Essen.. In Nordrhein-Westfalen sind seit 2001 besonders viele Wirtshäuser verschwunden. Ein Drittel aller Kneipen musste im vergangenen Jahrzehnt dicht gemacht worden. Damit liegt NRW über dem Bundesschnitt. Im ländlichen Raum ist die Entwicklung dramatisch.

In Deutschland sterben landauf, landab die Kneipen – und in Nordrhein-Westfalen sterben sie noch ein bisschen schneller als anderswo.

Im vergangenen Jahrzehnt verschwand in NRW jeder dritte Schankbetrieb, bundesweit „nur“ jeder vierte. Das ergibt sich aus der Umsatzsteuer-Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Demnach zahlten 2010 bundesweit noch 35.638 Schankwirtschaften Um­satzsteuern, 9667 in NRW.

Die „getränkegeprägten Gastronomiebetriebe“, wie Statistiker die Kneipen nennen, sind vor allem in ländlichen Gebieten auf dem Rückzug. Laut der „Welt am Sonntag“ hat in Bayern jede vierte der 2200 Gemeinden gar keine Dorfkneipe mehr. Doch in NRW sind auch die Eckkneipen in den großen Städten betroffen, wie aus den Gewerbestatistiken der Kommunen hervorgeht.

Drastischere Entwicklung auf dem Land

So werden seit Jahren in den Städten und Kreisen vom Niederrhein bis zum Sauerland deutlich mehr Gastronomiebetriebe abgemeldet als angemeldet. Duisburg verlor allein im vergangenen Jahr unterm Strich 84 Gastronomen. Nicht viel anders sah es im übrigen Kernruhrgebiet aus, ob in Essen (-52), Oberhausen (-24), Bochum (-45) oder Gelsenkirchen (-81). Ausnahmen sind die florierende Landeshauptstadt Düsseldorf (+11), die wohlhabendste Revierstadt Mülheim (+12) und die Westfalen-Metropole Dortmund, die ihre Gastronomie-Betriebe immerhin halten konnte.

In den ländlichen Gebieten ist die Entwicklung bezogen auf die Einwohnerzahl noch drastischer: Im Kreis Wesel gab es für 67 geschlossene Restaurants und Kneipen keinen Ersatz, der Märkische Kreis verlor 53, der Ennepe-Ruhrkreis verlor 55, der Hochsauerlandkreis 21 und Siegen-Wittgenstein 20 Lokale.

Konkurrenz durch Vereinslokale

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) macht für das Sterben der Dorfkneipe die zunehmende Konkurrenz durch Vereinslokale und Freiwillige Feuerwehren verantwortlich. Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges spricht in der „Welt am Sonntag“ von „Wettbewerbsverzerrung“, wenn Vereinsheime ohne Konzession auch Passanten bewirteten.

In den Städten kommt die Konkurrenz eher aus der eigenen Branche. Den klassischen Kneipen geht das junge Publikum an Speiselokale mit Bar-Charakter verlustig.