Fast jede vierte Kneipe hat seit 2001 in Deutschland dicht gemacht – und auch in Oberhausen sinkt die Zahl der klassischen Eckkneipen. 2005 gab es noch 522 so genannte Schankwirtschaften, inzwischen sind es nur noch 426. 80 Betriebe stehen zudem leer und könnten von einem Nachfolger übernommen werden. Der ist vielfach allerdings nicht in Sicht. Die Analyse des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes: Die Menschen gehen kaum noch nach Feierabend ein Bierchen trinken, stattdessen bevorzugen sie lieber Cafés und Bars, in denen man eine Kleinigkeit essen kann. Ein Besuch im „Transatlantik“ und in der Liricher Eckkneipe „Vierhaus“ an der Rosenstraße.

Traditionskneipe in Schwierigkeiten

„Wir haben die Kneipe mit 27 Jahren übernommen und unsere Gäste sind mit uns alt geworden“, sagt Karl-Heinz Meerschiff, der jeden Tag mit seiner Frau Angelika hinterm Tresen steht. Würde ihnen nicht das Haus gehören, der Betrieb würde sich längst nicht mehr lohnen. 1,20 Euro kostet das Frischgezapfte hier – die meisten Oberhausener sind trotzdem lieber auf Flaschenbier umgestiegen und bleiben zu Hause. „Die Bierpreise sind unverhältnismäßig gestiegen. Hinzu kommen die Kosten für Energie. Die Leute haben einfach nicht mehr so viel im Portmonee“, rechnet Meerschiff vor. Der Wirt hat die Öffnungszeiten reduziert, zum Frühschoppen kann man nur noch sonntags vorbeikommen.

An der Wand hängen die Wimpel von Liricher Sportvereinen. Auch Fußballer bleiben fern, die meisten gehen nach dem Spiel ins Vereinsheim oder fahren direkt nach Hause. „Die haben ja jetzt alle Autos und sind mobiler.“ Immerhin gibt es Skatbrüder, die regelmäßig Karten kloppen, zudem drei Sparclubs, einen Dartverein und natürlich Hans Scheike. Der 70-Jährige betreibt immer noch eine kleine Werkstatt und kommt wie eh und je in die Gaststätte Vierhaus, um hier sein Feierabendbier zu zischen. „So ein Frischgezapftes schmeckt doch ganz anders als zu Hause“, ist er überzeugt. Außerdem kennt er so ziemlich jeden, der an der Theke hockt. „Für mich fällt das auch unter Kundengewinnung. Ich bin schon oft angesprochen worden, ob ich mir nicht mal das Auto anschauen könnte.“

Anderes Flair als in der Systemgastronomie

Szenenwechsel. Im Café Transatlantik sitzen ein paar Stammgäste. Früher war Goran Klaric einer von ihnen, dann übernahm er die Traditionsbar an der Elsässer Straße. Der 38-Jährige grüßt hier und da. „Manchmal sitze ich zwei Stunden hier und merke gar nicht, wie die Zeit vergeht, weil immer einer zum Quatschen vorbeikommt“, erklärt er lächelnd. Klaric kann sich nicht beschweren, sein Laden läuft. Nur, dass der untere Bereich nicht für Live-Musik genutzt werden darf, findet er schade. „Das würde sich so gut anbieten.“ Aber da gibt es einen Nachbarn, der sich dann über die Lautstärke beschwert. Nun trinken die Gäste die Cocktails eben in dem großzügigen Raucherbereich. Übrigens auch die Nichtraucher. „Die meisten sitzen bei den Rauchern.“ Und die Speisekarte hat Klaric überarbeitet. Sandwiches, Burger oder Nudeln werden serviert. „Das ist bei uns ein ganz anderes Flair als die typische Systemgastronomie am Centro“, sagt der Mann, der rund 15 Mitarbeiter beschäftigt.

Inzwischen haben er und sein Partner einen weiteren gastronomischen Betrieb übernommen, das Café Lux. „Die beiden Terrassen lassen sich schön verbinden“, plant Klaric schon mal für den Sommer. Er ist zuversichtlich, dass seine Konzepte bei den Gästen gut ankommen.