Oberhausen.

Heidi Klum scheucht ihre Models vor den Fernseh-Kameras regelmäßig über den Laufsteg. Lächeln. Posieren. Seltsame Aufgaben lösen. Das TV-Castinggeschäft ist unerbittlich. Da wirkt die Herausforderung des Wettbewerbs „Ich bin Centro“ wie ein Spaziergang mit Picknick.

„Wir suchen Typen aus der Nachbarschaft“, sagt Centro-Sprecher Jens Knetsch. 1000 Personen hatten sich beworben, die besten 30 durften nun mitten im Einkaufszentrum bei einem Fotoshooting posieren. Lächeln. Fragen beantworten. Wieder lächeln. Gar nicht so schwer!

Sieger sollen "Botschafter" werden

Auf die klumsche Art Vogelspinnen zu streicheln oder auf Hochhauskanten zu balancieren hätte bei der Aktion des Centro auch gar nicht ins Konzept gepasst: Schließlich werden die neun Sieger noch gebraucht. Möglichst natürlich und in einem Stück. Sie sollen künftig als „Botschafter“ der Konsum-Kathedrale fungieren und ihr Gesicht für eine ausgedehnte Werbe-Kampagne zur Verfügung stellen.

Auch vier Oberhausener haben es unter die letzten 30 geschafft. Darunter Gerald (20) und Dieter (73). Die Nachnamen sind erst mal Verschlusssache. Eiserne Casting-Regel. Sie stehen im Blitzlichtgewichter. Einer der jüngsten und der älteste Starter im Feld.

Für Gerald, Jurastudent, ist der Trubel eines Shootings nicht ganz so neu. „Ich habe schon mal gemodelt“, sagt er. „Meine Freunde haben mich ermutigt mitzumachen.“ Bevor der Fotograf den 20-Jährigen auf die Bühne zitiert und es im Akkord „Klick“ macht, geht es erst mal in die Maske. Puder. Kleine kosmetische Feinarbeiten. Gar nicht aufgeregt? Gerald: „So etwas überspiele ich ganz gut!“

„War das gerade nicht einer von ZZ Top?“

Auch Dieter hat seinen Auftritt im Rampenlicht noch vor sich. Für den 73-Jährigen war das Modeln eine Spontanentscheidung. „Ich habe es in der Zeitung gelesen und aus Jux einfach mal mitgemacht.“ Erfolgreich. Nun ist er unter den besten Kandidaten. Sein Geheimtipp: „Sich nicht aus der Ruhe bringen lassen!“ Gerechnet hat er mit seinem Weiterkommen nicht. „Nie im Leben!“ Doch der Mann mit dem markanten Bart kommt an. Immer wieder bleiben beim Foto-Shooting Leute mit dick beladenen Einkaufstüten am Bühnenrand stehen. Die Reaktionen sind sogar schmeichelhaft: „War das gerade nicht einer von ZZ Top?“

Verwechslungen mit amerikanischen Blues-Rockern lassen Dieter kalt. Er möchte Spaß an der Sache haben. „Verbiegen lasse ich mich bestimmt nicht. Die Leute müssen mich so nehmen, wie ich bin.“

Als Schlosser gearbeitet

Mit dem Centro verbindet er eine ganze Menge: nicht nur Einkaufstüten. Schließlich hat er hier lange Jahre gearbeitet. Als das Centro noch nicht stand. „Ich habe bei der Hoag als Schlosser gearbeitet.“ Er hat an dem Ort in der Industrie malocht, an dem heute die Kasse klingelt. Der ehemalige Arbeiter der Hüttenwerke kann dem Strukturwandel etwas abgewinnen. „Nach all den Jahren bin ich gerne hier!“

Und künftig kann man sein Gesicht nicht so einfach übersehen. Schließlich wird sein Konterfei, genauso wie das von Gerald und den 28 anderen Kandidaten, auf lebensgroße Aufsteller gedruckt, die in den Gängen des Einkaufszentrums verteilt werden. Sprecher Knetsch: „Die Centro-Besucher können dann über ihren Favoriten abstimmen.“

Die Kandidaten benötigen nun das, was sich die Mall durch die Aktion verspricht: Reklame! Die ist im Wettbewerb ausdrücklich erwünscht. Knetsch: „Je kreativer, desto besser!“ Gerald hat bereits reagiert und einen Kumpel dabei, der ihn mit der Videokamera begleitet: „Die Videos werden dann bei YouTube im Internet laufen.“ Dieter dagegen vertraut auf die gute alte Mundpropaganda. Echte Typen unter sich.