Oberhausen. .
Als Anfang des Jahres diese vermeintliche Hiobsbotschaft die Runde machte, war in der Oberhausener Wirtschaftswelt die Aufregung groß: Das auf Automatisierungstechnik spezialisierte Unternehmen Lenord & Bauer wird Oberhausen verlassen und sich künftig in Gladbeck niederlassen. Ein mittelständisches Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern. Selbst politisch wurde der Lenord & Bauer plötzlich ein Zankapfel.
Wie bei vielen Sachen, lohnte es sich auch diesmal etwas genauer hinzuschauen: Schließlich suchte das Unternehmen ausschließlich einen neuen Standort für seine Fertigung. „Der Weggang von Oberhausen als Hauptsitz stand nie zur Debatte“, sagt Geschäftsführer Hans-Georg Wilk. Das Ende vom Lied: In Gladbeck wurde das Unternehmen fündig. Nachdem die Suche nach einem geeigneten Standort in Oberhausen ergebnislos verlief. Wilk gibt aber zu: „Es war etwas ärgerlich, plötzlich zum Spielball von Diskussionen zu werden.“
Fachkräfte sind Mangelware
Was bleibt, ist - neben dem Bauprojekt im neuen Heinrich-Hertz-Gewerbepark in Gladbeck - auch die mehr als 5500 Quadratmeter große Nutzfläche an der Dohlenstraße in Königshardt. Vertrieb, Verwaltung und Entwicklung - im Haupthaus des mehr als 46 Jahre alten Unternehmens sind noch reichlich Aufgaben vorhanden. „Wir sind immer weiter gewachsen - da wurde der Platz einfach zu klein“, begründet Wilk den Wechsel der Produktion nach Gladbeck. Dennoch fühle sich Lenord & Bauer weiterhin als Oberhausener Unternehmen. Und dieses hat sich national und international als Hersteller von Schalttechnik einen Namen gemacht.
Die Produkte sind an Windkraftanlagen und im Schienenverkehr zu finden. Ohne die Technik aus Oberhausen würde im Bahnverkehr und bei der Gewinnung von Naturenergie wenig laufen. Die Kunden sitzen in vielen Ländern - selbst in Schanghai hat das Oberhausener Unternehmen ein Vertriebsbüro. Neben technischen Berufen ist auch kaufmännisches Personal vorhanden - Lenord & Bauer möchten gezielt den Nachwuchs für den eigenen Bedarf ausbilden. Denn Fachkräfte sind für die komplexen Aufgaben der Automatisierungstechnik oftmals Mangelware.
Stadtteilrundgang Köngishardt
Daher möchte das Unternehmen schon früh ansetzen: „Wir richten Wettbewerbe an Schulen aus“, erklärt Wilk. Schüler sollen bei technischen Ideen und kreative Tüftelarbeiten gefördert werden.
Kundschaft auch auf dem asiatischen Markt
Überhaupt könnte Oberhausen immer mehr eine Ideenschmiede werden: Im Haupthaus rücken nach dem abgeschlossenen Übersiedeln der Produktion nach Gladbeck die verbliebenen Abteilungen in die frei gewordenen Räumlichkeiten.
Zudem möchte sich Lenord & Bauer auf einem neuen Geschäftsfeld etablieren: Die Testphasen für eine eigene Bürosoftware sind bereits abgeschlossen. Und die Idee entstand aus dem eigenen Bedarf. Wilk: „Viele Produkte waren nicht miteinander verknüpfbar - darum haben wir gesagt: Das machen wir selber!“ Die Verwaltungshilfe soll aber nicht nur im Unternehmen eingesetzt werden. „Die Software-Lösungen sind auf andere Branchen problemlos übertragbar“, erklärt Wilk. „Wir wollen die Software über eine eigene Tochter-Firma vertreiben.“