Oberhausen. Das Kohle-Projekt des Theaters Oberhausen ist beendet. Wer mitmachte, konnte zwei Wochen lang mit einer alternativen Währung bezahlen. Das kam gut an. Der Stammtisch, bei dem sich alle Befürworter der Kohle treffen, wird aber fortgesetzt.
Die gute Nachricht vorweg: Oberhausen ist nicht mehr pleite. In den vergangenen zwei Wochen war so viel Kohle unterwegs, wie schon lange nicht mehr. Die schlechte Nachricht ist allerdings: Das Kohle-Projekt ist beendet.
Bis dahin verschwendeten die Menschen sie geradezu, um sich gegenseitig zum Essen einzuladen, eine Massage zu gönnen oder schlicht, um neue Socken zu kaufen. Das ist nun vorbei. Vorerst: Blöd für die, die am Ende noch richtig viel Kohle auf der hohen Kante haben. Sie ist nichts mehr wert.
„Wer Gesellschaftlichkeit will, muss dem anderen auch mal einen ausgeben“, wissen die Theatermacher von der „Geheimagentur“. Die Kohle, nicht durch den Euro gedeckt, war nur etwas wert, weil sich genügend Geschäftsleute gefunden haben, die die Aktion unterstützt haben. Kohle gab’s für die Steuererklärung, die man endlich in Angriff genommen hat, für ehrenamtliches Engagement, einen Spaziergang oder das Entrümpeln eines Kellers.
System aus Brasilien abgeschaut
Der letzte Kredit wurde auf der Bühne an eine Schülerin vergeben, die fürs Abi büffeln muss. Kommentar der Schauspieler: „Das ist wirklich eine unterbezahlte Tätigkeit, die man viel mehr schätzen sollte.“
Abgeguckt haben sich die Oberhausener das System aus Brasilien, bei der Banco Palmeras, die in der Stadt Fortaleza ebenfalls eine eigene Währung ausgibt. „Wenn einer einen Traum träumt, bleibt es ein Traum. Wenn viele einen Traum träumen, wird er Realität“, heißt ein brasilianischer Leitspruch. Aber vielleicht sind die brasilianischen Banker auch nicht so einfach mit ihren deutschen Kollegen zu vergleichen – die beiden Finanz-Entwicklungshelfer sangen auf der Bühne Lieder von Che Guevara.
Viele Menschen sind ausgeschlossen
„Am Anfang haben wir uns gefragt, warum Oberhausen eine neue Währung braucht – die Probleme sind nicht auf der Straße sichtbar, wie bei uns“, erinnert sich Gil Holanda. Als er sich mit den Leuten unterhalten hat, merkte er allerdings, dass viele Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen seien, etwa, weil sie arbeitslos sind. „Für zwei Wochen war Oberhausen eine Zone sozialer Ökonomie“, bestätigen viele Theaterbesucher, die sich einen Kredit geholt haben.
Bei der anschließenden Diskussion schlug die Stunde der Utopisten. Bei der Überlegung, wie man die Kohle auch künftig in Oberhausen erhalten kann, fanden sich viele Geschäftsleute, die versprachen, weiterhin Kohle anzunehmen. Sie träumen davon, mit der Kohle mehr Chancengleichheit zu schaffen.
Stammtisch für Befürworter der Kohle
Der Stammtisch, bei dem sich alle Befürworter der Kohle treffen, wird fortgesetzt. Am Montagabend 20 Uhr, findet der Stammtisch im Falstaff statt. Eine weitere Zusammenkunft gibt es am 16. April, ebenfalls 20 Uhr. Für den 19. April hat schließlich Kulturdezernent und Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras zu einer Runde im „Falstaff“ eingeladen, um zu überlegen, in welcher Form die Stadt die Kohle weiterhin fördern kann.
Schwarzbank - Kohle für alle!