Eigentlich wollte der Konzern im Gewerbegebiet Waldteich das Logistikcenter der Tochterfirma TKMI ansiedeln. 400 Arbeitsplätze sollten entstehen, doch die Investition ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Den Anwohnern der Umgebung ist das ganz lieb.
Röhren, Walz- und Edelstahl von Oberhausen in die ganze Welt. Eigentlich sollte es Mitte 2009 so weit sein. ThyssenKrupp Material International (TKMI) wollte die erste Halle im Gewerbegebiet Waldteich bezogen haben und hier die Dienstleistungen des Konzerns bündeln. Auf 400 neue Arbeitsplätze und Investitionen im hohen zweistelligen Millionebereich hatte man in Rat und Verwaltung gehofft und das Projekt im Februar 2008 genehmigt – gegen Proteste aus Holten, Sterkrade und Schmachtendorf. Anwohner fürchten die Lkw, die sich durch ihre Straße schieben werden (die WAZ berichtete).
Investition zurück gestellt
Im Moment sieht es jedoch gar nicht nach einer solchen Bedrohung aus. Am Waldteich hat sich immer noch nichts getan, TKMI lässt weiter auf sich warten. Die Wirtschaftskrise hat dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Investition wurde zurückgestellt. Am Ende des Geschäftsjahres 2009 sollte es neu bewertet werden.
Das endet bei ThyssenKrupp im September, eine endgültige Entscheidung über die Investition in Oberhausen sei jedoch noch nicht getroffen. „Zwar ist die wirtschaftliche Lage inzwischen wieder vorsichtig optimistisch aber ein solches Bauvorhaben lässt sie noch nicht zu”, sagt TKMI-Sprecher Stefan Ettwig. Nach wie vor sei das Projekt „eine nennenswerte Option und wir sehen großes Potenzial in diesem Standort”. Wichtig sei es nun, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. „Der definiert sich aber über die Situation am Markt.” Einen konkreten Zeitplan kann Ettwig auf Nachfrage jedoch nicht nennen.
Wirtschaftsförderer stehen hinter dem Projekt
Bei der Wirtschaftsförderung Oberhausen (WFO) wartet man dagegen sehnsüchtig auf den Baubeginn. „Wir wissen, dass das Projekt sehr in der Diskussion war, stehen aber nach wie vor dahinter”, betont WFO-Geschäftsführer Frank Lichtenheld. Ein solches Projekt bedeute Arbeitsplätze und Wertschöpfung für Oberhausen, schließlich würden sich möglicherweise Mitarbeiter in der Stadt ansiedeln und hier einkaufen. „All das ist aus Sicht der Wirtschaftsförderung nur zu begrüßen.”
Ausmaße
200 000 Quadratmeter ist das Gelände am Waldteich groß.
Es gehört zur Hälfte ThyssenKrupp, die andere Hälfte gehört der Deutschen Steinkohle-Tocher MGG. Stand 2008 wollte ThyssenKrupp vier Hallen bauen. Jede 300 Meter lang und 84 Meter breit. Eine so große Ansiedlung ist natürlich auch mit entsprechendem Verkehr verbunden. Man geht davon aus, dass rund 250 bis 300 Lkw täglich den Waldteich ansteuern werden. Genau dagegen wehren sich Anwohner.
Das hört Harald Bunk nicht gern. Er ist Sprecher der „Bürgerinitiative Pro Weiher-heide” und ihm und seinen Mitstreitern wäre es am liebsten, dass Projekt wäre beerdigt worden. Für sie sich die Wirtschaftskrise und die daraus resultierenden Konsequenzen als „Glücksfall”. „Das klingt vielleicht zynisch aber so hatten wir die Zeit, uns professioneller auf zu stellen”, erklärt Bunk. Die Anwohner haben einen Verein gegründet und dürfen darum auch Spenden sammeln. „Damit unterstützen wir eine Familie, die die Rechtmäßigkeit des Bebauungsplan gerichtlich überprüfen lassen will.” Der Vorwurf der Bürgerinitiative: „Man hat über die Bürger hinweg einem Großbetrieb Recht gegeben. Obwohl es ein Gutachten gibt, das belegt, dass die Verkehrssituation nicht für den zu erwartenden Schwerlastverkehr ausgelegt ist. Zumindest nicht wenn weitere Betriebe angesiedelt werden sollen.” Deshalb setzt die Initiative auf das Normenkontrollverfahren „als einzigen Weg, den wir noch haben”. Kampflos wollen sie nicht das Feld räumen.