Essen. Zur Vorbeugung wirbt die Polizei Essen seit 2009 gezielt Abiturienten in Schulen an. Auch EU-Ausländer und türkische Bewerber sind herzlich willkommen. Viele junge Menschen können die Anforderungen der Polizeiausbildung jedoch nicht mehr erfüllen.

1400 Polizeianwärter statt bisher 1100 werde das Land NRW ab sofort einstellen, hatte Innenminister Ralf Jäger im Februar bei der Vereidigung der Anwärter in der Grugahalle angekündigt. Inzwischen steht dieses Versprechen unter dem Vorbehalt: Falls er das Geld dafür bekommt.

„Wir haben schon in den letzten Jahren mehr Anwärter eingestellt, als Beamte in Pension gegangen sind“, sagt Jägers Sprecher Ludger Harmeier. „Und das ist auch dringend nötig.“ Denn in den nächsten Jahren steht ein Pensionierungsschub besonders bei der Kripo an. Harmeier zeigte sich zuversichtlich, die Mehrausgaben durch die laufenden Haushaltsberatungen retten zu können.

Jetzt kommen die geburtenschwachen Jahrgänge

Die Essener Polizei hat das Nachwuchsproblem auch schon vor Jahren erkannt und ihre Einstellungsberater 2009 zu Paten gemacht, die interessierte Abiturienten gezielt in den Oberstufen von 30 Essen Schulen anwerben und von der Bewerbung bis zum Ende der Ausbildung begleiten. Die Idee dahinter: „Wir wollen versuchen, die Essener Bewerber auch in Essener Dienststellen unterzubringen“, sagt Markus Renzel, der sich vor allem um die Betreuung während des dreijährigen Bachelor-Studiums an der FH Gelsenkirchen kümmert.

Um 1100 Kommissarsanwärter zu finden, muss die Polizei unter rund 7000 Kandidaten wählen können. Das ist derzeit noch kein Problem, aber jetzt kommen die geburtenschwachen Jahrgänge aus der Schule - und die Unternehmen bewerben diese Zielgruppe wegen des beginnenden Fachkräftemangels ebenfalls intensiv. Zudem bemerkt die Polizei mit Sorge, dass die Abiturienten unfitter werden, sagt Einstellungsberater Markus Niemann: „Immer mehr junge Leute kommen aus der Schule und können nicht oder nicht gut genug schwimmen.“

Auch türkische Bewerber werden derzeit gern genommen

Das Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze und das Sportabzeichen sind Voraussetzungen für eine Bewerbung, sagt Beraterin Sonja Galatsch-Perrey und zählt weitere Kriterien auf: „Mindestgröße 163 cm für Frauen und 168 cm für Männer. Abi oder Fachhochschulreife, medizinische Selbstauskunft und Englischkenntnisse.“ Deutscher muss der Bewerber nicht sein. EU-Ausländer dürfen sich bewerben, auch türkische Bewerber werden derzeit gern genommen. Alle erwartet ein dreijähriges Studium mit Trainings- und Praxisphasen. Dann tun die Absolventen Dienst bei der Einsatzhundertschaft und auf den Wachen. Das Anfangsgehalt entschädigt für den Prüfungsdruck der ersten drei Jahre: 960 Euro im Monat. Kontakt: 829-2297.