Oberhausen. . Es ist beschlossen: Vier Schlecker-Filialen in Oberhausen schließen endgültig, auch zahlreiche weitere Filialen stehen NRW-weit vor der Schließung. Für 76 Mitarbeiter in Oberhausen, Mülheim und Teilen von Essen bedeutet das die Kündigung. Der Betriebsrat hofft noch auf eine Transfergesellschaft.
Kein Einsehen hatte der Insolvenzverwalter mit den Oberhausener Schlecker-Mitarbeiterinnen und der Gewerkschaft Verdi, die sich bemüht haben, zumindest eine der beiden Osterfelder Filialen der Drogeriemarktkette zu erhalten. Die Filialen an der Friesen-, Teutoburger und Gildenstraße sowie am Osterfelder Marktplatz schließen endgültig. 76 Kündigungen in Oberhausen, Mülheim und Teilen von Essen werden ausgesprochen, sagt Günter Wolf (Verdi Oberhausen).
Ingrid Wagner-Samek, Schlecker-Betriebsratsvorsitzende in Oberhausen und Mitglied des Insolvenzausschusses: „Wir hoffen auf eine Transfergesellschaft, das würde uns immerhin ein halbes oder ein Jahr mehr Zeit geben, um Alternativen für die Frauen zu suchen.“ Dennoch, so die Betriebsrätin, sehe die Lage für die Schlecker-Mitarbeiterinnen nicht rosig aus: „Immerhin haben sie hier Tariflohn erhalten. Und leider werden im Einzelhandel oft sittenwidrige Löhne gezahlt. Für manche könnte das eine Halbierung der Löhne bedeuten.“
Auch Günter Wolf ist trotz der Vertagung der Verhandlungen auf Donnerstag „vorsichtig optimistisch“, dass die Transfergesellschaft kommt: „Das Ob ist keine Frage, das Wie der Finanzierung muss noch geklärt werden.“ Er wertet es als gutes Zeichen, dass die Bundesländer bereits ihre Bereitschaft zur Mitfinanzierung signalisiert haben.
Nicht jedem Mitarbeiter der betroffenen Filialen wird gekündigt
Die Betriebsräte hätten inzwischen zum dritten Mal Entlassungslisten geprüft. Wolf: „Nicht jeder Mitarbeiter einer der demnächst geschlossenen Filialen erhält automatisch eine Kündigung. Zurzeit informieren die Betriebsräte die von der Kündigung Betroffenen. Wir raten allen, auf jeden Fall in die Transfergesellschaft einzutreten, wenn die kommt.“ Viel Zeit bleibt nicht, denn die Kündigungen müssen bis zum 27. oder 28. März ausgesprochen sein, erklärt der Gewerkschafter.
Keine freie Stelle im Drogeriebereich gibt es zurzeit bei der Agentur für Arbeit für die Städte Oberhausen und Mülheim, berichtet Katja Hübner, Sprecherin der Arbeitsagentur. Dennoch stünden die Chancen für die Schlecker-Mitarbeiterinnen im Einzelhandel nicht schlecht: „Sie müssen jedoch Flexibilität beweisen. Und ich rate ihnen jetzt schon, sich ihr Alleinstellungsmerkmal zu überlegen. Also sich die Frage zu stellen, was kann ich meinem neuen Arbeitgeber Besonderes bieten.“
In anderen Städten gibt es noch freie Stellen
Dabei könnten die Schlecker-Mitarbeiterinnen vor allem ihre Erfahrung in die Waagschale werfen. Die meisten der Mitarbeiterinnen sind 40 Jahre und älter, vielfach schon jahrelang bei Schlecker tätig. Hübner: „Das Alter ist nicht das Entscheidende. Wichtiger ist die Flexibilität.“
Insgesamt sind im Einzelhandel der beiden Städte 200 Stellen nicht besetzt: „Vom Matratzenverkauf bis zum Optiker.“ Schwieriger ist es für Filialleiter, „in diesem Bereich haben wir nur eine Handvoll freier Stellen“, sagt Hübner. Sie rät den Betroffenen der schließenden Schlecker-Märkte, sich auch in anderen Städten zu informieren: „Essen hat 161 freie Stellen im Verkauf, Duisburg 106 und Düsseldorf 375, dort gibt es auch 18 freie Stellen im Drogeriebereich.“
Hoffnung auf eine Transfergesellschaft
Auch Katja Hübner hofft auf eine Transfergesellschaft, da dann die Betroffenen zum einen finanziell abgesichert sind und zum anderen Schulungen – zum Beispiel Bewerbungstrainings – stattfinden: „Das erhöht die Chancen der Frauen.“ Und sie hofft darauf, dass Einzelhandelsgeschäfte sich einen Ruck geben und noch freie Stellen melden.
Auch Marc Heistermann vom Einzelhandelsverband in Essen sieht Möglichkeiten für die Schlecker-Mitarbeiterinnen: „Der Einzelhandel ist ein Wachstumbereich. Bundesweit haben wir da im letzten Jahr rund 60.000 sozialversicherungpflichtige Stellen hinzugewonnen und die Schlecker-Leute sind hochqualifiziert.“