Oberhausen.

Vor einem Jahr noch schien das Schicksal des „Rück-Geländes“ besiegelt zu sein. Das Möbelhaus Rück wollte sein seit Jahrzehnten brachliegendes Gelände zwischen Straßburger und Seiler Straße verkaufen. Das Bauträgerunternehmen Wilma Wohnen hatte der Stadt ein fertiges Konzept vorgelegt.

Und doch rührt sich auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Theile seitdem nichts mehr. Von dem Konzept ist seitens der Stadtverwaltung keine Rede mehr: Man wolle zunächst die Auswertung einer in Auftrag gegebenen Wohnraum-Analyse abwarten, so ein Sprecher der Stadt. Die Zukunft des Geländes sei ein Politikum geworden. Auf Anfrage der WAZ hieß es, die Ergebnisse der Analyse sollen im März vorliegen.

Klaus Kuhn, Prokurist von Wilma Wohnen und für das Bauprojekt zuständig, ist mehr als überrascht von der Vorgehensweise, erst das Konzept vorlegen zu lassen und dann den Bedarf zu prüfen. „Das ist uns noch nie passiert“, üblich sei es umgekehrt.

Dass es einen solchen Bedarf gebe, liegt für den Prokuristen hingegen auf der Hand. Nach wie vor will Wilma Wohnen das Projekt umsetzen und dafür rund 8 Millionen Euro in die Hand nehmen. Sofern die Analyse positiv ausfällt, könne das Unternehmen im Sommer oder Herbst 2013 mit dem Bau beginnen.

Die Zeit drängt

Auch für andere drängt die Zeit. Wilhelm Hausmann, CDU-Sprecher im Planungsausschuss, kritisiert das Vorgehen der Stadt scharf: „SPD und Grüne haben dank Gutachten die Erneuerung des Wohnungsbestandes aufgehalten.“ Der Wohnungsbestand in Oberhausen sei „gnadenlos überaltert“. In den letzten Jahren sei nur „20 bis 30 Prozent des erforderlichen Bedarfs an neuen guten Wohnungen“ gedeckt worden.

Neue Wohnprojekte seien nicht nur erforderlich, weil es weitaus schwieriger sei, alte Flächen zu reaktivieren. Sondern die neuen strahlten ebenso in die „alten“ Quartiere. Hausmann nennt das Mehr-Generationenhaus an der Ottilien­straße als Beispiel: Seit der Neubau dort realisiert wurde, gäben sich die Anwohner auch mehr Mühe mit ihren Häusern und brächten etwa ihre Gärten mehr in Schuss.

Hoher Wohnungsleerstand

Ganz anders beurteilt die Linke Liste den Bedarf an Wohnungen in der Stadt, deren Einwohner immer weniger werden. Es gebe zum einen mehrere größere Projekte, bei denen Wohnraum geschaffen werden soll, zählt Hartmut Imlau, Bezirksvertreter der Linken in Alt-Oberhausen, auf: an der Landwehr, John-Lennon-Platz, Ripshorster und an der Buschhausener Straße.

Zum anderen weise das Quartier Schlad einen hohen Wohnungsleerstand auf. Ihr Gegenkonzept: die alten Bestände attraktiv gestaltet. „Wir haben die Analyse gefordert, weil die letzte von 2004 nicht mehr aktuell ist“, sagt Imlau, „seitdem warten wir sehnsüchtig darauf.“ Die Linke Liste will – wie auch eine Bürgerinitiative – die Grünfläche an der Seilerstraße erhalten. Dies wäre nach Imlaus Ansicht eine Art Wiedergutmachung durch Rück, dessen Unternehmen für eine hohe Verkehrsbelastung im Viertel sorge.