Oberhausen. .
Wenn irgendwo einmal der Wurm drin steckt: Seit Jahren macht das Deutsche Rote Kreuz Oberhausen negativ von sich reden, wird beherrscht von Finanznot, urplötzlichen Kündigungen, Arbeitsgerichts-Prozessen, Querelen in den verschiedenen Mannschaften und heftigen Vorwürfen, da werde gemauschelt und getrickst.
Der neue, nach einem Machtkampf mit dem Mülheimer Thomas Götz im Frühjahr gewählte Vorstand um den Recklinghäuser Vorstandsvorsitzenden Jörg Hansmeier wollte vieles besser machen. Das DRK wirtschaftlicher aufstellen, alles transparenter machen und die Unruhe in der Belegschaft abstellen.
Doch noch nicht einmal sechs Monate nach Antritt des neuen erfahrenen Geschäftsführers Mario Reichert, am 1. August noch herzlich von Hansmeier mit Blumen empfangen, ist es mit der Idylle schon wieder vorbei.
Johann Härtling ist neuer DRK-Chef
Der 51-jährige Aachener Reichert, studierter Betriebswirt, lange Jahre Manager in der Privatwirtschaft und acht Jahre in der Geschäftsleitung des DRK Düsseldorf, ist schon wieder weg. Einvernehmlich trennte man sich in der Probezeit - man habe „verschiedene Vorstellungen zu strategischen Weichenstellungen für den DRK gehabt“, wie es diplomatisch heißt. Und zauberte gleich einen neuen Geschäftsführer aus dem Hut: Johann Härtling, ein 46-Jähriger von der Awo Dortmund, der am gestrigen Montag morgen seinen Dienst antrat.
Vorsitzender Hansmeier und Vorstandsmitglied Barbara Pezzei (auch Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft), die die Ablösung vorangetrieben hatten, loben Reicherts Kompetenz und wirtschaftlichen Sachverstand im Gespräch so sehr, dass man sich schon fast wundert, warum der Mann denn nun abgelöst worden ist.
„Er war ein mehr restriktiver Sanierer, der Geschäftsfelder aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben wollte. Wir hatten Angst, dass dadurch in der Stadt wichtige Kernaufgaben des DRK verloren gehen“, sagte Pezzei schließlich. Die Trennung sei eine ganz normale Geschäftsentscheidung.
"Reichert ist ein Kaufmann wie er im Buche steht"
„Reichert ist ein Kaufmann wie er im Buche steht, er hat hervorragend gearbeitet, aber er hat fast ausschließlich den kaufmännischen Bereich gesehen“, meint Hansmeier.
Natürlich habe man bedacht, dass das Vorgehen das Image des DRK weiter schädigen könne. Doch der Zwist über strategische Weichenstellungen schon zu Beginn einer längeren Amtszeit sei kein gutes Omen - und deshalb habe man die Reißleine gezogen.
Die Adhoc-Entscheidung führte auch noch zum Zerwürfnis im Vorstand: Dirk Rubin, „Löwenzahn“-Geschäftsführer und stellv. DRK-Vorstandschef war wie Schatzmeisterin Gerlitzki gegen das Ausscheiden von Reichert - aus betriebswirtschaftlichen und Image-Gründen. Rubin legte sogar sein Amt nieder. „Reichert hat den DRK wieder gut aufgestellt und mit neuer positiver wirtschaftlicher Perspektive versehen“, lobt Rubin, der für die Entscheidung keine nachvollziehbaren Gründe seiner Ex-Kollegen sieht.
Minus sank auf 150.000 Euro
Tatsächlich: Zeigte der Jahresabschluss 2010 mit 447.000 Euro durch viele Altlasten einen Rekordverlust, so sinkt das Minus 2011 auf nur noch 150.000 Euro. 2012 will man verlustfrei abschließen.
So sollen die eigentlichen Gründe des Ausscheidens von Reichert darin liegen, dass der Vorstand den Düsseldorfer als zu eigenmächtig empfunden habe. Indirekt bestätigt dieses Gerücht Hansmeier, wenn er sagt: „Der Vorstand nimmt seine Verantwortung sehr ernst: Der Geschäftsführer lenkt die Geschicke des Verbandes so wie wir meinen, dass es das Beste für den DRK ist.“