie mal wieder ein neues Stück machen. Irgendwann rief dann Gerburg Jahnke an und fragte, ob ich zu einer Leseprobe kommen kann. Einen Tag später hatte ich dann tatsächlich die Rolle.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rolle vor?

Sting: Ich sitze oft im Café und beobachte die Leute. Als Kabarettist habe ich die Möglichkeit, die Charakterzüge auf der Bühne ein bisschen zu überhöhen.

Ist es denn eine wichtige Eigenschaft, dass der Wirt homosexuell ist?

Sting:Das habe ich mich anfangs auch gefragt. Im Grunde ist es der Wirt, der sehr fürsorglich ist, die alte Clique zusammenhält und sich wünscht, dass alles so bleibt. Vielleicht sind das eher Charakterzüge, die man einem schwulen Mann zutraut.

Warum wollen Sie nicht mehr alleine auf der Bühne stehen?

Sting: Weil ich weiß, dass ich das kann. Bei „Pommes“ werd’ ich getragen vom Ensemble. Man teilt sich die Arbeit und die Gags. Man muss auch mal einen Lacher vorbereiten, den der andere versenken kann. Das ist ein bisschen wie beim Fußball. Als Solist ist man für alles selbst verantwortlich.

Sie schauen den Leuten aufs Maul. Was mögen Sie am Ruhrgebiet?

Sting: Die Leute sind herzlich. Manchmal ein bisschen bott, aber offen und freundlich. Nehmen wir mal eine Fahrt mit der S-Bahn. Da steigt einer in Essen-Steele ein, setzt sich zu dir und erzählt dir etwas aus seinem Leben. In dem Moment bist du Teil seines Lebens. Das ist gar nicht oberflächlich, das meint der ernst. Ein paar Minuten später steigt der in Wattenscheid wieder aus, sagt „Weiße Bescheid“ und verabschiedet sich. Sowas gibt es nur hier. Das mag ich an den Menschen im Ruhrgebiet.

Sie haben mittlerweile einen Wikipedia-Eintrag und sind weit über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt. Lachen die Leute gerne über den Ruhrpott?

Sting: Für den Bekanntheitsgrad sind Fernsehauftritte ganz hilfreich. Da ist man einmal bei Nightwash oder in einer anderen Sendung und schon kann man das ewig bei Youtube sehen. Ich bekomme zum Beispiel von einigen Fans ständig Mails, ich soll doch mal nach Nürnberg kommen. Da war ich noch nie und demnächst trete ich tatsächlich mal auf. Aber der Ruhrgebiets-Humor ist tatsächlich beliebt. Die Bayern, die erzählen eher Geschichten auf der Bühne. Die Hamburger sind ein bisschen distanzierter und mancher Berliner verschwurbelter. Kabarettisten aus dem Ruhrgebiet kommen auf die Bühne und machen keine Gefangenen. Im Grunde machen wir Kabarett wie S-Bahn-Fahrten.

Sie sprechen gerade geschliffenes Hochdeutsch. Wann platzt „Wat“ und „Dat“ aus Ihnen raus?

Sting: Jeder Mensch trägt den Dialekt in sich. Die einen können nur besser vom Hochdeutschen ins leichte Platt umschalten als andere, das lernt man im Germanistikstudium. Wenn ich mit meiner Mutter spreche oder mit Freunden, dann verfalle ich auch ins Wat und Dat oder sag’: „Weiße Bescheid.“

Heute Abend ist Premiere. Und – aufgeregt?

Sting: Nö. Ich bin ja nicht alleine auf der Bühne. Und wir proben seit Wochen nix anderes. Langsam sollte ich es können.

Für die „Pommes“-Termine im Mai gibt es nur noch einzelne Karten, deshalb hat der Vorverkauf für den Dezember schon begonnen. Tickets sowie weitere Informationen gibt es unter der Rufnummer 205 40 24. Zudem werden auch die älteren Eigenproduktionen noch einmal gezeigt.

Das Stück stammt aus der Feder von Markus Beutner-Schirp, dreht sich um eine alte Freundschaft, das Revier und natürlich wird auch das Feindbild Düsseldorf bedient. Gesungen wird übrigens auch, nicht ganz so viel wie bei den Vorgängern – das Stück ist schließlich eher Komödie als Revue.