Oberhausen. Beschäftigte mit ausländischen Wurzeln sind bei Polizei und Feuerwehr in Oberhausen dramatisch unterrepräsentiert. Bisher fehlt eine Öffentlichkeitsarbeit.

Eine offizielle Statistik gibt es nicht, aber soweit Feuerwehrchef Wolfgang Tingler weiß, liegt der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund unter den hiesigen 265 Brandschützern bei exakt: null Prozent. Da scheint die Quote von 9,9 Prozent, die die Bundesregierung deutschlandweit für den öffentlichen Dienst ermittelt hat, fast vorbildlich.

Ist sie aber nicht, wie man jüngst beim Integrationsgipfel in Berlin betonte. Nur jeder Zehnte in Verwaltungen und Behörden ein Einwanderer oder -nachfahre – das spiegelt die gesellschaftliche Realität nicht ansatzweise wider. Einen „Nationalen Aktionsplan“ haben die Gipfelteilnehmer deshalb für Bund, Länder und Kommunen vereinbart.

Das Problemist erkannt

Und Aktion scheint dringend geboten, wie der Blick auch in Oberhausener Amtsstuben und Einsatzzentralen offenbart. Bei der örtlichen Polizei sieht es nur wenig besser aus als bei der Feuerwehr. Bei einer Erhebung gaben jüngst 15 der 550 Beamten an, einen Migrationshintergrund zu haben – das sind etwa drei Prozent. Die Behörde verweist allerdings darauf, dass die Angabe freiwillig war und dass mancher Kollege, wie Gespräche gezeigt hätten, sich seiner ausländischen Wurzeln kaum bewusst sei.

Beschönigen will man die Lage allerdings nicht. Das Problem ist erkannt, zumal auch die rot-grüne Landesregierung darauf drängt, Einwanderer müssten in den staatlichen Institutionen stärker repräsentiert sein. Oberhausens Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier hat sich das Thema auf die Fahnen geschrieben und auch Feuerwehr Chef Tingler sieht Handlungsbedarf.

"Es fehlt eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit"

Doch woran liegt’s? Mangelt es an Bewerbern, oder kommen sie nicht durch? „Es gibt nicht genug Bewerber, es fehlt eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit“, sagt Tingler, der – wie die Polizei – bereits das Gespräch mit dem städtischen Integrationsrat und Moscheevereinen gesucht hat, auf dass sie bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund für eine Ausbildung bei den Einsatzkräften werben. Kleinere Erfolge habe man bereits verzeichnen können: In den jüngsten Auswahlgesprächen bei der Feuerwehr seien unter den 30 eingeladenen Kandidaten ein oder zwei Jugendliche nicht-deutscher -Herkunft gewesen.

Genommen wurden sie allerdings nicht, berichtet Jürgen Schmidt, Personaldezernent der Stadt. In der Verwaltung und in erzieherischen Berufen sehe es dagegen besser aus. Hier hätten 20 Prozent der Auszubildenden einen Migrationshintergrund, „das entspricht der Teilnahme an den Vorstellungsgesprächen“.

Was die bestehende Belegschaft der Verwaltung angeht, so mangelt es an Zahlenmaterial, bedauert Schmidt. Die Herkunft der Mitarbeiter dürfe man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erheben, auch nicht auf freiwilliger Basis. Den Personaldezernenten ärgert das, schließlich blieben so möglicherweise sprachliche und kulturelle Kompetenzen unerkannt, die man an bestimmten Stellen in der täglichen Arbeit gut gebrauchen könnte. So oder so: „Wir haben großes Interesse daran, den Anteil zu erhöhen“, sagt Schmidt, wobei die Neueinstellungen bei der Stadt aus bekannten Gründen zuletzt insgesamt eher spärlich waren.

Suboptimal

Das weiß man auch beim Integrationsrat, der sich dennoch verstärkte Bemühungen wünscht.

"Suboptimal" nennt Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrats, den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Mitarbeiterschaft der Stadt. Auch wenn es keine belastbaren Zahlen gibt, lasse der subjektive Eindruck daran keinen Zweifel. Den Verantwortlichen hält Telli zu Gute, dass sie das Problem wahrnehmen und benennen. „Schon die Erkenntnis ist ein Gewinn.“ Man suche gemeinsam nach Lösungen und werde dies auch weiterhin tun. „Zielsetzung muss sein, dass die Bevölkerung im städtischen Betrieb abgebildet ist, um langfristig Glaubwürdigkeit zu erlangen.“

„Aus Gründen vonDemokratie und Bedarf“

Ob eine feste Quote helfen könnte? „Ich bin wirklich kein Quotenbefürworter, schließlich darf die Qualität nicht auf der Strecke bleiben“, so Telli, „aber manchmal braucht man ein überprüfbares Instrumentarium“. Telli befürwortet eine Selbstverpflichtung der Stadt – „aus demokratischen und gesellschaftlichen Gründen, aber auch aus Gründen des Bedarfs“.

Dabei sei ihm bewusst, dass die Stadt angesichts ihrer finanziellen Lage und den damit verbundenen Restriktionen bei der Personalplanung wenig Spielraum habe, hoch gesteckte Ziele zu erreichen. „Man muss gucken, was man über Fluktuation und pflichtgemäße Neueinstellungen machen kann.“