Oberhausen. .

Am späten Abend passiert es: Banküberfall. Ein Theatergast hat sich ein Tuch bis unter die Nase gezogen und fordert Kohle. Das war im Drehbuch nicht vorgesehen. Spaß muss sein. Die Mitglieder des Künstlerkollektivs „Geheimagentur“ reagieren geistesgegenwärtig und rücken ein paar Scheine raus. Ansonsten verläuft der Gründungsabend der Schwarzbank im Theater Oberhausen reibungslos.

Kunststück, die Geheimagentur hat bereits Erfahrung in Sachen Bankgründung. Vor Jahren erfanden sie die „Bank of burning money“ und machten aus Zaster Asche. Diesmal werden Scheine mit Schlingensief-Konterfei hergestellt. Es wird kopiert, was das Zeug hält.

Auch Schweineborsten können Geld sein

Zunächst erfüllen die Schauspieler das Versprechen „Kohle für alle“ und lassen 5-Euro-Scheine vom Rang rieseln. Wer Glück hat und einen Schein erhascht, kann diese später gegen die neue Währung tauschen. „Regel numero eins: Alles kann Geld sein – Schweineborsten, Muscheln, Münzen. Geld ist erst etwas wert, wenn wir es zu Geld machen und andere es als Zahlungsmittel akzeptieren“, deklamieren die Banker. In Oberhausen sind es rund 50 Händler, Dienstleister und Institutionen, die die Kohle in den nächsten zwei Wochen akzeptieren. Da gibt es etwa eine Sonnenbank-Happy-Hour vom „Sun Express“, 14 Tage kostenlos trainieren bei Mrs. Sporty oder einen Schwarzseher-Mittwoch im Walzenlager-Kino. „Unser Studio ist in der Nähe von der Marktstraße gelegen, deshalb beteiligen wir uns“, erklärt Studioleiterin Martina Preuss .

Die beiden Theaterwissenschafts-Studenten Delia Luscher und Kilian Schlattmann sind

Mit Schirm - ohne Schirm. Wie gut, dass man die neue Währung auch in Schirme eintauschen kann. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
Mit Schirm - ohne Schirm. Wie gut, dass man die neue Währung auch in Schirme eintauschen kann. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

eher durch Zufall in die Veranstaltung geraten. „Wir haben ein Abo und konnten uns unter einer Schwarzbank nicht viel vorstellen“, geben sie zu. Die Idee finden sie aber interessant und vielleicht holt sich die Bottroperin Delia Luscher auch ihr Begrüßungsgeld an der Touristinfo ab.

Die Schauspieler des Theaters Oberhausen würdigen die beteiligten Händler übrigens auf ihre Art – unterhaltsamer war Werbung nie. Mit Löchern in den Socken werben sie für „Sport Wonsyld“, wo es gegen Kohle schwarze Socken gibt. Die Langhaar-Perücken sind ein untrügliches Zeichen dafür, endlich wieder zum Friseur zu gehen. Die kleine Raupe Nimmersatt zählt auf, wo man sich durchfuttern kann. Da gibt es NusseckenCurrywurstHonigwodkaSchwarz-wildgulasch oder Grubenschokolade. „Wie dumm, dass die Kohlezeit in meine Diätphase fällt“, bedauert da eine Besucherin. Die Kalorien kann man sich bei einer Stadtführung abtrainieren.