Oberhausen. .

Im Zuge der Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker stehen vier weitere Filialen im Oberhausener Norden vor dem Aus. Nachdem der Konzern bereits einige seiner Filialen – darunter zuletzt die an der Lothringer Straße – geschlossen hatte, sollen nun die Geschäfte an der Gildenstraße und dem Osterfelder Marktplatz wegfallen. Damit wird sich Schlecker komplett aus Osterfeld zurückziehen. Auf der Liste der Filialen, die geschlossen werden sollen, stehen ferner die Ladenlokale an der Friesenstraße und der Teutoburger Straße. In Osterfeld beispielsweise hatten die Mitarbeiter der Drogeriemarktkette mit Unterschriften um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze gekämpft.

Ingrid Wagner-Samek, Schlecker-Betriebsrat und Mitglied im Insolvenzausschuss, erläutert: „Insgesamt gibt es in Oberhausen, Mülheim und einem Teil von Essen noch 13 Schlecker-Filialen, von denen sollen nur fünf geöffnet bleiben. Früher gab es in dem Gebiet 49.“

Betriebsrat und Gewerkschaft hätten „fundierte Argumente gegen die Schließungen zusammengetragen: „Die endgültige Entscheidung steht noch aus.“ Insgesamt rechnet die Betriebsrätin damit, dass von den verbliebenen 106 Mitarbeitern in den drei genannten Städten rund 80 mit einer Kündigung rechnen müssen.

Vermeintlich unrentable Filialen

„Wir arbeiten mit der Agentur für Arbeit zusammen, um möglichst vielen Betroffenen helfen zu können. Doch man hat uns seitens der Arbeitsagentur gesagt, dass nicht sicher sei, dass alle Betroffenen weiterhin im Einzelhandel beschäftigt werden können. Außerdem müssten wir damit rechnen, dass wir in neuen Stellen nicht nach Tarif bezahlt werden.“ Das könne im Einzelfall sogar die Halbierung des bisherigen Einkommens bedeuten, befürchtet Wagner-Samek.

Rund 500 Filialen sollen landesweit geschlossen werden, bundesweit ist es mehr als die Hälfte der 6.000 Filialen. Damit sollen lediglich rund 13.500 Arbeitsplätze bei Schlecker in Deutschland erhalten bleiben.

Das 1974 von Anton Schlecker gegründete Unternehmen hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Jahrelange Verluste waren dem voraus gegangen.

Die Liste der vermeintlich unrentablen Filialen hatte der Insolvenzverwalter den Betriebsräten und der Gewerkschaft Verdi zur Verfügung gestellt. Seither laufen die Prüfungen. Verdi äußerte Kritik: Die Liste basiere auf reinen Profitabilitäts-Zahlen der Unternehmensberatung McKinsey, die beispielsweise Aspekte wie ausbleibende Warenlieferungen oder Baustellen vor dem Geschäft nicht berücksichtigen würden.

Rückzug aus den Ballungszentren befürchtet

Günter Wolf (Verdi Oberhausen) geht davon aus, dass erst am Mittwoch feststeht, welche Filialen genau geschlossen werden. Er kritisiert scharf die Zustände im Firmen-Management: „Da wusste man zum Beispiel nicht einmal, wie viele Beschäftigte es genau gibt. Und es war dort nicht bekannt, dass auch in Oberhausen manche Filiale mit Einverständnis des Betriebsrates statt bis 19 Uhr bis 20 Uhr geöffnet hatte.“ Genau das aber hätte die Beschäftigten der inzwischen bereits geschlossenen Filialen im Stadtgebiet gerettet, die inzwischen in diesen länger geöffneten Filialen weiterbeschäftigt werden konnten. Bisher habe es keine Kündigungen gegeben.

„Das wird nun anders“, ist Wolf sicher. Nur noch bis zum 27. März laufe die Frist für die Kündigungen, so Wolf: „Da kann man sich vorstellen, welcher Druck auf dem Kessel ist.“ Wie das Prozedere der Kündigungen im Detail aussehen wird, wird sich in den Verhandlungen über einen Sozialplan zeigen, erklärt Wolf, der davon ausgeht, dass dieser am Donnerstag vorliegen könnte.

Sorgen macht ihm auch eine Skizze zur Fortführung von Unternehmensteilen: „Darin steht, dass sich Schlecker auf den ländlichen Bereich konzentrierten will, quasi wie einstige Dorfläden. Ich befürchte einen Rückzug von Schlecker aus den Ballungszentren.“