Oberhausen. Nach Tankstellen und Kiosken sind Spielhallen besonders häufig Ziell von Überfällen. Ein Grund: Oft gebe es nur eine Aufsichtsperson, so der Oberhausener Polizeisprecher Johannes Paus - oft Ältere oder Frauen. Und die seien oft auch nur unzureichend geschützt, bemängelt die Gewerkschaft Verdi.

Tatort Spielhalle: Neben Tankstellen und Kiosken werden Spielhallen besonders oft überfallen. Johannes Paus, Sprecher der Oberhausener Polizei, sagt zwar, dass es 2011 weniger Raubüberfälle auf Spielhallen gab als 2010. Damals schlugen Räuber 20 Mal zu. Dafür seien in diesem Jahr bereits mehr Überfälle gezählt worden als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres.

Woran liegt es, dass Räuber es besonders auf diese Einrichtungen abgesehen haben? Paus: „Es gibt oft nur eine Aufsicht.“ Meist seien das Frauen oder Ältere, also keine wirklichen Gegner für Täter. Spielhallen hätten 23 Stunden geöffnet, die Kassenbereiche seien oft überschaubar. Das mögen Räuber. Paus sagt auch, dass die Aufklärungsquote sehr hoch und die Beute von 1000 bis 3000 Euro gemessen am Strafmaß von fünf Jahren für einen bewaffneten Raubüberfall gering: „Ein intelligenter Täter macht das nicht.“

Täter nehmen Risiko in Kauf

Aber es gibt eben doch immer wieder Täter, die das Risiko in Kauf nehmen. Wie man sich vor denen schützt, erfahren Spielehallenbetreiber beim Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz der Polizei. Dort hat man eine Broschüre mit Tipps zu Schutzmaßnahmen herausgebracht.

Auch Robert Dengel, Vertriebsleiter der Casino Royal GmbH, setzt auf präventive Maßnahmen. Das Unternehmen betreibt fast 100 Filialen, davon sieben in Oberhausen. „Je nach Größe arbeiten in unseren Spielhallen ein bis zwei Mitarbeiter“, sagt Dengel. Schutz soll eine Videoüberwachung bieten. Es gebe Tresore mit Zeitschaltuhr und Handkassen mit wenig Bargeld. Zudem Alarmknöpfe. Dengel: „Wir haben unsere Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich verbessert.“ Um Täter, die nun kaum noch eine Chance zur Flucht haben, nicht vorzuwarnen, möchte er die neue Sicherheitseinrichtung nicht öffentlich schildern.

Psychologische Betreuung von Überfall-Opfern

Wenn dann trotz aller Sicherheitsvorkehrungen doch eine Spielhalle überfallen wird, wie erst im letzten Jahr wieder, erhalten die Angestellten auf Wunsch psychologische Betreuung. „Wir arbeiten mit dem Weißen Ring zusammen“, sagt Dengel. Oder man setze sich mit der Berufsgenossenschaft in Verbindung, die Psychologen vermittele.

Psychologische Betreuung für Opfer von Spielhallen-Raubüberfällen hält Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Henrike Greven aufgrund ihrer Erfahrungen eher für eine Ausnahme. „Wir veranstalten regelmäßig einen Kennenlern-Abend für neue Verdi-Mitglieder“, so Greven. Dabei hätten Spielhallenaufsichten aus dem Nähkästchen geplaudert. „Es sind fast immer Frauen“, sagt Greven. Schutz, der auch durch unregelmäßiges Auftauchen von Sicherheitsdiensten verstärkt werden könnte, hätten sie nicht. Sie seien in der Regel alleine in der Spielhalle. Greven: „Aufsichten bitten sogar Kunden, auf die Kasse aufzupassen, wenn sie auf die Toilette müssen.“ Frauen, die überfallen worden seien, hätten berichtet, keine psychologische Betreuung erhalten zu haben. Sie seien nach Hause geschickt worden mit der Bemerkung: „Morgen kommst du wieder arbeiten.“ Um gegen Missstände vorzugehen, fordert Greven die Bildung eines Betriebsrates für Spielhallenaufsichten.