Oberhausen. Zu dick, zu steif, zu unbeweglich - Oberhausens Kinder leben ungesund, trotz gesundheitlicher Aufklärung. Vor allem Jungen mit Migrationshintergrund sind betroffen. Bei der Impf-Quote gibt es dagegen gute Nachrichten.
Trotz aller Mühe um gesundheitliche Aufklärung werden die Kinder in Oberhausen immer dicker, sie bewegen sich zu wenig und haben häufiger als früher Koordinationsstörungen. Das zeigt der neueste jetzt veröffentlichte Kindergesundheitsbericht der Stadt Oberhausen auf. Hauptquelle der Analyse sind die Ergebnisse der jährlichen Schuleingangsuntersuchungen.
Dabei stellten die Ärzte 2009 und 2010 bei etwa einem Viertel der Kinder eine Einschränkung der Körperkoordination fest. Von 2009 zu 2010 ist eine leichte Zunahme von 23,6 auf 26,4 Prozent zu erkennen. Jungen sind dabei deutlich öfter als Mädchen betroffen: Bei nur 65 Prozent von ihnen stellten die Ärzte keinen Befund fest, Mädchen sind zu 82 Prozent befundfrei.
Mehrfache Einschränkungen
Bei immerhin 14 Prozent der untersuchten Oberhausener Kinder machten die Mediziner sogar mehrfache Einschränkungen aus: Nicht nur ihre Körperkoordination, sondern auch ihre Visuomotorik (umfasst u.a. die Auge-Hand-Koordination und ist besonders wichtig für den Schuleinstieg) war eingeschränkt.
Besonders häufig (über 17,5 Prozent) traten diese Mehrfachbefunde in Alsfeld, Osterfeld Mitte/Vonderort, Lirich-Nord, Marienviertel-Ost und -West auf; vor allem aber in Bermensfeld (23 Prozent). Anteilig nur wenige Kinder fanden sich hingegen in Dümpten, Alstaden, Rothebusch und Königshardt.
Positiv wirkt sich der Besuch des Kindergartens auf die körperliche und geistige Bewegungsfähigkeit aus, schlussfolgert der Gesundheitsbericht: Insbesondere bei der Visuomotorik zeigte sich, dass von Kindern, die eine Kita gar nicht oder nur kurz besuchten, mehr als die Hälfte (58 Prozent) Störungen aufwiesen.
Kita-Besuche entscheidend für Sprachentwicklung
Der Anteil der übergewichtigen Kinder stieg von 2009 auf 2010 um einen Prozentpunkt auf 12 Prozent an. Der Anteil der Kinder mit krankhaftem Übergewicht lag 2010 bei 6 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund haben häufiger Probleme mit Übergewicht, besonders betroffen sind hier die Jungen. Unter ihnen wiegt jeder fünfte Schulanfänger zu viel. Die meisten dicken Kinder leben in Oberhausen-Ost (13,8 Prozent) und Mitte/Styrum (12,8 Prozent), die wenigsten in Sterkrade-Mitte (9,7 Prozent).
Wen wundert’s, dass ein längerer Kita-Besuch auch entscheidend für die Sprachentwicklung ist? Unter den Kindern ohne Migrationshintergrund, die mehr als zwei Jahre eine Kindertageseinrichtung besucht haben, liegt der Anteil ohne Befund um 17 Prozent über dem Wert für Kinder mit ein- bis zweijähriger Kindergarten-Erfahrung.
Zwei von fünf Jungen
Trotz aller Anstrengungen gilt aber: „Mehr als die Hälfte der Schulanfänger (58,3 Prozent) benötigt Förderbedarf in Deutsch“, heißt es im Bericht. Während zwei von fünf Jungen in der Sprachentwicklung negativ auffallen, liegt der Wert für Mädchen um 11 Prozent niedriger. Fazit: Für Kinder mit Migrationshintergrund werden fast durchgehend häufiger Entwicklungsauffälligkeiten festgestellt.
Der Kita-Besuch hilft. Im Durchschnitt gingen die Oberhausener Kinder aber bis zur Schuleingangsuntersuchung 34,8 Monate in eine Kita, bei den Kindern mit Migrationshintergrund waren es nur 31 Monate. Positives zeigte der Gesundheitsbericht aber auch auf: 96 Prozent der Kinder mit einem Impfausweis sind vollständig gegen Masern geimpft, 95 Prozent sogar gegen Hepatitis B.