Über 1200 Jugendliche aus neun Schulen nehmen an der Woche gegen Rechtsextremismus teil, die vom 6. bis zum 10. Februar in Oberhausen stattfindet. Stargast ist Sally Perel (86), Autor von „Ich war der Hitlerjunge Salomon“, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, junge Leute vor wiederaufkeimendem Neonazismus zu warnen.
„So bekommt der Schrecken und die Aberwitzigkeit meines Überlebens noch einmal einen zusätzlichen Sinn“, hatte Perel gesagt, als er 2011 das Käthe-Kolwitz-Gymnasium besuchte.
So beeindruckend und faszinierend ist die Begegnung zwischen diesem Zeitzeugen und den Schülern, dass es für Gesa Reisz, Leiterin des Fachbereichs Politische Bildung der Volkshochschule, außer Frage stand, dass es ihr gelingen würde, Sponsoren für eine erneute Einladung des Mannes zu finden, der erlebte, wie „das Gift der Diktatur jeden Tag in junge Gehirne getropft wurde“.
Eine Veranstaltung mit Perel kostet 400 Euro. „Außerdem müssen Hotelkosten für ihn und zwei Begleitpersonen bezahlt werden“, gibt Reisz an. „Dennoch wussten die Schulen, dass er wieder kommt und dass ich mich um das Geld kümmere.“
Bildungswoche aus dem Hut gezogen
Was niemand ahnen konnte geschah Anfang Oktober 2011: Reisz erhielt eine Mitteilung vom Deutschen Volkshochschulverband, dass das Bundesministerium für Kinder, Jugend und Familie Jugendprojekte gegen Rechts finanziere. „Plötzlich lag Geld auf der Straße – 23.000 Euro“, sagt Reisz. Doch um sie zu bekommen, reichten die Begegnungen mit Perel nicht aus. Mehrstündige Veranstaltungen waren die Voraussetzung dafür, Fördermittel zu erhalten. Gesa Reisz hatte genau einen Tag Zeit, um Perels Lesereise so zu erweitern, dass sie den Kriterien des Ministeriums entsprach. Sie zog die eine mit Workshops gespickte Bildungswoche aus dem Hut.
„Das war nur möglich, weil es mit Gedenkhalle, Bunkermuseum und Geschichtswerkstatt ein Netzwerk an Kooperationspartnern gibt“ - und ein antifaschistisches Bündnis. So half Stephanie Mantaj vom Jugendclub Courage bei der Referentensuche. Auch die Schulen hatten Ideen.
Diskussion beim Essen
Schüler werden sich mit Themen wie „Der Lifestyle der Rechten“, „Fußball und Rechtsextremismus“, „Rechtsrock“ oder „Oberhausen unterm Hakenkreuz“ befassen. Anschließend werden sie beim kostenlosen Mittagessen miteinander diskutieren.
Der Jude Sally Perel rettete sein Leben in der Haut des Feindes als Hitlerjunge Josef Perjell. Am Mittwoch, 8. Februar, ist er Gast der Volkshochschule im Bert-Brecht-Haus, Raum 330a. Die Begegnung mit Perel beginnt um 19 Uhr und dauert zwei Stunden. Eintritt: 5 Euro.
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