Oberhausen. .

Wenn Anhänger beider Mannschaften mit Trikot und Schal gemeinsam im Pendelbus zum Stadion rollen, ist dies ein erster kleiner Wink, dass es sich hier um ein Freundschaftsspiel handelt. Wenn die Sitznachbarn dann noch die Fremdenführung bei den auftauchenden Sehenswürdigkeiten der Stadt übernehmen, wohl erst recht. „Dort! Rechts! Der Gasometer! Da war schon mal eine Fußballausstellung drin.“ Allerhand!

Schwarz-gelbe Schirmparade

So geschehen beim Freundschaftsspiel zwischen Rot-Weiß Oberhausen und dem deutschen Meister Borussia Dortmund. Und das Erste, was der Dortmunder Anhang aus dem Gelenkbus vor den Toren des Stadion Niederrhein veranstaltet, ist eine schwarz-gelbe Schirmparade. „Oberhausen ist immer eine Reise wert, aber ständig nass.“ Werner Kämper (53) aus Dortmund-Mengede erinnert sich am Kassenhäuschen an frühere Ausflüge ins westliche Ruhrgebiet. Spaziergang im Kaisergarten: Regen! Einkaufen im Centro: Regen! Da ist es jedoch zumindest überdacht.

Im Stadion Niederrhein sind dagegen längst nicht alle Plätze regengeschützt. Jennifer Maier (22) zieht sich im Stadioninnenhof ihre BVB-Mütze ins Gesicht. Sie kommt aus Oberhausen-Holten, geht fußballtechnisch aber fremd. Ihr Wunsch: „Einmal Kevin Großkreutz aus der Nähe sehen!“ Aus der Ferne ertönt ein schriller Pfiff. Anstoß! Jennifer rennt Richtung Kurve.

Kühle Köpfe am Seitenrand und hitzige Debatten auf der Tribüne

Während in einer Tour Regenschwaden am Flutlicht vorbeiziehen, steht BVB-Trainer Jürgen Klopp entspannt an der Seitenlinie. Klopp hat sich mit Trainingsjacke und Pulli gleich eine doppelte Kapuze aufgesetzt, während sich Kollege Basler auf der nicht überdachten Trainerbank gleichgültig das Nass auf den Kopf regnen lässt.

Kühle Köpfe am Seitenrand, hitzige Debatten auf der Tribüne. Ein älteres Ehepaar diskutiert die letzte Szene. Von wegen Freundschaftsspiel. Er: mit RWO-Schal. Sie: mit BVB-Schal. Der Haussegen hängt schief. „Das Tor hätte nie fallen dürfen. Warum wurde nicht früher gepfiffen?“, raunzt er. Während sie ihm nur ein „Klares Tor! Mehr davon!“ entgegen bringt. Gerade hat Sebastian Kehl einen abgefälschten Ball ins Tor der Rot-Weißen gelenkt. Der Jubel ist hörbar, aber verhalten. Richtig! Freundschaftsspiel.

„Siehste, der ist doch gekauft!“

Der BVB gibt in der Anfangsphase das Tempo vor. Da wird der Edelfan in der „Kalten Muschi Loge“ zum begossenen Pudel. Er muss mehrfach den Schirm zur Seite legen und den Spielstand per Papptafeln auf die Anzeigentafel schieben. Bis zur Halbzeit dreimal: 0:3.

Die BVB-Fans unter den knapp 5500 Zuschauern haben sich jetzt warm gesungen: „Nie deutscher Meister, ihr werdet nie deutscher Meister“, schallt es dem Drittligisten entgegen. Mario Basler ist es mittlerweile zu feucht geworden. Er hat sich auf die überdachte Spielerbank verkrochen. Auf der Tribüne amüsiert sich das RWO/BVB-Pärchen über den Schiedsrichter, der vom Ball getroffen wird. „Siehste, der ist doch gekauft!“

Auf dem Feld wird jetzt munter gewechselt. Auch Kevin Großkreutz geht raus. Jennifer wittert ihre Chance: „Zumindest einmal abklatschen!“ Es gelingt.

Dann ist Schluss. 0:4 verloren. Doch die Fans sind sich einig: „Zweite Halbzeit war gut! Für Münster zum Ligastart sollte es reichen!“