Die „Rocky Horror Show“ kommt zurück nach Oberhausen. Nach der legendären Inszenierung von Fritzdieter Gerhards Ende 1987 und dem anschließenden Dauererfolg im ehemaligen Europakino kehrt das bizarre Grusical für fünf Tage heim in die Stadt. In der König-Pilsener-Arena wird ein Mann am Rande stehen und die Hits wie den „Time Warp“ und „Sweet Transvestite“ anhören, weil er der Erzähler ist. Ein prominenter Erzähler: Sky du Mont. Georg Howahl sprach mit dem Schauspieler über Wurfgeschosse, Seriosität und seine unglücklichen Erfahrungen mit der Boulevardpresse.
Herr du Mont, wie fühlen Sie sich als der personifizierte Buh-Mann in der „Rocky Horror Show“?
Sky du Mont: Mir macht es tierischen Spaß, den Erzähler zu spielen. Inzwischen wehre ich mich viel mehr als anfangs gegen die „Boring“-Rufe aus dem Publikum. Und ich merke, dass die Leute das köstlich finden. Die mögen das. All das hat seinen Ursprung im Kult um das Stück. Das darf man nicht persönlich nehmen.
Hat es lange gedauert, bis Sie sich aufs Publikum eingestellt hatten?
du Mont: Die ersten Vorstellungen waren schon heftig von den Publikumsreaktionen, da hab ich gedacht: Mannomann. Aber jetzt merke ich natürlich, dass die Leute, die dazwischen rufen, es ja nicht böse meinen, sondern als Witz. Das gehört einfach dazu. Mittlerweile läuft es umgekehrt, wenn die Leute nicht reagieren, dann stelle ich mich hin und sage: Leute, das ist ein Mitmachstück, das üben wir jetzt mal.
Wann sind Sie selbst eigentlich erstmals mit der „Rocky Horror Show“ in Kontakt gekommen?
du Mont: Ich bin damals an den Münchener Museumslichtspielen immer mit dem Fahrrad vorbeigefahren. Und da standen diese verrückten Leute davor, ganz kostümiert. Ich dachte: Das ist ja schräg! Dann habe ich mir den Film angeschaut – er war für die damalige Zeit revolutionär mit den Männern und Strapsen. Heute ist das kein Aufreger mehr. Es ist die Inszenierung, die ich so gut finde. Die ganze Musik ist toll. Und es ist so, dass wir alle hinter der Bühne stehen und die Lieder mitsingen. Alle, selbst die von der Garderobe…
Sie sind einer der wenigen Erzähler, die keine Strapse auf der Bühne tragen . . .
du Mont: Das wäre natürlich ein billiger Lacher gewesen, wenn die Leute ausgerechnet mich so sähen. Ich habe die Rolle aber so angelegt, dass ich wie ein Papa diesen verrückten Kindern zuschaue. Das habe ich kultiviert. Ich schaue zu und denke: Meine Güte, das ist ja witzig, was die da treiben. Wenn man mit einem Buch auf die Bühne kommt, hat man ja Abstand zum Geschehen.
Das hat also nichts mit der Sorge um Ihr Image zu tun?
du Mont: Es wäre nicht so toll, wenn ich mit Strapsen da herumliefe. Dann würden die Leute sagen: Jetzt versucht er es mit Druck. Sie wissen, wie manche Ihrer Kollegen sind . . .
Sie sprechen auf die Boulevard-Schlagzeilen an, die Ihre Äußerungen über die Zone unter der Gürtellinie gemacht haben?
du Mont: Ja, grauenvoll war das. Wissen Sie, dass davon kein Wort wahr ist? Kein Wort! Ich habe dagegen gekämpft, dass das die Runde macht, aber es war sinnlos. Ich bin damals gefragt worden, ob ich Strapse trage – so wie jetzt auch. Ich sagte: Nein. Dann kam die Frage: Würden Sie denn Ihre Beine rasieren? Ich sagte: Nein, würde ich nicht. Dann kam die Frage: Was halten Sie von Totalrasur? Ich sagte: Jedem Tierchen sein Pläsierchen, mein Ding ist es nicht. Aber viele halten es mit dem Motto: Je tiefer die Hecke, je höher wirkt das Haus. Es bezog sich aber alles auf andere Leute.
Warum haben sich alle auf diese Äußerungen gestürzt?
du Mont: Gerade bei mir ist das ein gefundenes Fressen. Denn was verkaufe ich? Seriosität, das ist mein Markenzeichen. Wenn Martin Semmelrogge das gleiche gesagt hätte, hätte sich niemand aufgeregt und alle hätten sich totgelacht.
Bei ihm wäre ja der Kontrast nicht so groß. Andererseits: Der Satz, mit dem sie in die Filmgeschichte eingegangen sind, lautet ja . . .
du Mont: So, jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los!
Sind Sie je von den Wurfgeschossen getroffen worden, die bei „Rocky Horror“ durch die Luft fliegen?
du Mont: Nein, nie. Ich habe ja meinen Auftritt, wenn die Fans mit den Klopapierrollen werfen. Das ist der Hammer. Da sitzen ja manchmal Leute im Publikum, die das nicht kennen. Wenn denen plötzlich die Klopapierrollen über die Köpfe fliegen, dann muss man in ihre Gesichter schauen . . . Wahnsinn! Ich habe noch nie so gerne auf der Bühne gestanden wie in diesem Stück.
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