Werdohl. .
Bundesweit hat nach Angaben des statistischen Bundesamtes in den vergangenen 10 Jahren jede vierte Kneipe geschlossen, in NRW sogar jede dritte. Die Gründe für diesen Besorgnis erregenden Trend kennt der Werdohler Karl-Heinz Wagenführ.
Über 30 Jahre, bis 2009, haben Wagenführ, den alle nur Charly nennen, und seine Ehefrau Elke die Gaststätte Zur Königsburg geführt – in guten wie in schlechten Tagen.
Von den schlechten Tagen gab es für viele Wirte in den vergangenen Jahren offenbar eine ganze Menge, wie die Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen. In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der Schankbetriebe von 14200 im Jahr 2001 auf nur noch 9700 im Jahr 2010 – ein Minus von fast 32 Prozent.
Flaschenbier immer preiswerter
Für Charly Wagenführ gibt es zwei Gründe, die dazu führen, dass ein solcher Schankbetrieb nicht weitergeführt wird: „Die Brauereien haben in den vergangenen Jahren das Flaschenbier so preiswert gemacht, dass es sich kaum noch lohnt, in einer Kneipe ein Bier vom Fass zu bestellen.“
Vor drei Jahren, als er die Tür seiner Gaststätte Zur Königsburg für immer verschloss, habe der Nachteil von Fassbier im Vergleich zu Flaschenbier zwischen 60 und 90 Euro je Hektoliter (100 Liter) gelegen. Wagenführ: „Das ist zu teuer für viele Wirte.“ Früher hätten die Brauereien mit den Wirten langfristige Lieferverträge über 20 Jahren vereinbart. Davon hätten beide Seiten profitiert.
Als zweiten Grund für das Kneipensterben nennt Charly Wagenführ die „Schwarzgastronomie“. Für ihn ist es eine Tatsache, dass immer mehr Getränke bei unterschiedlichen Gelegenheiten ohne Genehmigung an den Mann oder die Frau gebracht werden. Wagenführ: „Die Schwarzgastronomie wird von staatlicher Seite einfach nicht flächendeckend bekämpft.“
Das im Bahnhof geplante Café von Charly Grote begrüßt Wagenführ: „Ein solches Café fehlt in Werdohl.“ Wichtig sei dabei aber, dass die Eingangshalle genutzt werden kann: „Die ursprünglichen Pläne müssen umgesetzt werden, damit das Café ein Erfolg wird“. Der Werdohler Kneipenszene, so befürchtet Wagenführ allerdings, steht das Schlimmste noch bevor: „Es werden sich weitere Schankbetriebe verabschieden.“